HSV trauert um Franz Beckenbauer: "Ruhe in Frieden, Kaiser"
Beim Hamburger SV herrscht nach der Nachricht vom Tod seines früheren Meisterspielers Franz Beckenbauer große Betroffenheit. Der Ausnahmefußballer war von 1980 bis 1982 für den HSV aufgelaufen. Am Sonntag verstarb Beckenbauer im Alter von 78 Jahren.
"Ruhe in Frieden, Kaiser!", schrieb der Zweitligist am Montagabend auf X, ehemals Twitter. "Für mich war und ist Franz Beckenbauer die Lichtgestalt, die dem deutschen Fußball als Weltmeister-Trainer 1990 neuen Glanz, neue Hoffnungen und Träume beschert hat", erklärte HSV-Vorstand Jonas Boldt. "Möge Franz Beckenbauer in Frieden ruhen. Wir übermitteln seiner Familie unser herzliches Beileid und gedenken ihm mit maximalem Respekt und höchster Anerkennung."
HSV-Nachwuchschef Horst Hrubesch äußerte sich am Dienstag zum Tod seines ehemaligen Mitspielers. "Franz Beckenbauer war nicht nur ein überragender Fußballer, sondern auch ein überragender Mensch. Er war offen und ehrlich - einfach eine Sensation."
Magath: Jeder hat zu Beckenbauer aufgesehen
Felix Magath, der ebenfalls mit Beckenbauer beim HSV zusammenspielte, zeigte sich erschüttert über den Tod seines ehemaligen Teamkollegen: "Ich wusste zwar, dass er schwer krank ist, aber dass er so zeitig von uns geht, habe ich nicht gedacht."
Gleichzeitig lobte Magath Beckenbauer als überragenden Spieler und Trainer. "Franz Beckenbauer war auch für uns Spieler jemand, zu dem man aufgesehen hat. Der war im Grunde auf einer anderen Ebene als wir. Er war professionell und hat nie seine Position ausgenutzt."
Nach seinem Karriereende als Fußballprofi hatte Teamchef Beckenbauer Magath als Spieler in der deutschen Nationalmannschaft trainiert. "Er hat sich immer als Mannschaftsspieler gezeigt. So war er dann natürlich auch als Trainer", erklärte Magath.
Auf dem Feld begeisterte Magath Beckenbauers Übersicht: "Ich habe keinen anderen Fußballspieler erlebt, weder in meiner Zeit als Spieler noch später in meiner Zeit als Trainer, der so viel gesehen hat wie Franz Beckenbauer. Er war immer überlegen. Jeder hat zu ihm aufgesehen."
Kaltz: "Aushängeschild des deutschen Fußballs"
HSV-Rekordspieler Manfred Kaltz sagte: "Ein großer Sportler und Mensch ist von uns gegangen. Ich habe gegen ihn gespielt und mit ihm gespielt. Er war das Aushängeschild des deutschen Fußballs. "Franz hatte viele Freunde in Norddeutschland. Wir haben oft noch privat Golf zusammengespielt."
Netzer überredete Beckenbauer zum Wechsel nach Hamburg
Beckenbauer war im Herbst 1980 aus den USA von Cosmos New York zu den Hamburgern gewechselt. Eigentlich hatte der Weltklasse-Libero seine Laufbahn, in der zuvor 507 Partien für den FC Bayern München bestritten hatte, in Amerika ausklingen lassen wollen.
"Ich denke, im Himmel wird er mit Pelé und Maradona ein magisches Dreieck gründen." Andreas Brehme
Der damalige HSV-Manager Günter Netzer überredete Beckenbauer, seinerzeit 35 Jahre alt, dann von einem Bundesliga-Comeback. "Es war ein Bauchgefühl", sagte der "Kaiser" später einmal zu den Beweggründen seines Engagements bei den Hanseaten.
"Wir waren 1980 begeistert, als er von New York Cosmos zum HSV kam. Es hieß erst, das ist ein Werbegag. Doch dann war er da. Und wir sind mit ihm in der Saison darauf Meister geworden", erinnert sich Kaltz.
"Er kam als absoluter Weltstar hierher. Er hat sich eingebracht, keine Sonderrolle für sich beansprucht. Das war für uns Ansporn und hat jeden beflügelt", erinnert sich sein ehemaliger Mitspieler beim HSV, Bernd Wehmeyer. "Man konnte sich von ihm abschauen, mit welcher Eleganz er gespielt hat."
Sponsor ermöglichte Beckenbauers HSV-Engagement
Beckenbauer soll beim HSV eine Million D-Mark pro Jahr verdient haben. Sein offizielles Gehalt betrug allerdings nur 5.000 DM - die restliche Summe übernahm der damalige Hauptsponsor des Bundesligisten. Seine Zeit an der Elbe war geprägt von viele Verletzungen - aber auch vom Meisterschaftsgewinn 1982. Anschließend kündigte Beckenbauer das Ende seiner Laufbahn an.
"Der liebe Gott hat, glaube ich, von oben was passieren lassen, was mir sagen sollte: 'Jetzt langt's, lieber Franz!'", erklärte der 103-malige Nationalspieler mit Blick auf seine verletzungsbedingt nur noch wenige Einsätze für die Hanseaten. In seiner zweiten Saison beim HSV bestritt er lediglich noch zehn Partien.
Abschiedsspiel in Hamburg, Comeback in New York
Sein Abschiedsspiel bestritt Beckenbauer am 1. Juni im Volksparkstadion gegen die deutsche Nationalmannschaft, die sich zu diesem Zeitpunkt auf die Weltmeisterschaft in Spanien vorbereitete. Der HSV unterlag der DFB-Auswahl mit 2:4. Den letzten Treffer des Abends erzielte dabei in der 83. Minute: Franz Beckenbauer.
Obwohl er angekündigt hatte, seine Fußballschuhe anschließend an den Nagel hängen zu wollen, feierte Beckenbauer im Frühjahr 1983 ein Comeback bei Cosmos New York. Nach wenigen Monaten zog der vielleicht beste deutsche Fußballer aller Zeiten dann aber endgültig einen Schlussstrich hinter seine erfolgreiche Profi-Karriere, die einst mit einer Partie im Dress von Bayern München gegen den FC St. Pauli begonnen hatte.