Prognose und Hochrechnungen - das ist der Unterschied
Am 8. Mai schließen in Schleswig-Holstein um 18 Uhr die Wahllokale. Bereits vor Bekanntgabe des amtlichen Endergebnisses sollen die 18-Uhr-Prognose und Hochrechnungen den Ausgang der Wahl möglichst genau vorhersagen.
Für NDR Schleswig-Holstein führt des Wahlforschungsinstitut infratest dimap diese Untersuchungen durch. Bereits mit dem Schließen der Wahllokale gibt es die erste Prognose - die sogenannte 18-Uhr-Prognose. Die Experten nennen sie die Königsdisziplin der empirischen Wahlforschung. Sie wird im Exit-Poll-Verfahren durchgeführt. Das heißt, die Wählerinnen und Wähler werden direkt nach ihrer Stimmabgabe vor dem Wahllokal befragt - freiwillig und anonym. Die Befragungen beginnen mit der Öffnung der Wahllokale sonntags um 8 Uhr in einer repräsentativen Anzahl an Wahllokalen. Sie gehen den ganzen Tag, damit nicht nur einzelne Gruppen in die Prognose einfließen. Ein Beispiel: In der Gruppe der Frühwähler gibt es viele Menschen, die vor dem Kirchgang ihre Stimme abgeben, diese Gruppe gilt laut Wahlforschern als eher konservativ.
Wahlentscheidung und statistische Angaben
Die Wählerinnen und Wähler werden von Mitarbeitern des Wahlforschungsinstituts gebeten, auf einem Fragebogen noch einmal ihre Kreuze zu wiederholen, zusätzlich werden weitere statistische Parameter abgefragt - zum Beispiel zu welcher Altersgruppe sie gehören, welches Geschlecht sie haben oder was ausschlaggebend für die Wahlentscheidung war (Kandidat, Wahlprogramm oder Stammwähler).
Prognosen sind Ergebnis aus Befragungen und Berechnungen
Auch die Ergebnisse der Briefwähler und Briefwählerinnen sollen in die 18-Uhr-Prognose mit einfließen, auch wenn sie nicht den Gang zur Urne antreten. Die Wahlforscher greifen daher auf das Briefwahlverhalten vergangener und vergleichbarer Wahlen zurück, außerdem fließen Erfahrungen aus vorgelagerten Wahlbefragungen mit ein. Aus diesem Werten wird dann das Briefwahlergebnis geschätzt und mit den Exit-Poll-Befragungen zur ersten Prognose des Wahlabends zusammengefasst, die zeitgleich mit der Schließung der Wahllokale veröffentlicht wird.
Obwohl es viele Variablen gibt, weicht sie nach Angaben der Wahlforscher von infratest dimap vom amtlichen Endergebnis im Schnitt nur etwa 0,5 Prozentpunkte pro Partei ab.
Hochrechnungen werden im Laufe des Abends genauer
Im weiteren Verlauf des Wahlabends zeichnen Hochrechnungen das Bild vom Wahlausgang immer genauer. Die Daten dafür gibt es auf zwei Wegen: zum einen warten Mitarbeiter von infratest dimap stichprobenhaft auf die Ergebnisse in bestimmten Wahllokalen auf die Ergebnisse und zum anderen greifen die Wahlforscher auf die Ergebnisse zu, die das Statistische Landesamt am Wahlabend veröffentlicht.
Briefwahlauszählungen im Blick
Zusätzlich beobachten Mitarbeiter des Wahlforschungsinstituts die Auszählungen in ausgewählten Briefwahlbezirke und stellen die Ergebnisse schnell für die Hochrechnungen zur Verfügung. So erhalten die Experten im Laufe des Wahlabends immer mehr belastbare Daten. Daher nimmt auch die Genauigkeit ihrer Hochrechnungen immer weiter zu - bis dann der Landeswahlleiter in der Nacht das vorläufige amtliche Endergebnis bekannt gibt.