Hansa Rostock im Mekka der Winter-Trainingslager
Drei Flugstunden von Deutschland entfernt, im türkischen Belek, bereitet sich Hansa Rostock auf die Rückrunde vor. Für das Erreichen der Saisonziele ist das Trainingslager diesmal besonders wichtig.
Der erste Test ist gelungen. Nach dem 6:0 gegen den polnischen Erstligisten KS Cracovia wirkte Patrick Glöckner erleichtert. "Wir wollten sehr intensiv spielen, mit gutem Zweikampfverhalten", meinte der Coach, der fast allen Spielern Einsatzzeit gegeben hat. Bis zum 15. Januar will Glöckner in Belek die Grundlagen für eine erfolgreiche Rückrunde legen. Auch der zweite Test am Dienstag gegen Ligakonkurrent Greuther Fürth verlief aus Rostocker Sicht vielversprechend. Mit 4:1 (2:1) behielten die Norddeutschen in der XXL-Partie über viermal 30 Minuten die Oberhand. Kevin Schumacher, Kai Pröger, John Verhoek und Haris Duljevic trafen.
Die Ausgangslage ist einmalig: 77 Tage liegen für Hansa zwischen dem Ende der Hinrunde, dem Auswärtserfolg in Braunschweig, und dem Start in die Rückrunde, am 28. Januar in Heidenheim. Nie war eine Winterpause länger. Nie aber auch die Möglichkeit besser, die Mannschaft in aller Ruhe weiterzuentwickeln. Eine Situation, die Glöckner - zwei Spieltage vor Hinrundenende als Härtel-Nachfolger verpflichtet - entgegenkommt.
Gegend um Antalya auf Fußball-Camps spezialisiert
Ob Hansa sein Saisonziel Klassenerhalt erreicht, hängt maßgeblich davon ab, ob es Glöckner gelingt, der Mannschaft mehr Torgefahr einzuimpfen. Die Offensive ist mit bislang 17 Treffern im Zweitliga-Ranking auf dem vorletzten Platz. Die Defensive hat sich trotz einiger individueller Aussetzer in der Summe als solide erwiesen. So liegt ein Fokus in Belek darauf, im Spiel mit dem Ball mehr Sicherheit zu gewinnen.
"Unser Platz im Hotel ist sehr gut", urteilt Martin Pieckenhagen, der Sportvorstand. "Wir können alles mit den Spielern trainieren. Wir arbeiten auf anderthalb Plätzen gleichzeitig, die Rahmenbedingungen sind sehr gut." Dass die Plätze so exzellent sind, liegt daran, dass sich die Gegend um Antalya seit Jahren auf Fußball-Camps spezialisiert hat. Die Hotels leben im Winter davon. Mannschaften aus der Türkei, Europa und Asien kommen nach Belek, um auf den ca. 200 Fußballplätzen der Region zu trainieren. Außer Hansa sind aktuell fünf weitere Zweitligisten da.
Neue Chance für ausgemusterte Profis
Neben den täglichen Einheiten auf dem Platz nutzt das neue Trainergespann in diesen Tagen auch die Gelegenheit, jene Spieler besser einzuschätzen, die zuletzt keine oder kaum eine Rolle gespielt haben. Die unter Härtel ausgemusterten Profis Ridge Munsy und Thomas Meißner sowie der zur zweiten Mannschaft versetzte Theo Martens bekommen unter Glöckner eine neue Chance. Können sie in Belek für sich werben, sind Veränderungen im Kader unwahrscheinlich. Bleiben sie hinter den Erwartungen zurück, haben Trainer und Sportvorstand bis Transferschluss am 31. Januar Zeit, nach Alternativen zu suchen.
Unabhängig davon ist Pieckenhagen in Belek unterwegs, um Kontakte zu anderen Mannschaften und Beratern zu pflegen. "Es ist ein Ort der kurzen Wege", so Pieckenhagen. "Wir tauschen uns über verschiedenste Themen aus." Seit inzwischen vier Jahren ist der ehemalige Bundesliga-Torwart für die Transfers bei Hansa verantwortlich. Nach der Trennung von Jens Härtel, die ihm menschlich schwer gefallen sei, blickt Pieckenhagen nach vorn.
Von den im Sommer neuverpflichteten Spielern haben bisher nur Toptorschütze Kai Pröger (sechs Tore) und Dennis Dressel vollends überzeugt. Dass andere in der zweiten Saisonhälfte eine vergleichbare Entwicklung nehmen, ist die Hoffnung nach diesem Trainingslager.