Erste Pleite für Osnabrück - VfL von Nürnberg vorgeführt
Der VfL Osnabrück hat am achten Spieltag der zweiten Fußball-Bundesliga die erste Niederlage kassiert. Die Niedersachsen unterlagen dem 1. FC Nürnberg mit 1:4 (0:3) und fielen auf Platz sechs zurück.
Marco Grote hatte seine Spieler immer wieder lautstark angetrieben, sie gelobt und getadelt. Wobei letzteres im ersten Abschnitt des Duells mit dem "Club" häufiger der Fall war. Und nun, da der VfL kurz vor der Halbzeit das 0:3 kassiert hatte, war der Osnabrücker Coach schon ziemlich heiser. Ganz die Stimme verschlagen hatte das katastrophale Abwehrverhalten seines Teams beim dritten Gegentreffer dem 48-Jährigen aber noch nicht. "Aktiv sein müssen wir", krächzte Grote. Kurz darauf ertönte an der Bremer Brücke der Pausenpfiff.
Vorbei waren 45 Minuten, in denen die Niedersachsen eben alles andere als "aktiv" waren. Viel zu häufig hatten sie den fußballerisch überlegenen und handlungsschnelleren Franken nur Geleitschutz gegeben. Der Halbzeit-Rückstand war auch in dieser Höhe absolut verdient.
"Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit ziemlich viel von dem vermissen lassen, was uns in den Wochen davor ausgezeichnet hat", sagte Mittelfeldmann Ulrich Taffertshofer. "Wir sind gar nicht in die Zweikämpfe gekommen, waren immer einen Schritt zu spät. Mit einem 0:3 zur Pause ist ein Spiel meist schon gelaufen."
VfL von Beginn an mit Problemen
Dass die "Lila-Weißen" im ersten Durchgang ein blaues Wunder erleben könnten, deutete sich früh an. Bereits nach vier Minuten tauchte Felix Lohkemper frei vor Kühn auf, scheiterte aber noch am aufmerksamen Torhüter. Kurz daruf war der Schlussmann geschlagen, hatte aber Fortune, dass Manuel Schäffler bei seinem Abschluss im Abseits gestanden hatte (5.). Im Anschluss fanden die Hausherren zwar etwas besser ins Spiel und besaßen durch einen Kopfball von Maurice Trapp eine gute Gelegenheit zum 1:0 (13.).
Auffällig blieb jedoch auch in dieser Phase der Begegnung, dass Osnabrück in der Rückwärtsbewegung große Probleme hatte. Und auch wenn Nürnberg den VfL hoch anlief, fanden die Gastgeber kaum andere Lösungen, als den Ball mangels Anspielstationen ins Nirwana zu befördern.
Nürnberg trifft ohne größere Gegenwehr
Grote schrie und schrie und schrie. Aber seine Schreie verhallten wirkungslos. Der VfL hatte einen gebrauchten Tag erwischt, was sich insbesondere am 0:2 deutlich zeigte: Bashkim Ajdini spielte einen viel zu kurzen Rückpass zu Kühn, den Fabian Nürnberger erlief und den Keeper aus spitzem Winkel überwand (29.). Zuvor hatte Schäffler den "Club" in Front gebracht. Auch der frühere Kieler durfte sich bei seiner "Bude" über ganz, ganz wenig Körperkontakt des Gegners freuen. Das 3:0 von Lohkemper legte Schäffler dann mustergültig auf (43.). Attackiert wurde er bei seinem Zuspiel nicht.
Drei Osnabrücker Wechsel zur zweiten Hälfte
Grote steckte vor dem Gang in die Kabine die Köpfe mit seinen Co-Trainern Deniz Dogan und Tim Danneberg zusammen. Dass das Trio in diesen Momenten keinen Klönschnack über den letzten Angelausflug hielt, war in ihren Gesichtern abzulesen. Das Gespräch dürfte sich um Auswechslungen gehandelt haben. Doch wen vom Feld nehmen, wenn alle außer der bemitleidenswerte Keeper Kühn neben sich stehen? Grote und seine Entourage entschieden sich für Bryan Henning, Ken Reichel und Maurice Multhaup. Kevin Wolze, Niklas Schmidt und Luc Ihorst wurden für das Trio zur zweiten Hälfte auf den Rasen geschickt.
Grote-Team besser, aber nicht gut
Tatsächlich war der VfL fortan - wie von Grote gefordert - "aktiver". Die Nürnberger Abwehr ließ die Osnabrücker Angriffe jedoch humorlos an sich abprallen. Die Franken mussten eigentlich zu keinem Zeitpunkt fürchten, die Kontrolle über das Geschehen verlieren zu können. Zu uninspiriert und drucklos agierten die Osnabrücker. Und als Schäffler nach Vorlage von Lohkemper - wieder einmal sehr unbehelligt - zum 4:0 traf (71.), war die endgültige Entscheidung gefalllen.
Der Ehrentreffer von Sebastian Kerk durch einen Foulelfmeter (90.) war lediglich noch Ergebniskosmetik, die den insgesamt schlechten VfL-Auftritt nicht aufhübschen konnte. "Das war heute ein gebrauchter Tag", resümierte der Torschütze treffend.