Hannover 96 gewinnt Derby gegen Braunschweig und ist Dritter
Hannover 96 hat das Niedersachsenderby gegen Eintracht Braunschweig mit 2:0 (2:0) gewonnen. Das Team von Coach Stefan Leitl war im Duell mit dem Zweitliga-Schlusslicht klar überlegen und verbesserte sich auf Platz drei. Das Spiel wurde wegen des Einsatzes von Pyrotechnik wiederholt unterbrochen. Die Polizei zog eine durchwachsene Bilanz.
Fabian Kunze (12.) und Marcel Halstenberg (42., Foulelfmeter) sorgten am Sonntagnachmittag mit ihren Toren für den hochverdienten Erfolg der "Roten", die ihre Aufstiegsambitionen mit einem spielerisch und taktisch reifen Auftritt abermals unterstrichen. Der BTSV war zwar bemüht, ihm fehlten jedoch die fußballerischen Mittel, um den Erzrivalen vor ernsthafte Probleme stellen zu können. Zudem musste die Eintracht nach einer Gelb-Roten Karte gegen Kapitän Jannis Nikolaou ab der 57. Minute in Unterzahl spielen.
Pfitzner: "Es tut extrem weh"
"Ich denke, wir waren schon sehr dominant. Wir müssen vielleicht das eine oder andere besser ausspielen. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir eindeutig die bessere Mannschaft waren", sagte Kunze dem NDR. Er erzielte ausgerechnet im Derby sein erstes Tor für die "Roten": "Das ist einfach geil." Ganz anders war die Gefühlslage natürlich beim BTSV: "Wir haben uns alle mehr erhofft. Das Derby ist ein besonderes Spiel. Es tut schon extrem weh", erklärte Braunschweigs Interimscoach Marc Pfitzner.
Sein Team sei "zu harmlos" gewesen, monierte der etatmäßige U23-Trainer, der wohl bald ins zweite Glied zurückrücken wird. "Ich denke, es wird etwas auf der Trainerbank passieren. Und dann kann auch ein Ruck durch die Mannschaft gehen. Ich bin überzeugt davon, dass die Jungs es schaffen können, die Klasse noch zu halten."
"Fans" zünden Pyro und sorgen für verspäteten Anpfiff
Die Partie begann mit rund sechsminütiger Verspätung, weil einige in den Fanblöcken von 96 und dem BTSV offenbar mit dem gregorianischen Kalender nicht sonderlich gut vertraut sind. Jedenfalls zogen sie Silvester auf den 5. November vor und sorgten durch das Abbrennen von Pyrotechnik dafür, dass dichte Rauchschwaden durch das WM-Stadion am Maschsee zogen. Das war bunt, laut - und ebenso gefährlich wie überflüssig.
Da der Deutsche Fußball-Bund (DFB) solches Verhalten in Stadien nicht duldet, werden beide Clubs demnächst gewiss Post aus Frankfurt am Main erhalten - Neujahrsgrüße werden in den Umschlägen trotz des Silvester-"Spektakels" der unverbesserlichen "Anhänger" nicht sein.
Kunze sorgt für frühe 96-Führung
Ebenso wenig überraschend wie das laut Hausordnung untersagte Feuerwerk war die Dominanz von 96 in der Anfangsphase der Begegnung. Der Aufstiegsanwärter setzte das Schlusslicht sofort unter Druck und wurde für seinen stürmischen Beginn rasch belohnt. Kunze überwand BTSV-Torhüter Ron-Thorben Hoffmann mit einem allerdings nicht ganz unhaltbar ausschauenden Schuss von der Strafraumkante. Der einmal mehr sehr emsige Derrick Köhn durfte sich über einen Scorerpunkt freuen.
Die Gäste waren also schnell unter Zugzwang. Doch das im Vergleich zur 1:4-Pleite gegen Fortuna Düsseldorf in der Vorwoche auf gleich fünf Positionen in der Startelf veränderte Pfitzner-Team war nicht in der Lage, die Abwehr der "Roten" vor größere Probleme zu stellen. In Ballbesitz waren die Braunschweiger vor der Halbzeit einmal mehr in dieser Saison vergeblich auf der Suche nach klugen Lösungen.
Halstenberg erhöht per Elfmeter
Immerhin: Die Arbeit gegen Ball war bis kurz vor der Pause vernünftig. Dann aber fehlte Verteidiger Saulo Decarli bei einer Grätsche gegen Louis Schaub im eigenen Strafraum das Timing. Der Schweizer brachte den Österreicher zu Fall, was einem Mann aus Niederkassel missfiel: Schiedsrichter Sascha Stegemann entschied auf Elfmeter. Halstenberg trat an und verwandelte sicher zum 2:0.
Der Treffer des Nationalspielers sorgte für Frust bei einigen Eintracht-"Anhängern", die sich noch ein paar Bengalos aufbewahrt hatten und diese nun auf den Rasen warfen. Stegemann musste die Partie kurz unterbrechen und schickte die Teams daraufhin vom Feld.
BTSV-Kapitän Nikolaou sieht Gelb-Rot
Kurz nach dem Wiederbeginn war erneut zwischenzeitlich für wenige Minuten Schluss, weil aus dem Braunschweiger Block Feuerwerk auf den Rasen geschossen wurde. Damit taten die Pyromanen zwischen den friedlichen Eintracht-Anhängern den "Löwen" wahrlich keinen Gefallen. Denn in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel hatte die Pfitzner-Elf einen bemühten und etwas zielstrebigeren Eindruck hinterlassen.
Nach der 120-sekündigen Zwangpause war es dann auch schon vorbei mit der zarten BTSV-Herrlichkeit. 96 riss das Spiel wieder an sich und hatte spätestens nach der Gelb-Roten Karte gegen Nikolaou, dessen Arbeitstag wegen wiederholten Foulspiels frühzeitig endete, alle Trümpfe in der Hand.
Statt in den Verwaltungsmodus zu schalten, drängten die Hausherren aber auf die endgültige Entscheidung. Schaub (62.) und Havard Nielsen (78.) scheiterten knapp am 3:0. Nennenswerte Abschlüsse auf der Gegenseite blieben aus, sodass Braunschweig im Derby ohne eine einzige Tormöglichkeit blieb - eine sportliche Bankrotterklärung.
Polizei zieht durchwachsene Bilanz
Die Polizei zog nach dem Derby eine durchwachsene Bilanz. Laut der am Sonntagabend veröffentlichten Mitteilung habe es zwischen den rivalisierenden Fan-Lagern zwar keine Auseinandersetzung gegeben. "Dennoch verzeichnete die Polizei mehrere verletzte Personen, Sachbeschädigungen sowie Gefährdungen Dritter durch das unerlaubte massive Abbrennen von Pyrotechnik", teilte die Polizei Hannover mit.
Ein Beamter schwer verletzt
Bei einer Rangelei im Heimbereich wurde ein Polizeibeamter schwer verletzt. Die Art der Verletzungen und nähere Angaben zur Person wurden zunächst nicht bekannt. Zuvor hatte die Polizei vier Personen kontrollieren wollen, die zwei Unbeteiligten gedroht hatten. Danach sollen sich andere Fans mit den Betroffenen solidarisiert haben und es sei zu der Auseinandersetzung gekommen. Auch zwei Ordner verletzten sich dabei. Mehrere Fans sind zudem laut Mitteilung im Heimbereich einen Kiosk "angegangen".
Sitzreihen im Stadion demontiert
Bei dem Fanmarsch mit 3.500 96-Anhängern am Vormittag sei teils Pyrotechnik auf Einsatzkräfte und Unbeteiligte geworfen worden. Mindestens ein Polizeibeamter wurde dabei laut Mitteilung durch die Knallgeräusche verletzt. Die Anreise der 3.000 Gästefans sei störungsfrei abgelaufen.
Gäste-Fans demontierten einige Sitzreihen und warfen sie vom Oberrang auf den Unterrang. Einsatzkräfte seien in dem Zusammenhang mehrfach mit metallischen Gegenständen beworfen worden. Dabei ermittelte die Polizei laut Mitteilung einen Verdächtigen. Die Heimreise beider Fan-Gruppierungen sei friedlich verlaufen.