Braunschweiger Fußballrevolution mit Hirsch

Stand: 23.10.2023 15:30 Uhr

Eintracht Braunschweig hat den Profi-Fußball revolutioniert. Als erste Mannschaft liefen die Niedersachsen 1973 mit Trikotwerbung auf. Der Jägermeister-Hirsch verdrängte den Löwen. Am 27. Oktober 1973 gab der DFB die Trikotwerbung für alle Clubs frei.

Am 24. März 1973 kam es in der Bundesliga zu einer Revolution, die den Fußball für immer veränderte: Eintracht Braunschweig lief gegen Schalke 04 mit neuen Trikots auf. Auf der Brust der "Löwen" prangte erstmals offiziell das Firmenlogo von Jägermeister - und damit eines Trikotsponsors. Ein Novum in Deutschlands höchster Spielklasse, dem ein monatelanger Streit zwischen Jägermeister-Chef Günter Mast und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorausgegangen war. "Die Schiedsrichter hatten den Auftrag, nicht anzupfeifen, wenn ein Jägermeister-Trikot zu sehen war. Aber das war das, was ich wollte, denn das wurde ja diskutiert", sagte der gewiefte Geschäftsmann Mast über seinen Marketing-Coup.

DFB legt sein Veto ein

Die seinerzeit finanziell klamme Eintracht aus Braunschweig und der Likörfabrikant waren sich zuvor längst einig gewesen. Am 8. Januar 1973 hatte die Mitgliederversammlung überraschend deutlich beschlossen, fortan auf den Eintracht-Trikots den Löwen durch einen Hirschkopf zu ersetzen. Doch der DFB legte sein Veto ein. Das hohe Gut Fußball sei fern von jedem Geld, hieß es. Monatelang musste Mast in einem Rechtsstreit für den Hirsch auf der Brust kämpfen. So lange blieben die neuen Leibchen verschlossen. Am Ende fand Mast eine Hintertür: Der Hirsch sollte das offizielle Braunschweiger Vereinswappen werden. Der Trick funktionierte, der DFB stimmte vorerst zu. Im März 1973 folgte die Premiere, Mast zahlte 100.000 Mark an den Verein.

Einnahmen sind heute nicht mehr wegzudenken

Jägermeister-Chef Günter Mast (r.) mit Hans Jürgen Hellfritz (l.) und Eberhard Haun (beide Eintracht Braunschweig) © imago/Rust
Jägermeister-Chef Günter Mast (r.) zahlte 100.000 Mark an die Eintracht.

Einzig der Namenszug durfte auf den Leibchen nicht erscheinen. In den folgenden Jahren gab es aber sogar (erfolglose) Pläne, den Club in Jägermeister Braunschweig umzubenennen. Erst 1987 kehrte der Löwe zurück. Doch auch wenn der Hirschkopf ging, die Trikotwerbung blieb und ist seit damals fester Bestandteil des deutschen Fußballs.

Am 27. Oktober 1973 gab ein DFB-Bundestag die Trikotwerbung dann für alle Clubs frei. Noch im selben Jahr folgten andere Bundesligisten - unter anderem der HSV - dem Braunschweiger Beispiel. Welchen Stein er mit dem Trikotsponsoring in Bewegung setzen würde, wusste Mast, der am 28. Februar 2011 im Alter von 84 Jahren verstorben ist, wohl nicht.

"Er hat den Fußball als Werbeträger entdeckt", sagte FC-Bayern-Macher Uli Hoeneß einst. Aus den Etats der Vereine sind diese Einnahmen heute längst nicht mehr wegzudenken: Der Rekordmeister aus München kassiert allein von der Telekom schätzungsweise 35 Millionen Euro pro Jahr.

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Sportclub | 24.03.2013 | 22:30 Uhr

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