Die journalistische Methodenkiste
Unsere Methodenkiste soll Schülerinnen und Schüler (SuS) an den journalistischen Alltag heranführen. Sie lernen mithilfe der verschiedenen didaktischen Methoden Abläufe in Redaktionen kennen und können sich gleichzeitig Inhalte erarbeiten.
Methode 1: Bildauswahl
Ursprung: Für die Berichterstattung in Zeitungen, online und in Social Media werden Fotos benötigt. Meist gibt es zu einem Thema verschiedene Bilder zur Auswahl. Die Redaktionsmitglieder diskutieren darüber, welches Bild am besten passt, welche Assoziationen es mit sich bringt und wie es gestaltet ist.
Methode: Die SuS und Lehrkräfte bringen Fotos, Zeichnungen, Karikaturen, Zeitungsausschnitte, Ausdrucke etc. zu einem am Vortag festgelegten Thema mit. Sie werden an eine Wand gepinnt oder ausgelegt. Jeder SuS sucht sich ein Bild aus, in Vierer-bis Fünfergruppen stellen sie ihr Bild und die dazugehörigen Gedanken, Vorstellungen, Erfahrungen oder Meinungen vor. Mögliche Fragen: Wer oder was ist abgebildet? Welche Handlungen sind erkennbar? Welcher Eindruck soll vermittelt werden? Welche Informationen brauche ich außerhalb des Bildes? Wie sind Licht, Anschnitt, Perspektive ausgewählt?
Mögliche Fragen: Wer oder was ist abgebildet? Welche Handlungen sind erkennbar? Welcher Eindruck soll vermittelt werden? Welche Informationen brauche ich außerhalb des Bildes? Wie sind Licht, Anschnitt, Perspektive ausgewählt?
Anwendbar für den Einstieg in ein Thema und um Vorwissen auszutauschen.
Methode 2: Interview vorbereiten/führen
Ursprung: Für ein journalistisches Interview sammeln Reporter*innen zunächst Fakten über die Gesprächspartner*innen und das Thema. Daraus werden Fragen entwickelt und diese mit der Chefredaktion vorab besprochen. Das Interview wird geführt, dabei aufgezeichnet und/ oder mitgeschrieben. Anschließend wird es ausgewertet (Social Media) und aufgeschrieben (Online) oder geschnitten (HF/TV).
Methode Variante 1: Jeweils zwei SuS informieren sich zu einem Thema mithilfe von verschiedenen Materialien.
Methode Variante 2: Lehrkräfte oder Schüler bringen einen Beitrag aus Hörfunk, Bewegtbild, Story oder Text mit. Jeweils zwei SuS nehmen sich denselben Beitrag vor und entnehmen daraus eine Fragestellung, die sie mit einem Interview vertiefen wollen.
Sie entwickeln einzeln eine Leitfrage und etwa sechs dazugehörige Interviewfragen. Dann tauschen die beiden Themen-Partner ihre Fragen aus, entscheiden sich für eine Leitfrage und sechs gemeinsame Fragen. Anschließend überlegen sie gemeinsam, welche Person sie dazu interviewen könnten. Dazu gehört: Welche Interessen vertritt der oder die Interviewte, welche Ansichten vertreten andere? Kann man letztere in die Interviewfragen einbauen?
Ergebnissicherung: Anschließend wird eine*r zum Reporter*in und eine*r zur Expert*in. Sie nehmen das Interview als Audio oder Video auf. Alle Interviews werden danach in der Klasse vorgespielt. Anschließend Methode Redaktionskonferenz möglich.
Anwendbar zur Erarbeitung eines Themas in Einzelarbeit und Partnerarbeit sowie zur anschließenden Vorstellung in der Gruppe.
Methode 3: Rechercheauftrag
Ursprung: Die Redaktionsleitung formuliert eine Fragestellung oder These. Die Reporter*innen sollen nun herausfinden, was die Antwort darauf ist und wer diese geben kann. Welche unterschiedlichen Ansichten gibt es, welche Fakten sind vorhanden, wie und wo kann man dies in Erfahrung bringen? Manchmal müssen auch Fotos und Videomaterial auf Echtheit geprüft werden. Anschließend stellen Reporter*innen ihre Ergebnisse vor und es wird entschieden, ob etwas veröffentlicht wird oder nicht und, falls ja, in welcher Form.
Methode: Die Lehrkraft formuliert eine These oder Fragestellung für die ganze Klasse oder pro SuS-Gruppe.
Beispiele:
- "Influencer*innen manipulieren ihre Follower."
- "Wie verdienen Influencer*innen Geld?"
- "Politiker*innen entscheiden mit, was Journalist*innen berichten."
- "Mädchen-Chats sind keine sicheren Orte für Kinder."
Die SuS haben nun zunächst einzeln Zeit, sich im Internet (oder mit ausgegebenem Material) dem Thema zu nähern. Sie können Beiträge anschauen oder anhören, Menschen anrufen etc. Anschließend tauschen die Reporter*innen ihre Ergebnisse in Kleingruppen aus und gestalten ein Poster mit den Fakten, Quellen, möglichen Interviewpartnern und Bildern. Dies wird nun in der Klasse aufgehängt und von einem Recherche-Team-Sprecher für alle erläutert. Anschließend Methode Redaktionskonferenz möglich.
Anwendbar zur Erarbeitung und zum Austausch von Arbeitsergebnissen.
Methode 4: Redaktionskonferenz
Ursprung: In einer Redaktionskonferenz versammeln sich Reporter*innen und Redakteur*innen der verschiedenen Bereiche, um über die Themen des Tages zu sprechen. Auch Vertreterinnen oder Vertreter aus der Produktion, der Sendeassistenz oder dem Justiziariat sind dabei. Es werden Themen gesammelt, diskutiert, über deren Umsetzung entschieden und das bisher produzierte Programm kritisiert. Die Konferenzen sollen kurz und effektiv sein und finden meist im Stehen statt.
Methode: Zwei der SuS werden zu Chef*innen vom Dienst (CvD). Sie leiten die Konferenz und entscheiden abschließend, was das Ergebnis ist oder/und was noch zu tun ist. Alle Teilnehmenden (Kleingruppen oder Klasse möglich) sammeln sich stehend um einen (Hoch-)Tisch. Smartphones können zur Info-Suche genutzt werden. Arbeitsergebnisse der verschiedenen Teams werden kurz vorgetragen und können von allen kommentiert werden. Die CvD fassen zusammen und entscheiden, wie oder an welchen Themen weitergearbeitet wird.
Ergebnissicherung: Die CvD schicken eine E-Mail mit den Ergebnissen der Konferenz an alle.
Anwendbar zum Austauschen von Vorwissen und Arbeitsergebnissen sowie zur Bewertung von Arbeitsergebnissen. Hier kann auch selbstständig entschieden werden, wie an einem Thema weitergearbeitet wird.
Methode 5: Talkshow (Fish-Bowl)
Ursprung: Eine Redaktion legt für eine Talkshow ein Thema fest und lädt Gäste ein, die möglichst unterschiedliche Meinungen vertreten. Redaktion und Moderation bereiten Fakten und Fragen vor. Das Publikum kann zudem Fragen stellen oder mailen/twittern. Die Moderatorin oder der Moderator fasst die unterschiedlichen Positionen am Ende zusammen.
Methode: Ein Stuhl-Innenkreis besteht aus einem Platz für die Moderation und vier bis sechs Plätzen für Talkshow-Gäste. Im Außenkreis sitzt der Rest der Klasse als Publikum. Die Talkshow-Gäste tragen ihre Meinungen, Arbeitsergebnisse, Recherchen vor. Die Diskussion verläuft offen und muss vom Moderator oder der Moderatorin gesteuert werden. Er oder sie achtet auf die Zeit und den Sprachanteil sowie darauf, dass alle Themen behandelt werden. Dafür braucht man Vorbereitungszeit. Die Personen im Publikum können mit Handzeichen deutlich machen, wenn sie eine Frage stellen oder einen Kommentar einbringen möchten.
Ergebnissicherung: Die Moderation fasst für jeden Gast einzeln zusammen, was seine Ansichten sind und hält dies in einer Audioaufnahme fest.
Anwendbar zum Austausch und zur Diskussion von Arbeitsergebnissen.
Weitere von einfach.Medien genutzte Methoden finden Sie unter anderem bei der Bundeszentrale für Politische Bildung.