Ein ostfriesischer Traum: Spätstarter Janssen trifft bei Profi-Debüt
Regionalliga-Partien vor wenigen Hundert Zuschauern waren für Marek Janssen bis vor wenigen Wochen noch der Fußball-Alltag. Nun feierte der Ostfriese im Dress des Drittligisten SV Meppen in der Partie bei Dynamo Dresden vor knapp 23.000 Fans sein Profi-Debüt. Janssen erlebte einen Tag, den er nie vergessen wird.
Es lief am Sonntagnachmittag bereits die Nachspielzeit im Rudolf-Harbig-Stadion, als Meppens Markus Ballmert eine vorzügliche Flanke in den Dresdener Strafraum schlug und Janssen per Direktabnahme den 1:1-Ausgleich erzielte. Der erst in der 76. Minute eingewechselte Angreifer sprintete daraufhin in Richtung Eckfahne und ging dort mit geballten Fäusten vor der Dynamo-Fankurve auf die Knie.
Dass diese Jubelgeste beim Anhang der Sachsen auf keine große Gegenliebe traf, es war Janssen in diesen Momenten herzlich egal. Er, der bis vor Kurzem die Regionalliga für sich noch als Maß aller Dinge angesehen hatte, war plötzlich kein Nobody mehr, sondern ein gefeierter Held.
"Kann es noch gar nicht in Worte fassen"
"Es ist unglaublich, ich kann es noch gar nicht in Worte fassen. So ein Debüt in der Dritten Liga hätte ich mir nicht träumen lassen. Ich konnte mit meinem Tor der Mannschaft helfen. Es gibt nichts Schöneres", sagte der aus der ostfriesischen Gemeinde Jemgum stammende Stürmer im NDR Interview.
Janssen spielte vor vier Jahren noch in der Landesliga
In der Hinrunde war Janssen noch für den Viertliga-Aufsteiger Blau Weiß Lohne auf Torejagd gegangen. Mit acht Treffern in zwölf Partien hatte er dabei auf sich aufmerksam gemacht. Der SVM lud ihn zum Probetraining ein und nahm Janssen am 5. Januar schließlich unter Vertrag. "Ich bin unglaublich dankbar für das Vertrauen und diese Chance", schrieb der Profi-Spätstarter anschließend auf seinem Instagram-Account.
Noch vor vier Jahren hatte er in der sechtsklassigen Landesliga für den SC Blau-Weiß 94 Papenburg gespielt. Es folgte der Wechsel zum damaligen Oberligisten Atlas Delmenhorst, mit dem ihm der Aufstieg gelang. Es sei für ihn "ein Traum", in der Regionalliga zu spielen, erklärte er damals.
Bei Delmenhorst zumeist nur "Joker"
Ein Faktor war Janssen für Atlas eine Spielklasse höher aber nur selten. Häufig kam er nur von der Bank ins Spiel, erzielte für Delmenhorst lediglich zwei Treffer in der Regionalliga. Erst nach seinem Wechsel nach Lohne blühte der Ostfriese so richtig auf. Den Meppener Verantwortlichen blieb der Instinktfußballer nicht verborgen.
"Mit seinem körperbetonten Spiel und seiner Torgefahr, die von ihm ausgeht, wird er uns verstärken", war sich Sportvorstand Heiner Beckmann nach der Verpflichtung sicher. Coach Stefan Krämer titulierte seinen bis dato einzigen Winterzugang als "wichtige offensive Alternative."
Klassischer "Neuner" sofort im Zentrum des Geschehens
Vielleicht aber wird der vormalige Feierabend-Kicker für die Emsländer im Abstiegskampf viel mehr als nur zu einer "Alternative". Bei seinem Ausgleichstreffer gegen Dresden bewies Janssen nicht nur Torinstinkt, sondern auch eine sehr gute Schusstechnik. Überhaupt stand der 25-Jährige stets dort, wo ein klassischer "Neuner" stehen muss - im Zentrum des Geschehens.
"Jeder glaubt hier an den Klassenerhalt"
Zudem scheint der Angreifer bereits voll integriert in der Mannschaft des Tabellenletzten, die gegen Dynamo aber keineswegs wie ein Schlusslicht auftrat. "Wir waren eine Einheit. So müssen wir jetzt weitermachen. Jeder glaubt hier an den Klassenerhalt. Wir sind noch lange nicht abgeschrieben, noch lange nicht weg", sagte Janssen.
Mit weiteren Treffern kann er dazu beitragen, den den Abstieg zu verhindern. Denn dieser würde vielleicht auch für ihn bedeuten, dass seine Profikarriere nach lediglich einem halben Jahr wieder vorbei ist.