Holstein Kiel: Auch in Nürnberg so sicher wie die Bank von England?
Holstein Kiel will heute mit einem Sieg beim 1. FC Nürnberg den nächsten Schritt in Richtung Fußball-Bundesliga machen und Tabellenplatz zwei zementieren. Apropos Zement: Die Abwehr der Schleswig-Holsteiner war zuletzt so dicht wie ein Mauerwerk.
Als Marcel Rapp noch selbst gegen den Ball trat, trugen Abwehrspieler gerne einmal martialische Spitznamen wie "Schlachter" oder "Wadenbeißer". Gerade zu Beginn seiner Profizeit Anfang der 1990er Jahre wurde Fußball noch gearbeitet. Erst recht in den unteren Spielklassen. Rapp kickte in seiner Laufbahn überwiegend in der Regionalliga. Und der gebürtige Pforzheimer war Innenverteidiger.
Es ist also nicht verwunderlich, dass der 44-Jährige auch als Trainer viel Wert auf Defensivarbeit legt. "Man muss immer die Grundtugenden reinwerfen - laufen und kämpfen", betonte Rapp vor der Partie seiner Kieler am heutigen Sonnabend (13 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) beim 1. FC Nürnberg noch einmal. "Plus inhaltlich guten Fußball spielen", ergänzte er im selben Atemzug, um gar nicht erst in den Verdacht zu geraten, ein Verfechter eines wenig attraktiven Spielstils nach dem Motto "Hoch und weit bringt Sicherheit" zu sein.
Holstein zuletzt dreimal in Folge ohne Gegentor
51 Treffer in 27 Zweitliga-Partien zeugen davon, dass an der Förde kein Beton angerührt wird. Damit haben die "Störche" sogar ein Tor mehr als die Übermannschaft des FC St. Pauli erzielt. Vor dem Jubel stand aber stets die "Maloche", also die kraftintensive Eroberung des Spielgeräts. "Was wir immer auf den Platz bringen, ist eine Kompaktheit, eine hohe Intensität mit und gegen den Ball. Das ist die Grundbasis, da bin ich sehr zufrieden", sagte Rapp über das Erfolgsgeheimnis seiner Mannschaft.
In fünf der vergangenen sieben Partien blieb Holstein ohne Gegentreffer. Zuletzt gab es drei Zu-null-Spiele in Folge. Derzeit hütet Keeper Timon Weiner ein Gehäuse, das so sicher wie die Bank von England ist.
Rapp mit großem Respekt vor Nürnberg
Nun aber geht es nach Nürnberg. Also zu einem Team, das im Tableau jenseits von Gut und Böse steht, dementsprechend befreit aufspielen kann und ohnehin über viel fußballerisches Potenzial verfügt. "Das ist ein spannender Gegner mit einer guten Idee vom Fußball", lobte Rapp die Franken. Unterschätzen wird der Tabellenzweite den "Club" auch deswegen nicht, weil das Hinrunden-Duell mit 0:2 verloren wurde. "Es wird ein hartes Stück Arbeit", prognostizierte Rapp.
Porath gesperrt, Erras und Pichler Wackelkandidaten
Der Unterstützung ihrer Fans darf sich die KSV gewiss sein. Über 1.000 Anhänger werden das Team ins ferne Nürnberg begleiten. "Das wissen wir sehr zu schätzen und ist keine Selbstverständlichkeit. Und wir wollen alles dafür tun, dass sie wieder glücklich in den Zug einsteigen und eine gute Heimfahrt haben", sagte Kiels Coach.
Lediglich als "Touristen" werden Ersatzkeeper Thomas Dähne und Verteidiger Colin Kleine-Bekel (beide langzeitverletzt) sowie der Gelb-gesperrte Finn Porath ins Frankenland reisen. Auch hinter den Einsätzen der angeschlagenen Benedikt Pichler und Patrick Erras stehen noch Fragezeichen.
Die möglichen Ausfälle? Kein Problem für Rapp! "Wir haben viele gute Spieler, die in einer guten Form sind", sagte der Coach. Bei Holstein ist eben nicht entscheidend, wer spielt, sondern wie gespielt wird.
Mögliche Aufstellungen:
1. FC Nürnberg: Klaus - Gyamerah, Jeltsch, J. Horn, Brown - Flick, Castrop, Goller, Uzun, Okunuki - Andersson
Holstein Kiel: Weiner - M. Schulz, Ivezic, Komenda - T. Becker, Sander, Holtby, Rothe, Skrzybski - Bernhardsson, Machino