Angeschlagener Greifswalder FC will im DFB-Pokal Union Berlin ärgern
Der schwach in die Saison der Fußball-Regionalliga Nordost gestartete Greifswalder FC empfängt am Sonnabend Union Berlin zum Erstrundenspiel im DFB-Pokal. Im restlos ausverkauften Volksstadion wollen die Vorpommern den "Eisernen" einen harten Kampf liefern und so neues Selbstbewusstsein tanken.
Die Tränen des knapp verpassten Drittliga-Aufstiegs waren bei den Greifswalder Spielern längst getrocknet, als am 25. Mai das Finale um den Landespokal gegen die TSG Neustrelitz anstand. Vor heimischer Kulisse setzten sich die Schützlinge von Coach Lars Fuchs gegen den klassentieferen Konkurrenten erwartungsgemäß mit 5:0 durch und sorgten so auch für die zweite Teilnahme des GFC in seiner Vereinshistorie am DFB-Pokal.
Neben ein paar kräftigen Schlucken aus einem überdimensionalen Bierglas des Landespokal-Namensgebers gönnten sich die Greifswalder auch die obligatorischen Sieger-T-Shirts. Angelehnt an einen gleichnamigen Mallorca-Hit stand darauf zu lesen: "Der Zug hat keine Bremse." Der Slogan war natürlich nicht zufällig gewählt, lag doch trotz der verpassten Regionalliga-Meisterschaft die erfolgreichste Saison der Clubhistorie hinter dem GFC.
Vergangenheit - wenn auch erst knapp drei Monate her. Und die Gegenwart? Ernüchternd wie eine Fahrt mit der zuverlässig unzuverlässigen Deutschen Bahn. Denn aktuell stehen die Vorpommern mit beiden Füßen auf besagter Bremse, die es doch angeblich in ihrem Zug gar nicht gibt. Ausgerechnet vor dem Pokal-Hit am Sonnabend (15.30 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) steckt das Fuchs-Team in einer Krise.
Greifswald verpatzt Generalprobe
Nach zwei Niederlagen in den ersten drei Partien - darunter zwei Heimpleiten - müssen am Karl-Liebknecht-Ring erst einmal kleinere Brötchen gebacken werden. Die Art und Weise, wie der GFC am vergangenen Sonntag die Generalprobe für das Union-Spiel gegen den FC Carl Zeiss Jena verpatzte (1:3), stimmte dabei sehr bedenklich.
"Das war eine desolate Leistung von uns. Da hat gar nichts gestimmt. Was wir für Aufbaufehler gemacht haben, das war unterirdisch", fand Fuchs deutliche Worte. "Hoffentlich sensibilisiert das die Jungs ein bisschen, wieder einen Schritt mehr zu machen", ergänzte der frustrierte Coach.
Torjäger Benyamina trifft auf Ex-Club
Möglicherweise war der eine oder andere Greifswalder Spieler mit seinen Gedanken aber ja bereits beim Pokal-Duell mit Union. Denn auch wenn viele Akteure aus dem GFC-Kader bereits höherklassig um Punkte gekämpft haben, ist die Partie gegen den Champions-League-Teilnehmer der Vorsaison etwas Besonderes für sie.
"In meinem Alter ist es noch einmal eine Riesensache, zu Hause gegen einen Erstligisten zu spielen - und dann auch noch für mich als Berliner gegen Union. Das ist schon sehr schön", sagte Angreifer Soufian Benyamina dem NDR.
Kapitän Brandt freut sich auf "Bonusspiel"
Der 34-Jährige spielte sogar in der Jugend der Köpenicker und zählt zur Berliner Fraktion bei den Greifswaldern. Denn neben dem Torjäger stammen weitere Kicker wie Angriffskollege Johannes Manske oder Kapitän Niklas Brandt aus der Hauptstadt. An Motivation wird es ihnen dementsprechend gewiss nicht mangeln.
"Es ist ein Bonusspiel mit einem vollen Stadion, auf das wir uns total freuen", sagte Brandt der "Ostsee-Zeitung". Der 32 Jahre alte Mittelfeldmann trat jedoch zugleich mit Blick auf den verpatzten Regionalliga-Start auch etwas auf die Euphorie-Bremse: "Wir haben in der Liga, was unser wichtiges, tägliches Brot ist, sechs Punkte in drei Spielen liegengelassen. Das dürfen wir nicht vergessen."
Volksstadion rasend schnell ausverkauft
Zumindest aber können die Greifswalder den Viertliga-Alltag am Sonnabend für ein paar Stunden ausblenden und die besondere Atmosphäre im Volksstadion aufsaugen. Die knapp 5.000 Tickets für das Duell mit den "Eisernen" waren binnen 24 Stunden vergriffen. Die Mehrzahl der Zuschauer wird dem Außenseiter die Daumen drücken und ihn lautstark unterstützen. Das könnte dem GFC Rückenwind geben in einem Spiel, "in dem wir sowieso nichts zu verlieren haben", wie Trainer Fuchs sagte.