Hannover 96 enttäuscht beim Remis gegen Schalke auf ganzer Linie
Hannover 96 hat im Kampf um den Relegationsplatz in der 2. Liga gepatzt. Die Niedersachsen kamen am Sonntagnachmittag nicht über ein 1:1 (0:1) gegen den FC Schalke 04 hinaus und haben nun bereits fünf Zähler Rückstand auf Fortuna Düsseldorf, das Rang drei belegt.
Die Mannschaft von Coach Stefan Leitl zeigte gegen den Abstiegskandidaten eine fußballerisch enttäuschende Vorstellung. Das Remis war sogar etwas schmeichelhaft, der Gast lange Zeit das gefährlichere Team. Sinnbildlich für den ideenlosen Auftritt der "Roten": Sie benötigten ein Eigentor von Paul Seguin (81.), um zum Punktgewinn zu kommen. Assan Ouedraogo (17.) hatte die Gelsenkirchener im ersten Abschnitt in Führung gebracht.
"Das 1:1 war heute sicherlich nicht optimal, weil wir uns mehr erhofft und vorgenommen haben." 96-Trainer Stefan Leitl
"Unter dem Strich war unsere Leistung einfach nicht gut genug, um hier drei Punkte zu holen. Das müssen wir uns selbst ankreiden, wir haben einfach nicht alles rausholen können heute, was in der Mannschaft steckt", sagte Hannovers Mittelfeldakteur Enzo Leopold dem NDR.
96 mit enttäuschender Offensivleistung
Die Offensivleistung von 96 im ersten Abschnitt genügte nicht ansatzweise höheren Ansprüchen. Die Leitl-Elf agierte in der Vorwärtsbewegung völlig inspirationslos und lief sich immer wieder in der vielbeinigen Schalke Abwehr fest. Nach 45 Minuten schlug lediglich ein Torschuss für die Niedersachsen zu Buche. Der Abschluss von Havard Nielsen (32.) war allerdings nicht der Rede wert und stellte Keeper Marius Müller vor keine Probleme.
Ouedraogo düpiert Hannovers Abwehr
Hannover hatte zwar mehr Ballbesitz, Schalke aber die besseren Chancen. Bereits nach wenigen Sekunden prüfte Seguin 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler mit einem wuchtigen Schuss, der jedoch etwas zu mittig abgegeben wurde. Bald darauf lagen sich die "Knappen" in den Armen: Der 17-jährige Ouedraogo schüttelte erst Bright Arrey-Mbi wie eine lästige Fliege ab, sprintete dann auch noch Sebastian Ernst davon und ließ Zieler anschließend mit einem strammen Rechtsschuss ins lange Eck keine Abwehrchance.
Zieler bewahrt 96 vor 0:2-Rückstand
Simon Terodde hätte in der 29. Minute sogar auf 2:0 für Schalke erhöhen können. Der Stürmer scheiterte aber am glänzend reagierenden Zieler. Nichtdestotrotz konnten die Gelsenkirchener zur Halbzeit mit ihrer Vorstellung sehr zufrieden sein. Wie ein Abstiegskandidat präsentierte sich das schwächste Auswärts-Team der Zweiten Liga wahrlich nicht am Maschsee. Für die Gastgeber, bei denen Andreas Voglsammer vor der Pause mit einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden musste (40.), blieb einzig der Trost, dass es nach dem Seitenwechsel nur besser werden konnte.
Schalke hat das 2:0 auf dem Fuß
Die Hausherren wussten sich nach dem Seitenwechsel auch etwas zu steigern. Sie erhöhten nun Tempo und Intensität. Was aber blieb, war die große fußballerische Ideenlosigkeit. Schalke-Keeper Müller wartete weiter auf seine erste ernstzunehmende Prüfung. Die äußerst diszipliniert verteidigenden Gäste waren dem 2:0 sogar näher als Hannover dem Ausgleich: Kenan Karamans Schuss verfehlte nur knapp das Ziel (67.), und den Versuch von Yusuf Kabadayi konnte Zieler gerade noch mit den Fingerspitzen abwehren (80.).
Seguin-Eigentor rettet Leitl-Team einen Punkt
Es folgte der große Auftritt des Ex-Schalkers Teuchert, der in der 40. Minute für Voglsammer eingewechselt worden war. Der Angreifer schnappte sich in der eigenen Hälfte den Ball, sprintete unwiderstehlich in Richtung Strafraum und wollte gerade abziehen, als ihm Seguin zuvorkam. Beim Versuch, Teuchert den Ball vom Fuß zu spitzeln, traf der frühere Wolfsburger ins eigene Gehäuse.
Es wäre beinahe noch besser gekommen für die Hausherren: Nicolò Tresoldi kam nach einem Eckstoß frei zum Kopfball, scheiterte jedoch an Müller. Ein Sieg wäre für 96 nach einem insgesamt enttäuschenden Auftritt aber auch des Guten zuviel gewesen. "Es war eine sehr schwierige, zerfahrene Partie. Es ist unheimlich schwer, gegen eine physisch so starke Mannschaft immer wieder in Bewegung zu kommen", resümierte Leitl. "Am Ende wäre sogar vielleicht noch mehr möglich gewesen", sagte er zur stürmischen Schlussphase seiner Elf.
96 wechselt vorzeitig Trikotsponsor
96 war gegen Schalke überraschend mit dem Schriftzug des regionalen Verkehrsunternehmens Üstra auf den Trikots aufgelaufen. Wenige Stunden vor dem Anpfiff der Partie hatten die Niedersachsen mitgeteilt, dass das eigentlich bis zum 30. Juni befristete Engagement des bisherigen Trikotsponsors Brainhouse247 vorzeitig beendet wurde. "Die Verantwortlichen des Partners haben Hannover 96 zugestimmt, schon jetzt einem anderen Unternehmen die Trikotpräsenz sowie die Leistungen aus dem Rechtepaket zu ermöglichen", hieß es in einer Mitteilung.
Brainhouse247 ist ein Tochter-Unternehmen der Wohninvest Holding, die stark im Sportsponsoring engagiert ist und 2019 unter anderem die Namensrechte am Bremer Weserstadion erwarb. Im Februar hatte der Geschäftsführer der Bremer Stadiongesellschaft der "Bild" "Zahlungsverzögerungen aufgrund der massiven Krise in der Bauwirtschaft" bestätigt. Außerdem zog sich das Unternehmen ebenfalls im Februar als Trikotsponsor des Handball-Bundesligisten TVB Stuttgart zurück.