Dank Geschwill und Arp - Kiel holt sensationell Punkt in Leverkusen
Aufsteiger Holstein Kiel ist in der Fußball-Bundesliga am sechsten Spieltag ein großer Achtungserfolg gelungen. Die Mannschaft von Trainer Marcel Rapp holte bei Meister Bayer Leverkusen trotz eines frühen 0:2-Rückstandes ein 2:2 (1:2).
Nach dem zweiten Zähler der noch jungen Kieler Bundesliga-Geschichte hatte es nach acht Minuten wahrlich nicht ausgesehen. Victor Boniface (4.) und Jonas Hofmann (8.) trafen früh und weckten Erinnerungen an die Abreibung gegen Bayern München (1:6).
Doch Max Geschwill (45.+5) und der eingewechselte Fiete Arp (69./FE) sorgten nach einer deutlichen Leistungssteigerung für den unverhofften zweiten Bundesliga-Zähler der "Störche".
"Der Punkt ist mehr wert. Wir wollen uns aber weiter verbessern und die Leistung weiter steigern." KSV-Trainer Marcel Rapp
Coach Marcel Rapp lobte, dass seine Mannschaft auch trotz des frühen Rückstandes "nicht die Identität verloren" habe und "weiter versucht hat, Fußball zu spielen". Torschütze Arp nannte das Remis - auch und gerade nach dem Spielverlauf - "wichtig für den Kopf" und glaubt, dass es mit Blick auf den weiteren Saisonverlauf "Gold wert" sein könne.
Mit dem Hochgefühl des sensationellen Punktgewinns gehen die Kieler in die Länderspielpause. Danach nehmen sie den nächsten Anlauf, um den ersten Dreier in der Beletage des deutschen Fußballs zu landen. Dann kommt Union Berlin ins Holstein-Stadion (20. Oktober, 15.30 Uhr, im NDR Livecenter).
Leverkusen mit frühem Doppelschlag
Rapp hatte vor dem Duell mit dem Meister von großem Respekt und geschärften Sinnen gesprochen. Nach acht Minuten auf dem Rasen der Leverkusener Arena ließ sich konstatieren, dass der Respekt zu groß und die Sinne zu wenig geschärft waren. Erst konterten die Gastgeber die KSV schulbuchmäßig über Florian Wirtz und Exequiel Palacios aus, am Ende traf Boniface aus halblinker Position (4.).
Dann brauchte Holstein-Keeper Timon Weiner zu lange für einen Befreiungsschlag. Erneut waren es Wirtz und Palacios, die vorbereiteten, dieses Mal traf Hofmann mit einem satten Flachschuss ins linke untere Eck (8.). Die Schleswig-Holsteiner kamen überhaupt nicht in die Partie und in die Zweikämpfe. Nur mit Mühe und Not blockten sie Versuche von Wirtz (9.), Boniface (12.) und Alejandro Grimaldo (20.). In der 26. Minute wurde der vermeintliche zweite Treffer von Boniface wegen einer hauchzarten Abseitsstellung vom VAR zurückgenommen.
Geschwill trifft per Schulter für Kiel
Im Anschluss ließ die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso vom Aufsteiger ab, ohne dass dieser zunächst selbst offensiv in Erscheinung trat. Und doch ging es nur mit einem Tor Rückstand in die Pause: Geschwill versenkte eine Ecke von der rechten Seite per Schulter (45.+5). Kurz zuvor hatte Shuto Machino Bayer-Torhüter Lukas Hradecky mit einem Schuss erstmals geprüft.
Was 45 Minuten lang wie ein besseres Trainingsspiel für Leverkusen ausgesehen hatte, war so plötzlich ein ernstzunehmender Wettkampf. Im zweiten Durchgang war die KSV plötzlich giftig in den Zweikämpfen und ließ kaum noch Chancen des Favoriten zu.
Arp verwandelt Elfmeter sicher
Und vorne machten sich zwei Wechsel von Rapp bezahlt: Für die blassen Machino und Steven Skrzybski brachte er Benedikt Pichler und Arp - und der erzielte in der 69. Minute den Ausgleich. Jeremy Frimpong foulte Armin Gigovic nach einem Kieler Konter im Sechzehner, Arp schnappte sich den Ball, schickte Hradecky in die falsche Ecke und ließ den Auswärtsblock jubeln. Und Pichler legte beinahe noch den dritten Treffer nach - Hradecky kratzte seinen Kopfball-Aufsetzter aber aus dem Winkel (73.).
Leverkusen erhöhte in der Folge den Druck, die KSV aber verteidigte leidenschaftlich und warf sich in jeden Ball, der in Richtung des Weiner-Tores kam. Mehr als zwei Halbchancen von Martin Terrier (79.) und Grimaldo (90.) sprangen für das Alonso-Team nicht heraus. Nach sieben Minuten Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Robert Hartmann die Partie ab - und der mit knapp 3.000 Fans prall gefüllte Kieler Fanblock explodierte förmlich.