Falsches Maskottchen in EM-Arena: Polizei ermittelt
Der niedersächsische YouTuber Marvin Wildhage hat sich vor dem EM-Eröffnungsspiel als falsches Maskottchen Zugang zur Münchner Arena verschafft und mit seinem Video auch Sicherheitsmängel der UEFA offengelegt. Der europäische Fußball-Verband reagierte prompt und die Polizei ermittelt.
Der 27-Jährige sei wegen Hausfriedensbruchs, Erschleichen von Leistungen und Urkundenfälschung angezeigt worden, teilte die Polizei mit. Sein gleichaltriger Begleiter beim Videodreh aus Berlin sei wegen derselben Delikte angezeigt worden. Die Ermittler prüften demnach auch, ob gegen einen mutmaßlichen Fahrer der beiden Ermittlungen eingeleitet werden.
Die UEFA hatte am Montag bestätigt, dass es beim 5:1 der Nationalmannschaft gegen Schottland am Freitag "einen Vorfall mit einem gefälschten Maskottchen-Kostüm gegeben" habe. Drei Personen hätten sich demnach unberechtigt Zugang zum Stadion in Fröttmaning verschafft. Der Dachverband belegte Wildhage nach dem nicht genehmigten Videodreh mit einem Stadionverbot.
Ermittler "sensibilisieren" UEFA wegen Einlasskontrollen
Die Beamten hätten im Nachgang gefälschte Akkreditierungen, Aufnahmegeräte und das falsche "Albärt"-Kostüm sichergestellt, so die Polizei weiter. Die Ermittler hätten die UEFA wegen des Vorfalls vor allem zu den Einlasskontrollen bei EM-Spielen am Stadion "sensibilisiert".
Die UEFA habe "die Situation ausgewertet und die notwendigen organisatorischen Maßnahmen eingeleitet", teilte der Verband mit, ohne Details zu nennen.
Wildhage, der bei der Kartenverlosung leer ausgegangen war, hatte sich vor dem EM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland als Maskottchen "Albärt" unerlaubt Zutritt zur Münchner Arena verschafft. Was für die UEFA eine Blamage ist, ist für den Webvideoproduzenten aus dem niedersächsischen Peine ein Klick-Hit: Rund 1,3 Millionen Aufrufe verzeichnet sein Video mittlerweile, erhielt mehr als 170.000 "Gefällt mir"-Angaben und sorgte bis Dienstagmorgen für gut 5.600 Kommentare.
Mit gefälschter Akkreditierung und als "Albärt" beim Spiel
Der in den sozialen Medien beliebte YouTuber hatte reihenweise Fotos von Volunteers in den sozialen Medien entdeckt, die dort ihre Akkreditierung samt QR-Code zeigten - leichte Beute. Das mehrere tausend Euro teure nachgemachte Kostüm, das sich in Details vom Original unterscheidet, habe er Monate zuvor in China bestellt, berichtete er. Sein Helfer hatte sich zuvor als Volunteer für den Standort München akkreditieren lassen.
Die Kontrollen durch die Ordner blieben ohne Folgen für ihn. Versteckt im Kostüm schaffte es Wildhage den Bildern zufolge bis an den Spielfeldrand. Am Ende des Videos berichtet er, er sei schließlich erwischt und von der Ordnungskräften in Gewahrsam genommen worden.
Wildhage hatte sich bereits ins DFB-Training gemogelt
Wildhage hatte sich vor einigen Wochen bereits beim öffentlichen Training der Nationalmannschaft vor dem Turnier in Jena eingeschleust. Er stand kurzzeitig - ausgerüstet mit Trainingskleidung - am Rande des Rasens, wo die Profis gerade Passübungen machten.
Nach der Aktion ließ er sich von einem DFB-Mitarbeiter auf die Ränge begleiten. Dort wurde er von jungen Zuschauern erkannt und um Autogramme gebeten.