Bayer Leverkusen nach Sieg gegen Werder Bremen erstmals deutscher Meister
Bayer Leverkusen ist erstmals deutscher Fußball-Meister. Die Werkself setzte sich am Sonntag gegen Werder Bremen mit 5:0 (1:0) durch und machte damit bereits fünf Spieltage vor dem Saisonende in der Bundesliga den Titelgewinn perfekt.
Werder mühte sich nach Kräften, zum Partycrasher zu werden. Letztlich mussten aber auch Trainer Ole Werner und seine Schützlinge einsehen, zwar in einer Spielklasse, aber aktuell nicht in einer Liga mit den wettbewerbsübergreifend weiter ungeschlagenen Leverkusenern zu spielen. Somit wurden die Bremer zu den ersten Gratulanten für das Team des spanischen Coaches Xabi Alonso, das durch den Titelgewinn die seit 2013 andauernde Dominanz von Rekordchampion FC Bayern München beendete.
"Es wird niemand in Zweifel ziehen, dass Bayer Leverkusen in diesem Jahr der verdiente deutsche Meister ist." Werder-Trainer Ole Werner
Völler: "Jetzt ist der Begriff 'Vizekusen' Geschichte"
"Ich weiß, wie viel dem gesamten Club dieser erste deutsche Meistertitel der Vereinsgeschichte bedeutet. Er ist das Ergebnis einer weitsichtigen, intelligenten und leidenschaftlichen Arbeit", sagte DFB-Sportdirektor Rudi Völler.
Der langjährige Bayer-Geschäftsführer und ehemalige Werder-Stürmer sah von der Tribüne aus, wie aus "Vizekusen" "Meisterkusen" wurde. "Die Konstanz der Leistungen und Ergebnisse ist unglaublich. Den Begriff 'Vizekusen' habe ich noch nie leiden können - jetzt ist er Geschichte und das absolut zurecht", ergänzte Völler.
Auch Werder-Mittelfeldakteur Leonardo Bittencourt hatte nur lobende Worte für den neuen Meister übrig. "Glückwunsch an Leverkusen. Sie spielen eine Top-Saison, Riesenkompliment. Sie spielen wirklich sehr, sehr schönen Fußball", sagte der 30-Jährige. "Wir haben heute probiert, irgendwie dazwischen zu grätschen. Das haben wir, glaube ich, über 60-65 Minuten richtig gut gemacht", ergänzte Bittencourt, um dann zu kritisieren: "Aber die ersten drei Gegentore sind zu einfach gefallen. Und wenn du dann solche Gegentore kassierst, dann kannst du hier auch nichts mitnehmen."
In dieselbe Kerbe schlug auch sein Trainer. "Bis zur 60 Minute haben wir viele Sachen sehr gut gemacht. Leider ist zu wenig Zwingendes dabei rumgekommen. Am Ende geht das Spiel aber 5:0 aus, was uns in der Höhe nicht passieren darf, weil wir hinten raus bei 0:3 noch zu naiv sind. Das Ergebnis ist zu hoch und tut weh", sagte Werner.
Ganz Leverkusen versinkt in Rot und Schwarz
Bereits viele Stunden vor dem Anpfiff hatte in Leverkusen Partystimmung geherrscht. In Kneipen und an Kiosken dominierten die Farben Rot und Schwarz, überall waren Fahnen und roter Rauch zu sehen. Auch das Straßenschild der Bismarckstraße vor der Arena war überklebt worden - der Weg hieß am Sonntag kurzerhand "Xabi-Alonso-Allee". Tausende Fans hatten der Mannschaft zudem einen spektakulären Empfang bereitet.
Der Bus der Rheinländer musste sich auf dem Weg zum Stadion den Weg durch eine riesige Menschenmenge bahnen. "Deutscher Meister wird nur der SVB", sangen die Anhänger. Im Stadion hielten dann viele Fans vor Spielbeginn Papp-Meisterschalen in die Höhe. Nun musste der souveräne Tabellenführer "nur" noch das Spiel gewinnen, um den Titelgewinn perfekt zu machen.
Boniface-Elfmeter bringt Bayer in Führung
Die Partie nahm unter den Augen von DFB-Präsident Bernd Neuendorf dann den erwarteten Verlauf. Bayer war von Beginn an dominant und kombinierte sich immer wieder mit feinen Spielzügen nach vorn. Im letzten Drittel des Feldes mangelte es den Hausherren aber an der nötigen Konsequenz. Zudem verteidigte Bremen konsequent und konzentriert. Dann aber kam Julian Malatini nach einer Hereingabe in den Strafraum einen Schritt zu spät gegen Jonas Hofmann. Nach Sichtung des Bewegtbildes entschied Schiedsrichter Harm Osmers auf Strafstoß, den Victor Boniface zum 1:0 für Bayer verwandelte.
Ersatzgeschwächte Bremer bemüht, aber harmlos
Im Anschluss hatten die Bremer bei mehreren Leverkusener Chancen Fortune, nicht höher in Rückstand zu geraten. Werder konnte sich seinerseits vor der Halbzeit keine nennenswerte Tormöglichkeit erarbeiten. Die ersatzgeschwächten Hanseaten, bei denen unter anderem der gesperrte Kapitän Marco Friedl und das verletzte Angriffstalent Justin Njinmah fehlten, machte ihre Sache im Rahmen ihrer Möglichkeiten dennoch sehr ordentlich.
"Die Geschichte hat uns auch noch eine Schale geschuldet." Bayer Leverkusens Vorstandschef Fernando Carro
Doppelschlag durch Xhaka und Wirtz sorgt für Entscheidung
Auch nach dem Seitenwechsel boten die Hanseaten Bayer zunächst gut Paroli. In der Vorwärtsbewegung blieben sie jedoch zu harmlos. Ganz anders Leverkusen, das trotz Führung und des schweren Viertelfinal-Hinspiels in der Europa League vom vergangenen Donnerstag gegen West Ham United (2:0) in den Beinen das Tempo hochhielt. Als Granit Xhaka Keeper Michael Zetterer dann mit einem Schuss ins Eck zum 2:0 bezwang (60.), standen die Zeichen endgültig auf Meister-Fete. Kurz darauf sorgte der eingewechselte Florian Wirtz mit dem dritten Bayer-Tor für die Entscheidung (68.).
Nachdem der Nationalspieler dann auch noch zum 4:0 getroffen hatte (83.), drohte kurzzeitig Chaos, weil einige Leverkusen-Fans auf den Rasen stürmten. Zudem wurden Pyros gezündet. Rauchschwaden zogen durch das Stadion. Die Partie wurde kurzzeitig unterbrochen. Nachdem Wirtz in der letzten Minute seinen Hattrick perfekt gemacht hatte, pfiff Osmers nicht mehr an. Der Rest waren überschwänglich feiernde Leverkusener und schnell in die Kabine flüchtende Bremer.