Yann Bisseck wird in einem Testspiel bei Holstein Kiel eingewechselt © IMAGO / Claus Bergmann
Yann Bisseck wird in einem Testspiel bei Holstein Kiel eingewechselt © IMAGO / Claus Bergmann
Yann Bisseck wird in einem Testspiel bei Holstein Kiel eingewechselt © IMAGO / Claus Bergmann
AUDIO: Bundestrainer Julian Nagelsmann zur Nominierung von Yann-Aurel Bisseck (1 Min)

Aller Anfang ist schwer: Als Yann Bisseck bei Holstein Kiel spielte

Stand: 13.03.2025 13:20 Uhr

Yann Bisseck ist erstmals für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft nominiert worden. Damit hat der Abwehrchef von Inter Mailand einen weiteren Meilenstein in seiner Karriere erreicht, in der es nicht immer nur bergauf ging. So hat der 24-Jährige an das Kapitel Holstein Kiel keine guten Erinnerungen.

von Hanno Bode

Yann Aurel Ludger Bisseck steckte in der Sackgasse. Jedenfalls nach seinem eigenen Empfinden. Beim 1. FC Köln kam der Verteidiger nicht wie gewünscht zum Zuge. Und dass, obwohl er doch mit 16 Jahren bereits sein Bundesliga-Debüt für den "Effzeh" gefeiert hatte. Nun aber, da er 18 war, durfte das große Talent nur noch im Regionalliga-Team der Rheinländer auflaufen. Zu wenig für den überaus ehrgeizigen Bisseck. Er wollte rasch höherklassig Erfahrungen sammeln und ließ sich zu Holstein Kiel transferieren.

Der Leihvertrag war auf eineinhalb Jahre festgezurrt worden. Der Junioren-Nationalspieler sollte im vergleichsweise ruhigen Umfeld im hohen Norden in Ruhe reifen. Doch der Wechsel an die Waterkant erwies sich schon bald als Fehler. Für beide Seiten. Denn für die "Störche" war Bisseck keine nennenswerte Verstärkung. Und für Bisseck war Holstein der falsche Club zur falschen Zeit - Kiel eine verlorene Zeit.

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Unter Coach Tim Walter nur Ersatz

Statt im Zweitliga-Team der Schleswig-Holsteiner regelmäßig Einsatzminuten zu sammeln, lernte der Deutsch-Kameruner unfreiwillig die norddeutsche Fußball-Provinz kennen. Weil Tim Walter, damals Coach der Holstein-Profis, dem Teenager kein Vertrauen schenkte, musste der Verteidiger mit der U23 in Liga vier um Punkte kämpfen. Dabei ging es für ihn mit der Reservemannschaft unter anderem nach Lüneburg und Rehden.

Insgesamt fünf Mal streifte Bisseck das Trikot der Regionalliga-Equipe über, dreimal kam er im Profiteam zum Einsatz. Allerdings jeweils nur sehr kurz. Ganze 15 Minuten Zweitliga-Luft hatte der Abwehrspieler geschnuppert, als er im Sommer 2019 nach nur sechs Monaten auf ein vorzeitiges Ende des Leihgeschäftes drängte. Die KSV kam seinem Wunsch nach.

"Aurel ist ein schneller und kopfballstarker Innenverteidiger, der sich hier in Kiel als sehr professionell und entwicklungsfähig gezeigt hat. Da für Spieler in seinem Alter vor allem Spielpraxis sehr wichtig ist, wir ihm diese hier in Kiel aber nicht garantieren können, haben wir seinem Wunsch entsprochen und den Leihvertrag aufgelöst", erklärte Kiels damaliger Sport-Geschäftsführer Fabian Wohlgemuth.

Via Kerkrade und Guimarães nach Aarhus und ins Glück

Yann Bisseck im Trikot von Aarhus GF © IMAGO / Gonzales Photo
Yann Bisseck gelang bei Aarhus GF der Durchbruch.

Blieb die Frage: Warum war der allerorts als Ausnahmetalent eingestufte Defensivspezialist an der Förde gescheitert? Die Anwort darauf lieferte Bisseck in den kommenden Jahren selbst. Er war wohl schlichtweg zu ungeduldig und nicht anpassungsfähig genug. Denn auch bei seinen weiteren Leihstationen Roda Kerkrade und Vitória Guimarães SC konnte sich der Abwehrspieler nicht nachhaltig durchsetzen. Erst in Dänemark fand der 1,96-Meter-Hüne, der auch von einigen Verletzungen zurückgeworfen wurde, sein Glück.

Im Trikot von Aarhus GF entwickelte sich Bisseck zu einem herausragenden Verteidiger und weckte damit bei europäischen Topclubs Begehrlichtkeiten. 2023 überwies Inter Mailand rund sieben Millionen Euro für den gebürtigen Kölner an den dänischen Verein.

Inter-Profi hat für Zukunft ohne Fußball vorgesorgt

Mit seinem Wechsel nach Italien wurde Bisseck selbst zum Gehalts-Millionär. Doch selbst wenn es mit diesem Vertrag und dem Sprung zu einem großen Club nicht geklappt hätte, wäre der 24-Jährige vermutlich nicht in eine Existenz-Krise geraten. Denn der Wahl-Mailänder hat sich längst ein zweites Standbein geschaffen. Schon mit 16 Jahren schaffte er sein Abitur, danach studierte der Berufssportler Volkswirtschaftslehre an der Universität in Köln und machte später auch noch ein Fernstudium in Media and Marketing Management.

Der kopfballstarke Innenverteidiger ist also nicht auf den Kopf gefallen. Und im Rückblick betrachtet waren seine vielen Wechsel in jungen Jahren vielleicht sogar sehr wertvoll für seine Karriere. Bundestrainer Julian Nagelsmann sah es nun jedenfalls an der Zeit, den früheren Kieler für seine konstant starken Leistungen im Inter-Trikot mit der ersten Nationalmannschafts-Nominierung zu belohnen. Bisseck zählt zum Aufgebot des DFB-Teams für das Nations-League-Viertelfinale gegen Italien.

Nagelsmann: "Sehe ihn als sehr guten Spieler"

"Ich schätze ihn als sehr großes Talent. Ich finde, dass er sehr viel mitbringt. Ich sehe ihn als sehr guten Spieler, der unsere Mannschaft da hinten bereichern kann", sagte Nagelsmann. Das Hinspiel gegen die "Squadra Azzurra" wird dabei am 20. März ausgerechnet im Stadion Giuseppe Meazza stattfinden. Also in der Heimspielstätte, die sich Inter mit dem AC Mailand teilt und sozusagen das "Wohnzimmer" und der Arbeitsplatz von Bisseck zugleich ist. Hier könnte der 24-Jährige sein Nationalmannschafts-Debüt feiern.

Im fernen Kiel dürfte sich dann insbesondere Timon Weiner noch an das glücklose Intermezzo des heutigen Fußball-Stars an der Förde erinnern. Der Keeper ist der einzige Profi im aktuellen Holstein-Aufgebot, der auch schon damals im KSV-Kader stand.

Dieses Thema im Programm:

Aktuell | 13.03.2025 | 11:17 Uhr

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