Hamburger Polizei: Fußball-EM ein "echter Kraftakt"
Fünf Spiele im Volksparkstadion und eine große Fan-Party auf dem Heiligengeistfeld: Die Fußball-EM (14. Juni bis 14. Juli 2024) wird für die Hamburger Polizei eine Herausforderung. Jetzt hat sie ihr Sicherheitskonzept vorgestellt.
"Das wird uns an Belastungsgrenzen führen", prognostizierte Matthias Tresp als Leiter der Schutzpolizei am Mittwoch in Hamburg. Polizeipräsident Falk Schnabel sprach von einem "echten Kraftakt".
Seit mehr als zwei Jahren bereiten sich die Beamten auf das Turnier vor. Besonders liegen das Volksparkstadion, die Fan-Zone und die nahe Reeperbahn im Fokus der Einsatzkräfte. Für die gesamte Polizei wird es in den vier Wochen eine Urlaubssperre geben. Bis zu 3.500 Polizisten sollen an Spieltagen zum Einsatz kommen, auch Beamte aus anderen Bundesländern und die Bundespolizei werden unterstützen.
Trennung der verschiedenen Fan-Lager im Fokus
"Wir bringen alles in den Dienst in den vier Wochen, was die Hamburger Polizei zu bieten hat", sagte Tresp. Dazu gehören auch Kriminalpolizei und Wasserschutzpolizei. "Es hat vergleichbar noch nie so eine intensive, differenzierte und kleinteilige Vorbereitung - auch bundesweit - gegeben wie zu dieser Europameisterschaft, was Sicherheitsfragen angeht", fügte Tresp hinzu.
Rund um das Volksparkstadion gibt es eine Sicherheitszone. Während der Spiele geht es zentral um die Trennung der verschiedenen Fan-Lager. Zwei verschiedene Bahnhöfe erleichtern dies den Sicherheitskräften. Zeitnah wird die Hamburger Polizei das Stadion unter großem Aufwand mit Sprengstoffspürhunden durchsuchen und die Arena anschließend an den ausrichtenden Kontinentalverband UEFA übergeben. Die Polizei rät Anwohnern um das Stadion, während der Spiele auf das Auto zu verzichten und öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Aktuell rechnet die Hamburger Polizei mit einer "abstrakten Gefährdungslage" für die EM. Konkret gebe es keine Hinweise auf gewaltbereite Fans oder politisch motivierte Straftaten. Es wird insgesamt ein friedliches Fußballfest erwartet.
Bis zu 50.000 Fans auf dem Heiligengeistfeld
Das gilt auch für das Heiligengeistfeld, wo es während der EM eine Bühne, eine große Videowand sowie in einem zweiten Bereich eine Fan-Zone mit unter anderem Mitmach-Aktionen, einem Familienbereich sowie einem Beachclub geben wird.
Bis zu 40.000 Menschen können die Spiele beim Public Viewing verfolgen, gezeigt werden alle Begegnungen der deutschen Mannschaft, alle Partien, die im Volkspark ausgetragen werden sowie alle Spiele der K.o.-Runden. Auf der Bühne finden zudem Konzerte statt.
Die Fan-Zone fasst bis zu 10.000 Menschen, hier werden außerdem alle EM-Spiele auf kleinen Videowänden gezeigt. Der Eintritt ist an allen EM-Tagen frei. "Wir erwarten an einzelnen Spieltagen eine hohe Auslastung der Fan-Zone", sagte Claus Reuter, Leiter des EM-Vorbereitungsstabs.
Fanhilfen warnen vor "Eskalationsspirale" bei EM
Mit Besorgnis blicken indes die Fanhilfen Deutschlands auf die bevorstehende Heim-EM. Sie werfen der Polizei überzogenes Einschreiten bei einer Reihe von Fußballspielen vor. "Wir haben einige Bedenken", sagte die Vorsitzende Linda Röttig am Mittwoch mit Blick auf das Turnier. Aus ihrer Sicht war die vergangene Saison geprägt von überzogenen Polizeieinsätzen und massiven Übergriffen auf Fans: "Das kann nicht mehr als Einzelfälle betrachtet werden, sondern hat deutlich größere Auswirkungen."
Röttig warf den Sicherheitsbehörden unter anderem den Einsatz von Reizgas, einer Schusswaffe und Einkesselungen vor. "Das ist nicht zu rechtfertigen und eine Eskalationsspirale der Polizei, die aufhören muss - gerade im Hinblick auf die EM." Konkret fordern die Fanhilfen unter anderem ein Pfefferspray-Verbot in den deutschen Stadien.
Das Verhältnis zwischen einigen Fans und den Sicherheitsbehörden einerseits sowie andererseits zu den Verbänden gilt als schwierig. Nach der EM wollen die für den Sport zuständigen Minister der Länder ein Spitzengespräch mit Vertretern des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und der Deutschen Fußball Liga (DFL) führen. Darin soll es um Fan-Ausschreitungen und verbotene Pyrotechnik in den Stadien gehen.