Hansa Rostock überzeugt in Cottbus - und verliert deutlich
Der FC Hansa Rostock hat am Sonntagnachmittag beim FC Energie Cottbus die bis dato wohl bitterste Saisonniederlage kassiert. Die Mecklenburger waren gegen den Drittliga-Tabellenführer lange das fußballerisch bessere Team, trafen dreimal das Aluminum, vergaben weitere Chancen und verloren am Ende mit 1:3 (0:1).
Diese Pleite werden Kapitän Franz Pfanne und Co. gewiss noch lange in Erinnerung behalten. Im Falle von Pfanne auch, weil er in der Schlussphase mit einem zugeschwollenen Auge ausgewechselt werden musste. Aber auch ohne diese Verletzung hätte der Defensivspezialist wie seine Teamkameraden die Rückreise an die Ostsee wohl mit einem Brummschädel angetreten. Denn Hansa hatte gegen den Überraschungs-Spitzenreiter Chancen für zwei Spiele, ließ aber auch beste Möglichkeiten aus und brachte sich zudem durch Nachlässigkeiten in der Abwehr um einen Punktgewinn.
Tim Campulka (45.+1), Maximilian Krauß (65.) und Lucas Copado (69.) trafen für Cottbus und sorgten so für die erste Rostocker Pleite nach zuvor drei Siegen in Serie. Ryan Naderi erzielte den Ehrentreffer für die Hanseaten (87.).
"Es ist super ärgerlich. Wir können das Spiel sicherlich gewinnen. Und wenn es 4:4 ausgeht, dann sagt sicherlich auch keiner etwas", sagte Coach Daniel Brinkmann. "Nichtsdestotrotz müssen wir auch hart mit uns ins Gericht gehen, weil wir auch Situationen nicht gut gelöst haben - beispielsweise bei den Gegentoren", ergänzte der 38-Jährige.
Haugen und Pfanne im Aluminium-Pech
Beide Teams waren vor 19.700 Zuschauern im ausverkauften Stadion der Freundschaft von der ersten Sekunde an auf schnelle Ballgewinne aus. Durch das extrem hohe Pressing der Konkurrenten gab es vorerst zwar kaum Ballstafetten zu begutachten, dafür jedoch viele intensive Zweikämpfe und daraus resultierend einige Unterbrechungen.
Das Spiel war wild, temporeich und voller Leidenschaft. Und nach der unruhigen Anfangsphase wusste insbesondere Hansa durch strukturierten, schnellen Fußball zu gefallen. Die Brinkmann-Mannschaft war ab Mitte des ersten Durchgangs die bessere Mannschaft und besaß durch Sigurd Haugen zwei ausgezeichnete Chancen zur Führung. Zunächst scheiterte der Norweger am herausstürzenden Keeper Elias Bethke (24.), dann traf der 27-Jährige die Unterkante der Latte.
Das Aluminium des Cottbuser Tores bebte damit bereits zum zweiten Mal an diesem Nachmittag: Ein Kopfball von Pfanne hatte in der achten Minute ebenfalls das Torgestänge gestreift.
Campulka sorgt für schmeichelhafte Cottbus-Führung
Den drei Topchancen der Mecklenburger stand bis in die Nachspielzeit nur eine sehr gute Gelegenheit der Lausitzer entgegen. Diese hatte Krauß freistehend kläglich vergeben (29.). Kurz vor dem Pausenpfiff stieg dann aber Campulka nach einem Eckstoß von Phil Halbauer am höchsten und bugsierte das Spielgerät mit der Stirn ins lange Eck.
Riesenjubel bei Energie, Frust pur bei Rostock. Zeitpunkt und Zustandekommen des Gegentreffers waren aus Rostocker Sicht sehr unglücklich - und das 0:1 zur Halbzeit auch unverdient.
Hansa hat die Chancen, Energie die nötige Effizienz
Hansa ließ sich durch den Rückstand nicht demoralisieren. Die Brinkmann-Elf knüpfte nach dem Seitenwechsel nahtlos an ihre überzeugende spielerische Vorstellung im ersten Abschnitt an. Der Abschluss blieb jedoch das große Rostocker Manko. Nils Fröling sorgte zunächst für den dritten Aluminium-Treffer der Gäste (51./Pfosten) am dritten Advent, dann scheiterte Haugen an Campulka, der für den bereits umspielten Bethke auf der Linie rettete (55.).
Es war nicht der Tag des FC Hansa, wohl aber der des Tim Campulka. Denn dem Tor und der Rettungstat ließ der Innenverteidiger die Vorlage zum 2:0 folgen - allerdings mit freundlicher Unterstützung von Alexander Rossipal, der den weiten Schlag per Kopf zu seinem Torwart Benjamin Uphoff leiten wollte. Der Versuch geriet aber viel zu kurz, Krauße spritzte dazwischen, hob das Spielgerät über Uphoff und sorgte für das 2:0.
Als Copado kurz darauf nach einem Traumpass des eingewechselten Tolcay Cigerci aus der Nahdistanz den dritten Energie-Treffer erzielte, mussten sich die 2.000 mit in die Lausitz gereisten Rostock-Fans endgültig mit dem Gedanken an eine Pleite anfreunden. Der eingewechselte Naderi konnte zwar noch verkürzen und besaß kurz darauf sogar die Chance zum 2:3 (90.). Aber eine Rettungstat von Krauß verhinderte, dass dieser verrückte Fußball-Nachmittag vielleicht noch verrückter geworden wäre.