0:1 bei Wehen Wiesbaden - Hansa Rostocks Talfahrt hält an
Hansa Rostock versinkt immer tiefer im Tabellenkeller der zweiten Fußball-Bundesliga. Die Mecklenburger unterlagen am Sonntagnachmittag auswärts dem SV Wehen Wiesbaden mit 0:1 (0:0) und haben nun sechs der vergangenen sieben Partien verloren.
Der Vorsprung auf Relegationsplatz 16, den der FC Schalke 04 aktuell belegt, ist nun auf zwei Zähler zusammengeschmolzen. Die "Königsblauen" hatten am Sonnabend Hannover 96 mit 3:2 bezwungen. Hansa hätte vielleicht weiterhin ein größeres Punktepolster auf die Gelsenkirchener, wenn Christian Kinsombi in der 32. Minute nicht mit einem Elfmeter an Wiesbadens Keeper Florian Stritzel gescheitert wäre und so das 1:0 verpasste. Dennoch stimmte die Rostocker Leistung im ersten Abschnitt.
Nach der Pause baute die Mannschaft von Coach Alois Schwartz allerdings bedenklich ab und kassierte kurz vor Ultimo durch Ivan Prtajin das Gegentor zum 0:1 (89.). "Wir haben es ordentlich gemacht, gut gespielt. Aber es ist ein Ergebnissport. Du kannst nicht immer darauf hoffen, dass du hinten keinen reinkriegst, sondern musst auch einfach vorne mal einen machen. Aber da sind wir einfach zu harmlos", sagte Schwartz. Druck sei "immer da" ergänzte der Trainer mit Blick auf die "enge Liga".
Rostocks Verteidiger Damian Roßbach war derweil bemüht, die fraglos angespannte Lage nicht zu dramatisieren: "Es war klar, dass es eine Saison gegen den Abstieg wird. Und darauf sind wir auch alle eingestellt. Aber trotzdem müssen wir uns jetzt an die eigene Nase fassen und uns am Riemen reißen."
Hansa in der Anfangsphase im Glück
"Hier regiert der FCH. Ein Schuss, ein Tor für Hansa", hallte es unmittelbar nach den Anpfiff aus dem Gäste-Fanblock, in dem rund 2.000 Rostock-Anhänger standen. Ein Tor wäre dann auch tatsächlich bald gefallen - allerdings nicht wie von den Schlachtenbummlern erhofft für Hansa. Denn nach zwei Minuten lief Wiesbadens John Iredale allein auf Keeper Markus Kolke zu und versuchte, den Schlussmann per Heber zu überwinden. Der Abschluss des Australiers verfehlte das Ziel allerdings deutlich.
Durchatmen bei den Mecklenburgern, die sich anschließend mit dem Aufsteiger ein sehr intensives Duell lieferten. Beide Teams waren bemüht, das Mittelfeld schell zu überbrücken, sodass die Schaulustigen Zeugen einer kurzweiligen Begegnung wurden, in der herausgespielte Tormöglichkeiten allerdings rar waren.
Kinsombi verschießt Elfmeter
Hansa hätte zur Pause dennoch führen können - eigentlich müssen. Doch Kinsombi bekam hinter seinen Elfmeter zu wenig Druck. Zudem war der Strafstoß halbhoch und zu mittig geschossen. Kurzum: ein schwacher Penalty. Dass die Rostocker überhaupt einen Elfmeter von Schiedsrichter Christian Dingert hatten zugesprochen bekommen, gründete auf einer ziemlich törichten Aktion von Stritzel. Kurz bevor er abschlagen wollte, schlug Wiesbadens Keeper dem hinter ihm heranstürmenden Juan-José Perea den Arm ins Gesicht. Auf Hinweis aus dem Kölner Keller schaute sich Dingert die Szene noch einmal auf dem Fernsehschirm an und entschied dann auf Gelb für den Übeltäter und Penalty für die Gäste.
Eben noch Depp - nun Held. Plötzlich rief das ganze Stadion - mit Ausnahme der Hansa-Fans selbstverständlich - den Namen von Stritzel, der kurz nach dem parierten Strafstoß auch noch gegen Damian Roßbach die Rostocker Führung verhinderte (36.). Diesen Tag dürfte der aus Anklam (Mecklenburg-Vorpommern) stammende Ballfänger wohl so schnell nicht vergessen.
Wiesbaden nach der Pause mit Drangphase
Der zweite Abschnitt begann wie der erste: mit einer Chance von Iredale. Diesmal zielte der Angreifer präziser, fand seinen Meister jedoch in Kolke, der an alter Wirkungsstätte (spielte von 2011 bis 2019 bei den Hessen) seinem Spitznamen "Krake" einmal mehr gerecht wurde (47.). Kurz danach fiel Amar Catic der Ball im Rostocker Strafraum vor die Füße. Der Mittelfeldmann war davon aber offenbar so überrascht, dass er das Spielgerät überhastet und in Rücklage erstaunlich weit über das Gehäuse beförderte (50.).
Ebenso erstaunlich war, dass Hansa anders als in Durchgang eins nun ziemlich abwartend agierte. Wiesbaden war klar tonangebend und wusste auch fußballerisch zu gefallen. Allerdings wurde auch deutlich, warum die Hessen erst neun Saisontreffer erzielt haben. Im Angriff entwickelte die Elf von Trainer Markus Kauczinski erneut zu wenig Durchschlagskraft.
Prtajin belohnt Schlussoffensive des SVWW
Die Gäste wurden erst in den letzten 20 Minuten wieder aktiver. John-Patrick Strauß prüfte Stritzel mit einem fulminanten Schuss von der Strafraumgrenze (76.) und nährte damit die Hoffnungen der immer noch unvermindert vor sich hinsingenden Hansa-Fans auf eine Schlussoffensive ihres Teams. Doch nicht die Rostocker, sondern Wiesbaden erhöhte noch einmal den Druck.
Zunächst konnte Kolke gegen Gino Fechner noch den Rückstand verhindern (86.), 180 Sekunden später war dann aber auch der Schlussmann machtlos, als Prtajin per Kopf aus der Nahdistanz zur Stelle war. Zuvor hatte der Hansa-Keeper einen wuchtigen Schuss von Hyun-Ju Lee gerade noch abwehren können.