Datenanalyse: So schießt du den perfekten Elfmeter
Circa 5.300 in der Bundesliga-Geschichte, 3.800 im DFB-Pokal und unzählige weltweit: Elfmeter sind das Salz in der Fußball-Suppe. Das Duell Schütze gegen Torwart ist ein Nervenspiel, muss aber kein Glücksspiel sein. Die Datenanalyse zeigt, wie der perfekte Elfmeter geschossen wird.
Platzierung, Schussgeschwindigkeit oder auch die Anlaufdistanz: Der perfekte Elfmeter ist nicht kreativ, sondern methodisch, wiederholbar, brutal effizient und lässt dem Torwart bei klarem Ablauf und klarer Ausführung keine Chance.
"Der perfekte Elfmeter reduziert Zufall und Risiko, indem er mit maximaler Präzision, optimaler Kraft und standardisierter Technik ausgeführt wird." GSN-Analyse
Die GSN-Datenanalyse von Elfmetern in den fünf europäischen Topligen seit der Saison 2019/2020 ergibt einen Fünf-Punkte-Plan für den perfekten Schuss vom Punkt.
1. Platzierung: Wohin soll der Ball geschossen werden?
Pauschal gesagt: flach in die Ecken. Aus Sicht des Schützen ist unten links statistisch gesehen die erfolgreichste Zielzone für Rechtsfüßer. Knapp 30 Prozent der Elfmeter werden dorthin geschossen, also fast jeder Dritte. Linksfüßer visieren ebenso häufig die Ecke unten rechts an.
Warum tun sie das? Diese Ecken sind horizontal und diagonal am weitesten vom Torwart entfernt. Will der Keeper einen dorthin geschossenen Ball halten, erfordert es maximale Streckung und eine Vorentscheidung. Ist der Schuss schnell genug, haben Torhüter hier keine Chance heranzukommen.
Bei halbhohen oder mittigen Versuchen ist die Fangquote deutlich höher. Die oberen Zonen des Tores werden seltener gewählt, weil die Fehlerrate der Schützen hoch ist.
2. Schussgeschwindigkeit: Wie schnell sollte der Ball sein?
Ein Schuss mit der Geschwindigkeit von 115 bis 120 km/h ist ideal und verspricht die größten Erfolgschancen. Bei diesem Tempo beträgt die Reaktionszeit des Torwarts nur ungefähr 0,34 bis 0,35 Sekunden. Eine bewusste Reaktion des Keepers ist so physiologisch nicht mehr möglich, er muss spekulieren.
Gleichzeitig kann der Schütze noch präzise genug bleiben. Bei extrem harten Schüssen mit über 130 km/h leidet statistisch gesehen oft die Platzierung. Bayern Münchens Elfmeter-Experte Harry Kane liegt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 116,84 km/h bei seinen Schüssen vom Punkt exakt im idealen Bereich.
3. Anlaufdistanz: Wie lang sollte der Anlauf sein?
Optimal sind 6,5 bis 7 Meter. Diese Entfernung gibt dem Schützen einen gleichmäßigen Rhythmus und genügend Schwung für eine hohe Schussgeschwindigkeit. Nicht zu unterschätzen ist auch der Faktor einer mentalen Routine: Ein standardisierter Ablauf im Anlauf reduziert den Entscheidungsdruck beim Schützen.
4. Schusstechnik: Wie sollte der Ball getroffen werden?
Ein Schuss mit Vollspann oder dem stabilen Innenspann sind am erfolgversprechendsten. Der Kontaktpunkt für den Fuß sollte mittig bis leicht unterhalb des Ballzentrums liegen und das Standbein nahe am Ball, leicht seitlich platziert sein. Das ermöglicht eine maximale Kraftübertragung.
5. Psychologie & Körpersprache: Was macht den Unterschied?
Konstanz schlägt eindeutig Kreativität. Die besten Elfmeterschützen wie eben Kane oder auch Robert Lewandowski nutzen immer denselben Anlauf bei gleicher Körperspannung und haben wenig Variation im Ablauf. Das klare Ziel ist nicht, den Torwart zu verwirren, sondern ihn durch Perfektion zu überfordern.
Faktor 6: Das Torhüter-Dilemma mitdenken
Die Versuchsanordnung bei einem Elfmeter ist klar definiert und deshalb berechenbar. Die Zeitspanne, die der aus exakt 11 Metern geschossene Ball bis zur Torlinie braucht, ist die maximale verfügbare Reaktionszeit für den Torwart.
In dieser Phase muss der Torhüter den Anlauf und die Körperhaltung des Schützen interpretieren, eine Entscheidung treffen (stehen bleiben, springen oder antizipieren) und seinen Körper gezielt in Bewegung setzen.
Der Mensch kann auf visuelle Reize im Idealfall ab etwa 0,2 Sekunden reagieren. Bei einer Reaktionszeit von 0,35 Sekunden oder weniger wird es für Torhüter jedoch physiologisch nahezu unmöglich, auf Basis der tatsächlichen Ballbewegung zu reagieren.
Der Keeper muss also vorab auf Grundlage von Erfahrung, Taktik oder Intuition handeln, während der Schütze die bereits erwähnte Überforderung des Torwarts durch perfekte Ausführung anstreben sollte.
Faktor | Optimaler Wert/Verhalten |
---|---|
Zielzone | unten rechts (Linksfüßer)/unten links (Rechtsfüßer) |
Platzierung | 10 - 30 cm neben dem Innenpfosten, flach bis halbhoch |
Schussgeschwindigkeit | 115 - 120 km/h |
Reaktionszeit Torwart | 0,34 - 0,35 Sek. (praktisch unreagierbar) |
Anlaufdistanz | 6,5 - 7,0 m |
Anlaufstil | gleichmäßig, kein Stottern, kein Zögern |
Schusstechnik | Vollspann oder kontrollierter Innenspann |
Entscheidungsmoment | Vor dem Schuss - nicht auf Torwart warten |
Quelle: GSN |
