Hannover 96 startet mit Sieg - und verärgert die Fans
"Geld ist die Sprache des Herzens" und "Roter Teppich für Sponsoren, Rote Karte für uns" - die aktive Fanszene von Hannover 96 hat ihrem Unmut über die Vereinsführung am Sonnabend kreativ Luft gemacht. Für das erste Heimspiel der Niedersachsen in der neuen Zweitliga-Saison gegen den Karlsruher SC waren 500 Zuschauer zugelassen. Doch anders als bei den restlichen Clubs im Norden wurden die Karten nicht etwa unter allen Dauerkartenbesitzern verlost, sondern unter den Logen-Besitzern verteilt.
Den besser Betuchten rollten die 96-Ultras vor dem Stadion im wahrsten Sinne des Wortes einen roten Teppich aus, ankommende Autos wurden mit Spielgeld beworfen. Auch wenn die 96-Profis auf dem Feld ihre Aufgabe mit einem 2:0 (1:0)-Sieg lösten, hat sich die Club-Führung um Martin Kind, die seit Jahren mit einem Teil der Fans im Clinch ist, gleich zu Saisonbeginn ein Eigentor geschossen.
Fünfter Heimsieg seit der Corona-Pause
Wegen des Frusts über das kaum vorhandene Miteinander zwischen Fans und Kind haben die Anhänger schon mehrfach die Unterstützung für die Mannschaft eingestellt. So manche Krise, in der das Team steckte, war dadurch noch mal befeuert worden. Doch man könnte meinen, dass sich die Schützlinge von Trainer Kenan Kocak mittlerweile mit der Ruhe im Stadion arrangiert haben. Nach der Corona-Pause gewannen die 96er nun schon das fünfte Heimspiel in Folge. "Wir können einiges mitnehmen, müssen uns aber wieder neu finden. Doch wir haben gewonnen, deshalb bin ich zufrieden", sagte 96-Kapitän Dominik Kaiser.
Ducksch auf Kaiser - tolle Kombination zum 1:0
Allerdings brauchte Hannover gegen Karlsruhe ein bisschen, um in Fahrt zu kommen. Nach der ersten Chance von Marvin Ducksch, der an Torhüter Marius Gersbeck scheiterte (24.), führte ein haarsträubender Fehlpass von KSC-Verteidiger Robin Bormuth zur Führung. Hendrik Weydandt verarbeitete das "Zuspiel" perfekt, Ducksch lupfte den Ball punktgenau in den Lauf von Dominik Kaiser, der zentral vor dem Tor volley einschoss (25.). Den Karlsruhern war das Fehlen von Philipp Hofmann deutlich anzumerken. Der Top-Torjäger hatte vor dem Spiel erklärt, nicht einsatzbereit zu sein - offenbar um seinen Wechsel in die Bundesliga zu forcieren. Der vermeintliche schnelle Ausgleich durch Marco Djuricin (28.) zählte wegen eines Fouls des Stürmers nicht. Alle anderen Aufgaben löste Michael Esser, Hannovers neue Nummer eins, ohne größere Probleme.
Auch wenn die Statistik im Laufe der zweiten Hälfte (ausgeglichener Ballbesitz, deutlich mehr Torschüsse und Ecken des KSC) einen anderen Eindruck erweckte, torgefährlich waren weiter nur die Hausherren. Weydandt (46.) und Ducksch, der zweimal aus aussichtsreicher Position an Gersbeck scheiterte (53./69.), verpassten aber das 2:0. So machten es die Gastgeber unnötig spannend. Und KSC-Spielmacher Marvin Wanitzek hatte 17 Minuten vor dem Ende plötzlich den Ausgleich auf dem Fuß. Sein Schuss aus 14 Metern ging aber vorbei. Für die Entscheidung sorgte dann ein Konter, den Joker Linton Maina zum 2:0 abschloss (86.).