HSV verspielt Sieg in Hannover: 3:3 nach 3:0-Führung
Hannover 96 hat im Zweitliga-Nordduell mit dem Hamburger SV eindrucksvoll Comeback-Qualitäten gezeigt. Die Niedersachsen erkämpften sich nach einem 0:3 (0:2)-Rückstand noch ein 3:3-Remis.
"Wir haben die Köpfe hochgenommen, wir wussten, dass auch gegen diesen Gegner einiges drin ist. Wir haben unser Herz in die Hand genommen - überragend", sagte 96-Stürmer Marvin Ducksch. Für die "Roten" war es ein Punkt für die Moral, im Tableau bleiben sie im grauen Niemandsland, während die Gäste einen bereits sicher geglaubten Sieg im Aufstiegskampf aus den Händen gaben. "Im Fußball darf man mit vielen Dingen rechnen, bei uns noch mal mit besondereren Dingen. Mit dem, was wir heute gezeigt haben, können wir nicht einverstanden sein, weil es nicht gereicht hat", sagte HSV-Coach Daniel Thioune dem NDR.
Hunt trifft dreimal
Dabei hatte es am Sonntagnachmittag zunächst so ausgesehen, als sollte die Partie ganz im Zeichen von Aaron Hunt stehen. Der 34-Jährige, der bereits beim bis dato letzten HSV-Sieg bei den "Roten" am 2. April 2016 auf dem Platz stand, brachte die Gäste mit drei Toren im Alleingang mit 3:0 in Führung. Zunächst sorgte der Edeltechniker mit einem Rechtschuss, den Keeper Michael Esser durch die Arme flutschen ließ, für das 1:0 (14.). 20 Minuten später war der Ex-Nationalspieler aus beinahe identischer Position mit seinem starken linken Fuß erfolgreich. Manuel Wintzheimer hatte ihm jeweils aufgelegt.
Kurz nach der Pause krönte der "Hunter", wie er von seinen Teamkameraden gerufen wird, seinen formidablen Auftritt dann mit einem platzierten Flachschuss zum 3:0 (50.). Als "Butler" trat erneut Wintzheimer in Erscheinung.
HSV in Hälfte eins abgeklärt und effizient
Das Traum-Duo machte zunächst den Unterschied. Hamburgs 2:0-Führung zur Halbzeit war verdient, weil die Thioune-Elf zielstrebiger als 96 nach vorn spielte. Es war ein reifer und sehr effizienter Auftritt des Aufstiegsanwärters. Denn etwas mehr Ballbesitz hatte im ersten Durchgang sogar Hannover. Doch die personell geschwächten Niedersachsen (fünf Akteure fielen aus) bekamen keine Tiefe in ihr Spiel. Der kurzfristig für Hendrik Weydandt (akute Speicheldrüsenentzündung) in die Startelf gerutschte Valmir Sulejmani scheiterte mit der einzigen nennenswerten Chance der "Roten" vor der Halbzeit an Keeper Sven Ulreich (38.).
Ansonsten blieb bei den Hausherren in ihrem ersten Pflichtspiel nach 29 Tagen in der Vorwärtsbewegung zunächst vieles Stückwerk. 96 hatte Corona-bedingt und wegen der Länderspiel-Pause zuletzt am 6. März (1:1 in Aue) um Punkte gekämpft.
Haraguchi-Doppelpack und Ducksch krönen 96-Aufholjagd
Nach dem Seitenwechsel und dem schnellen 3:0 durch Hunt, bei dem Keeper Esser machtlos war, zeigte die Elf von Trainer Kenan Kocak allerdings tolle Moral. Genki Haraguchi brachte die Hausherren mit einem unhaltbaren Rechtsschuss auf 1:3 heran (56.). Als Torjäger Ducksch dann per Kopf auf 2:3 verkürzte (68.), war Hannover einem Punktgewinn wieder nah. Daran hatte auch Esser seinen Anteil, der zuvor eine 100-prozentige Tormöglichkeit von Bobby Wood vereitelt hatte (57.). Letzterer war zudem kurz darauf an einer präzisen Hereingabe von Hunt vorbeigerutscht (62.).
Nun war also auf einmal 96 sehr effizient vor dem Kasten, während die Gäste Chancenwucher betrieben - und ein bisschen Pech hatten. Denn der eingewechselte Simon Terodde bugsierte den Ball zwar in die Maschen, stand dabei jedoch hauchdünn im Abseits (73.). Hernach waren die Hamburger primär mit Abwehraufgaben beschäftigt. Diese erledigten sie mit einer Ausnahme ganz ordentlich: Haraguchi wurde etwas aus den Augen verloren und traf im Liegen mit links zum Ausgleich (84.).