St. Pauli will Trainingsgelände erweitern - andere Vereine üben Kritik
Das Trainingsgelände des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli soll in den kommenden Jahren moderner und zukunftsorientierter werden. Andere Vereine, die noch dort trainieren, müssen sich dann nach neuen Plätzen umsehen - und übten Kritik.
Bis Ende 2026 sind am bisherigen Standort in Hamburger Stadtteil Lokstedt vier neue Sportplätze und ein Funktionsgebäude geplant, wie der Club und die Stadt Hamburg bei der Unterzeichnung einer Absichtserklärung am Mittwoch mitteilten. Auch das Nachwuchsleistungszentrum soll in Zukunft auf dem Gelände an der Kollaustraße unterkommen.
Clubchef Göttlich: "Zukunftsweisender Schritt"
"Für den FC St. Pauli ist das ein riesengroßer und zukunftsweisender Schritt", sagte Clubchef Oke Göttlich. Die Erweiterung werde jedoch auch eine große finanzielle Herausforderung. Die genauen Kosten für das Projekt seien noch nicht klar. "Wir arbeiten seit sieben Jahren an der Finanzierung. Wir geben das bekannt, wenn wir fertig sind."
Andreas Bornemann, Geschäftsleiter Sport, freut sich "auf die gemeinsame Heimat, wo auch ein intensiver Austausch zwischen den verschiedenen Jahrgängen bis hin zum Lizenzbereich erfolgen kann." Der Club erhöhe dadurch auch die Attraktivität des Nachwuchsleistungszentrums.
Bestimmungen der DFL müssen erfüllt werden
Mit der Erweiterung will St. Pauli auch künftig in der Lage sein, die Bestimmungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erfüllen. Der Bebauungsplan soll bis Ende 2023 fertig sein. Danach folge die Erweiterung in mehreren Etappen, hieß es.
Der Verein habe festgestellt, "dass unsere infrastrukturellen Gegebenheiten den Herausforderungen im Profifußball nicht mehr gerecht werden. Hinzu kommt, dass sich vor nicht langer Zeit die Anforderungen und Richtlinien der Leistungszentren im deutschen Profifußball grundlegend verändert haben, was uns unter zusätzlichen Zugzwang gebracht hat", sagte Kolja Dickmann, Leitung Operations und Mitglied der Geschäftsleitung.
Trainingsplätze derzeit über die Stadt verteilt
Bislang sind die Trainingsplätze des FC St. Pauli über verschiedene Standorte in der Hansestadt verteilt. An der Kollaustraße gibt es derzeit drei Plätze. Um das Projekt realisieren zu können, sollen unter anderem zwischen dem FC St. Pauli, der Universität und dem Bezirk Eimsbüttel mehrere Grundstücke getauscht werden. Auch ein an die Kollaustraße grenzendes Überschwemmungsgebiet wird einbezogen.
Dieser Ringtausch hat allerdings Folgen für andere Mannschaften und Vereine, etwa für die Baseballer der Hamburg Stealers und ETV Knights, die bisher an der Kollaustraße trainieren. Die Baseballanlage soll nach Stellingen an die Vogt-Kölln-Straße umziehen, eine Teilfläche des bisherigen Informatikums der Uni. Auch die Fußball-Vereine TSV Stellingen, West-Eimsbüttel und HFC Falke bekommen in Stellingen/Eidelstedt andere Trainingsplätze.
Stealers und Knights mit Kritik
Sie seien erst am Montag über das Konzept informiert worden, kritisierten die Stealers und die Knights. Man stelle sich zwar nicht gegen die Planungen, erwarte aber Verbesserungen für die Sportart, sagte der Vorsitzende des Eimsbütteler Turnverbandes, Frank Fechner. Am neuen Standort müsse - wie zugesichert - ein bundesligataugliches Stadion mit Flutlichtanlage und den nötigen Nebenflächen entstehen.
Senator Dressel spricht von "wichtigem Signal"
Mit dem Konzept verschaffe man dem FC St. Pauli eine Perspektive - und auch der gesamte Hamburger Fußballnachwuchs werde davon profitieren, sagte Sportsenator Andy Grote (SPD). Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte: "Nachdem wir bereits langfristige Standort- und Planungssicherheit für den FC St. Pauli am Millerntor-Stadion und mit dem Erbbaurechtsvertrag für den HSV im Volkspark geschaffen haben, ist dies ein weiteres wichtiges Projekt zur Zukunftssicherung des Profifußballs in Hamburg - ein wichtiges Signal mitten in der gerade für den Sport harten Corona-Krise."
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