Holstein Kiel: Erst kalt erwischt, dann standesgemäß
Holstein Kiel ist mit einer souveränen Vorstellung im Holstein-Stadion in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen. Der Fußball-Zweitligist geriet zwar früh in Rückstand, setzte sich am Sonntagnachmittag vor 500 Zuschauern aber am Ende mit 7:1 (5:1) gegen den FC Rielasingen-Arlen durch. Der Club aus der Oberliga Baden-Württemberg hatte wie so viele andere wegen der hohen Corona-Auflagen sein Heimrecht an die "Störche" abgetreten. Auch wenn der Deutsche Fußball-Bund Wert darauf legt, dass die "Kleinen" trotzdem als Heimmannschaft gelten, zeigt die Strecke von rund 920 km aus dem Landkreis Konstanz bis nach Kiel, die der Außenseiter auch noch mit dem Bus zurückgelegt hatte, wie hanebüchen diese Idee ist.
"So ein Start kann ein Pokalspiel auch mal spannend machen. Wir haben darauf relativ gut reagiert, sodass wir schnell den Faden wiedergefunden haben", sagte KSV-Trainer Ole Werner. "Im Endeffekt war es dann ein Spiel auf ein Tor."
Kalte Dusche weckt Kieler Offensive
Trotz der beschwerlichen Anreise war Rielasingen-Arlen von Beginn an hellwach. Trainer Michael Schilling hatte bei seiner Mannschaft offenbar genau den richtigen Ton getroffen - und die Hausherren ließen sich auf dem falschen Fuß erwischen. In der dritten Minute holte der FC die erste Ecke heraus. Kapitän Daniel Niedermann kam am kurzen Pfosten zum Kopfball. Dieser wurde noch abgefälscht und Torhüter Thomas Dähne konnte nur noch zusehen, wie der Ball zum 1:0 über die Linie rollte.
Nun hatten die Rielasinger erst recht Oberwasser. Doch die Kieler schlugen - ebenfalls nach einer Ecke - eiskalt zurück. KSV-Kapitän Hauke Wahl entwischte Niedermann und egalisierte freistehend per Kopf (15.). Und auch wenn die Gäste nun versuchten, sich hinten einzuigeln, war der Traum von der Pokalsensation ganz schnell vorbei. Torhüter Dennis Klose ließ einen Schuss von Jonas Meffert nach vorn abprallen, Janni Serra brachte Kiel erstmals in Front (19.). Dann entschied Jae-Sung Lee mit einem Doppelpack die Partie - und da waren noch keine 24 Minuten gespielt. Erst köpfte Simon Lorenz dem Südkoreaner den Ball so auf den Kopf, dass dieser von dort ins Tor sprang (22.). Zwei Minuten später köpfte Lee nach einer Flanke von Fabian Reese wuchtig zum 4:1 ein, und die Kieler Fans stimmten bereits "Berlin, Berlin - wir fahren nach Berlin" an.
Porath macht das halbe Dutzend voll
Nach den anfänglichen Problemen entwickelte Werners Team von Minute zu Minute mehr Spielwitz. Die Offensivspieler der KSV ließen Ball und Gegner laufen, die Defensive, in der mit Lorenz und Marco Komenda zwei Neuzugänge standen, zeigte eindrucksvoll, dass sie sich nicht noch ein zweites Mal überlisten lassen wollte. Vorne legte Rückkehrer Fin Bartels mit einem schönen Schlenzer noch das 5:1 nach (29.). Reese verpasste es dann gleich zweimal freistehend, das halbe Dutzend voll zu machen (37./43.).
Nach dem Seitenwechsel schalteten die "Störche" ein paar Gänge runter - die drei Wechsel wirkten sich nicht positiv aus. Der sechste Treffer ließ aber auch deshalb länger auf sich warten, weil trotz eines klaren Fouls an Serra im Sechzehner die Pfeife von Christof Günsch stumm blieb. Doch das Tor war nur aufgeschoben. Reese setzte in der 63. Minute mit einem tollen Solo Finn Porath in Szene, und der Joker stellte zwei Minuten nach seiner Einwechslung im Nachsetzen auf 6:1. Den Schlusspunkt setzte dann Reese, der sich damit vier Minuten vor dem Ende doch noch für seine sehr gute Leistung belohnte.