Trotz Roter Karte und mauer Leistung: Wolfsburg siegt in Darmstadt
Der VfL Wolfsburg hat bei Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt 98 einen 1:0 (0:0)-Arbeitssieg gefeiert. Die lange in Unterzahl spielenden "Wölfe" zeigten eine insgesamt überschaubare Leistung, die nicht nur mit dem Platzverweis zu erklären ist.
Es war reiner Ergebnis-Fußball, den die Mannschaft von Trainer Niko Kovac am Sonnabend zeigte. Vollkommen uninspiriert wirkte das Spiel meist. Von einem Club mit diesen Möglichkeiten und Ansprüchen muss gegen den Tabellenletzten einfach mehr kommen. Dass Abwehrchef Maxence Lacroix nach einem Blackout wegen einer Notbremse in der 27. Minute Rot sah, passte ins Bild. Dass Kovacs Mannen trotz Unterzahl die drei Punkte mit nach Niedersachsen nahmen, ist natürlich positiv. Das Ergebnis darf aber nicht über die einmal mehr deutlich zu Tage getretenen Probleme hinwegtäuschen.
"Es war heute auf gar keinen Fall ein schöner Sieg. Aber das kommt an zweiter Stelle." VfL-Keeper Koen Casteels
"Es war heute auf gar keinen Fall ein schöner Sieg - von beiden Seiten kein schönes Fußballspiel", sagte VfL-Torhüter Koen Casteels. "In der Situation, in der wir uns befinden, kommt das aber an zweiter Stelle. Wir haben gute Mentalität und guten Kampfgeist gezeigt. Und dann sieht man auch, was mit zehn Leuten möglich ist." Im achten Auswärtsspiel der Saison war es überhaupt erst der zweite Sieg. Aber immerhin wuchs so der Abstand zu den Abstiegsplätzen in der Tabelle auf neun Punkte an.
Erster "Höhepunkt" Rot für Lacroix
Der Stimmungsboykott der Fans wegen des DFL-Investorendeals, für den in der geheimen Abstimmung wohl beide Clubs gestimmt haben, machte sich in Darmstadt nicht nur in den ersten zwölf Minuten bemerkbar. Just als die angekündigte Zeitspanne abgelaufen war, flogen zahlreiche Geldtaler aus dem "Lilien"-Fanblock aufs Spielfeld. Schiedsrichter Robert Hartmann unterbrach kurz das Spiel, nur um kurz darauf schon wieder zu unterbrechen. Im überschaubar gefüllten Gästeblock wurde reichlich Pyrotechnik abgefackelt und damit die eine Ecke des Spielfelds in Rauch gehüllt.
Dem Spiel tat all das nicht gut. Und Wolfsburgs Lacroix war mit den Gedanken offenbar auch nicht so richtig bei der Sache. Der Franzose verstolperte als letzter Mann eine Ballannahme und brachte dann bei seinem Rettungsversuch den dazwischengespritzten Luca Pfeiffer zu Fall. Auch wenn Lacroix es nicht wahrhaben wollte - Rot war die einzig richtige Entscheidung (27.).
Und auch dieser Platzverweis tat dem Spiel nicht gut. Wolfsburgs Mut steigerte die Unterzahl nicht. Und Darmstadt zeigte eindrucksvoll, warum der Aufsteiger das Tabellenschlusslicht ist. Nicht einmal wurde einer der beiden Torhüter vor der Pause ernsthaft gefordert.
Majer lässt Darmstädter Publikum verstummen
Die "Wölfe" ließen auch in Unterzahl den Ball noch gefälliger laufen, allerdings lange vor dem Tor auch jede Zielstrebigkeit vermissen. Würde es eine Tabelle der langweiligsten Spiele der Bundesliga-Historie geben, wäre dieses Duellchen bis zu diesem Zeitpunkt sicher ganz weit vorn mit dabei gewesen. Die Fans am Böllenfalltor hofften natürlich auf die so wichtigen Punkte im Kampf gegen den Abstieg. Jede noch so kleine Torannäherung, jedes erfolgreiche Dribbling und jede Hereingabe wurde gefeiert. Angesichts der Geschehnisse auf dem Rasen wirkte die Unterstützung aber fast schon deplatziert.
Und dann wurde es urplötzlich still: Über Aster Vranckx und Jonas Wind war der Ball zu Lovro Majer gekommen, der den Ball überlegt zur Gästeführung einschoss (63.).
Wolfsburg für Darmstadt noch stark genug
In der Schlussphase kam dann zumindest noch ein bisschen Bewegung rein. Den Auftakt gab Majer, der "Lilien"-Keeper Marcel Schuhen fast mit einer direkt aufs Tor gezogenen Ecke überrascht hätte (74.). Zwei Minuten später kam dann auch Darmstadt mal gefährlich vor das Tor: Einen Fernschuss ließ Wolfsburgs Casteels nur zur Seite abprallen, war aber beim Nachschuss von Pfeiffer umso stärker zur Stelle.
Im Rahmen ihrer begrenzten Möglichkeiten warfen die Darmstädter auch in den folgenden Minuten alles nach vorn. Von Wolfsburg kam nicht mehr viel - und auch die Abwehr machte nicht immer einen sattelfesten Eindruck. Für die Hessen reichte es aber an diesem Tag auch so.