Werder Bremen: Trainer Anfang zurückgetreten - "Massiver Vorwurf"
Markus Anfang ist als Trainer des Fußball-Zweitligisten Werder Bremen zurückgetreten. Gegen den 47-Jährigen läuft ein Ermittlungsverfahren wegen der angeblichen Nutzung eines gefälschten Impfzertifikats.
Anfang hat die Vorwürfe bislang vehement zurückgewiesen. Trotzdem entschied er sich nun für einen Rücktritt und kam damit wohl auch einer Entlassung zuvor. "Ich habe aufgrund der inzwischen extrem belastenden Lage für den Verein, die Mannschaft, meine Familie und auch mich selbst entschieden, dass ich meine Aufgabe als Cheftrainer von Werder Bremen mit sofortiger Wirkung beende", wurde Anfang, der das Traineramt in Bremen erst im Sommer angetreten hatte, am Sonnabend wenige Stunden vor dem Topspiel gegen Schalke in einer Mitteilung des Vereins zitiert.
"Ich habe daher die verantwortlichen Personen um die umgehende Auflösung meines Vertrages gebeten, diesem Wunsch haben sie entsprochen." Auch Co-Trainer Florian Junge, gegen den ebenfalls staatsanwaltschaftlich ermittelt wird, verlässt den Verein.
"Die Polizei hat am Freitagabend eine klare Indizienlage bezüglich einer Impfpass-Fälschung vorgelegt." Werder-Clubchef Klaus Filbry
Nach Angaben von Werder-Clubchef Klaus Filbry hatten die Vereinsverantwortlichen des Zweitligisten am Freitagabend im Weserstadion ein Gespräch mit der Polizei. "Die Polizei hat eine klare Indizienlage bezüglich einer Impfpass-Fälschung vorgelegt", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung im NDR Interview. Desweiteren habe die Polizei einen Hausdurchsuchungsbefehl dabei gehabt und darum gebeten, dass Markus Anfang ins Weserstadion kommt, um seinen Impfausweis zu übergeben. Ebenso wie bei Florian Junge. "Das haben beide gemacht", erklärte Filbry. Danach hätten beide Frank Baumann kontaktiert und um eine Auflösung ihrer Verträge gebeten.
Durchsuchungsbeschluss am Freitagabend
Die Staatsanwaltschaft hatte am Freitagabend beim Amtsgericht einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt. "Inwieweit der Impfausweis tatsächlich falsch ist, das werden wir zeitnah klären können", sagte Staatsanwalt Frank Passade am Sonnabend.
"Sollte sich der im Raum stehende Verdacht bestätigen, wäre dies ein nicht hinnehmbarer Affront gegenüber allen, die sich in den vergangenen Monaten haben impfen lassen und so ihren Beitrag zur Corona-Eindämmung geleistet haben." Deutsche Fußball Liga
Baumann: Im Raum steht ein massiver Vorwurf
Am Donnerstagabend war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft gegen Anfang ermittelt. Der 47-Jährige soll Mitarbeitern des Gesundheitsamtes ein gefälschtes Impfzertifikat vorgelegt haben. Der Club hatte sich zunächst hinter seinen Cheftrainer gestellt. Anfang habe versichert, dass er nichts Falsches getan habe und geimpft sei, sagte Werder-Geschäftsführer Frank Baumann. Mittlerweile bestehen aber ernsthafte Zweifel an der Glaubhaftigkeit dieser Aussagen. Der entsprechende Eintrag auf der Werder-Homepage ist seit Sonnabendvormittag verschwunden.
Es habe im Verlauf des Freitags weitere Entwicklungen gegeben, sagte Baumann am Sonnabend: "Es gab eine andere Sachlage, die Fakten haben sich ein Stück weit verändert. Der Vorwurf, der im Raum steht, ist wirklich massiv und das hat eine Dimension angenommen, wo wir als Verein überlegt haben: Was ist die richtige Entscheidung?" Es sei zu befürchten, dass das Ermittlungsverfahren gegen Anfang "nicht von heute auf morgen" zu klären sei und das auch Auswirkungen auf das Image des Clubs und den sportlichen Bereich habe.
"Einen Rücktritt eines Trainers am Spieltag gab es vermutlich noch nicht. Trotzdem ist es die richtige Entscheidung, um auch auch kurzfristig eine gewisse Ruhe reinzubekommen, und dass die Vorwürfe den Verein nicht belasten." Frank Baumann
Baumann geht auf Trainersuche
"Markus und Florian übernehmen mit ihrem Schritt Verantwortung und tragen somit dazu bei, die Unruhe, die in den letzten Tagen rund um den Verein und die Mannschaft aufgekommen ist, zu beenden. Wir respektieren ihre Entscheidung und werden uns nun auf die Suche nach einem neuen Cheftrainer machen", sagte Baumann: "Natürlich ist es unser Wunsch, dass wir eine schnelle Lösung finden, aber es ist auch wichtig, dass wir den richtigen finden. Das kann auch ein paar Tage dauern." Es sei aber ein Vorteil, dass Werder vor der Verpflichtung von Anfang im Sommer den Trainermarkt "ausführlich gescannt" habe.
Co-Trainer Zenkovic gegen Schalke auf der Bank
Gegen Schalke betreute Co-Trainer Danjiel Zenkovic mit dem weiteren Trainerteam die Grün-Weißen, U19-Cheftrainer Christian Brand sprang zudem für die Partie als Co-Trainer ein. Sie alle erlebten beim 1:1 gegen Schalke mit dem Ausgleichstreffer für Bremen in der neunten Minute der Nachspielzeit einen mitreißenden Abend nach einem denkwürdigen Werder-Tag. Ein weiteres Engagement als Bremer Cheftrainer wird es für Zenkovic aber wohl nicht geben. "Danjiel hat das sehr, sehr gut angenommen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen externen Trainer holen, ist doch schon höher", sagte Baumann.