1:0 - VfL Osnabrück verschärft Krise des FC St. Pauli
Zweitligist FC St. Pauli hat den erhofften Befreiungsschlag verpasst. Der Kiezclub unterlag dem Nordrivalen Osnabrück mit 0:1 und bleibt Tabellenvorletzter. Der VfL kletterte hingegen auf Rang zwei.
"Das Entscheidende ist, dass wir es gerade nicht hinbekommen, die Spiele so zu gestalten, dass wir in so einem Spiel mindestens mal einen Punkt mitnehmen in unserer aktuellen Situation", ärgerte sich St. Paulis Keeper Robin Himmelmann im Gespräch mit dem NDR über die unnötige Niederlage. "Wir haben das Glück gerade nicht gepachtet. Wir hatten 20 Torschüsse. Osnabrück war für mich die schlechtere Mannschaft. Aber sie haben einen positiven Lauf und gewinnen dann so ein Spiel", erklärte sein Coach Timo Schultz.
Kiezclub mit "richtiger Balance"
Bei den Gastgebern war nach sechs sieglosen Partien in Serie und bereits 16 Gegentreffern in acht Begegnungen die Abkehr von ihrem etwas wilden, ja zuweilen geradezu anarchischen, Fußball in der Anfangsphase der Saison zu beobachten. Das Team setzte die Forderung von Schultz, die "richtige Balance" zwischen konzentrierter Defensivarbeit und beschwingtem Offensivspiel zu finden, im ersten Abschnitt gut um. Raumaufteilung und taktische Disziplin stimmten bei den Hamburgern. Und auch in der Vorwärtsbewegung wussten die Hausherren durchaus zu gefallen - allerdings zumeist nur bis zum Osnabrücker Strafraum.
St. Pauli in vorderster Front zu harmlos
Denn gegen die vielbeinige VfL-Abwehr fand der finale Pass zu selten seinen Adressaten. "Wandstürmer" Simon Makienok war zwar sehr bemüht und immer anspielbar. Entscheidend durchsetzen konnte sich der hochaufgeschossene Däne in den ersten 45 Minuten aber nicht. Noch ist der 30-Jährige kein gleichwertiger Ersatz für den zum SC Heerenveen abgewanderten Henk Veerman.
Osnabrück nach Nürnberg-Desaster abwartend
Ein paar Halbchancen waren zur Halbzeit die Ausbeute des großen Aufwands des Kiezclubs. Die Gäste blieben offensiv im ersten Durchgang nahezu komplett blass. Nach dem defensiv desolaten Auftritt am vergangenen Montag gegen den 1. FC Nürnberg (1:4) waren die Niedersachsen offenbar darauf bedacht, erst einmal kompakt zu stehen. Nur ganz vereinzelt setzte die Elf von Coach Marco Grote in Hälfte eins offensiv Nadelstiche. Richtig zwingend war keine ihrer Aktionen.
Kühn verhindert VfL-Rückstand
Auch nach dem Wiederbeginn blieb St. Pauli zunächst die aktivere Mannschaft. Makienok hatte nach einem schönen Angriff die Führung auf dem "Schlappen", scheiterte aber unter Bedrängnis an Keeper Philipp Kühn (56.). Auch der ansonsten recht unauffällige Rodrigo Zalazar fand mit seinem wuchtigen Freistoß seinen Meister in dem Osnabrücker Schlussmann (66.). So langsam konnte man sich des Eindrucks nicht mehr erwehren, dass der Kiezclub wohl noch Stunden hätte weiterspielen können, ohne ins Schwarze zu treffen.
Die Abgänge der Mittelstürmer Veerman und Dimitrios Diamantakos tun den Hamburgern noch heute weh. Zumal in dem Bundesliga-erprobten Guido Burgstaller eine ihrer großen Angriffshoffungen derzeit verletzungsbedingt ausfällt.
"Joker" Blacha sticht
Auch dem VfL fehlten aus seiner "Abteilung Attacke" einige wichtige Akteure - unter anderem Christian Santos. Dennoch verwunderte es ein wenig, dass die Niedersachsen nach ihrem tollen Saisonstart mit lediglich einer Pleite in acht Spielen auch im zweiten Abschnitt so mutlos auftraten. Ein Schuss aus 18 Metern von Lukas Gugganig, der links am Tor vorbeizischte (76.), war ihre auffälligste Aktion bis zur 86. Minute, als der eingewechselte David Blacha zum 1:0 abstaubte.
Der Routinier war nach einem Schuss von Etienne Amenyido zur Stelle, den Keeper Robin Himmelmann gerade noch mit dem Fuß hatte abwehren können. "Er ist genau dahin gefallen, wo ich hingelaufen bin", sagte Blacha dem NDR über seine "Bude". Dass der Vorlagengeber von St. Paulis Hintermannschaft nur zögerlich angegriffen wurde, zeugte vom Kräfteverschleiß bei den zuvor nimmermüde anrennenden Hamburgern.
Grote glücklich über Zwischenbilanz
Es passte ins Bild ihrer unglücklichen Vorstellung, dass Makienok in der Nachspielzeit freistehend per Kopf kläglich den Ausgleich vergab (90.+4). Gäste-Coach Grote tangierte es - verständlicherweise - wenig. "Vor der Saison hat jeder gesagt, wir wären der erste Abstiegskandidat. Jetzt haben wir 16 Punkte. Hier weiß jeder genau, was Sache ist und was wir geleistet haben", freute sich der VfL-Coach über die Zwischenbilanz seiner Equipe.