Stand: 10.09.2020 14:55 Uhr

Warntag mit Pannen: Sirenen und Apps oft still

Eine Möwe sitzt auf einer Sirene © picture alliance dpa-Zentralbild ZB Foto: Jens Büttner
Sirenen wie diese auf einem Hausdach gehen am bundesweiten Warntag los.

In ganz Deutschland haben heute um 11 Uhr Sirenen geheult. Grund zur Sorge bestand aber nicht, es war nur ein Probealarm am ersten bundesweiten Warntag. Die Behörden setzten auf ein ganzes Arsenal von Warnmitteln - von der altbekannten Sirene bis zur Spezial-App NINA. Um 11.20 Uhr folgte die Entwarnung. Allerdings haben viele Norddeutsche von der Alarmierung nichts mitbekommen - wegen fehlender Sirenen oder verspätet oder gar nicht alarmierender Apps. Der Warntag soll auch künftig einmal im Jahr dazu beitragen, das Thema wieder mehr in das Bewusstsein zu rücken und die Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung zu stärken.

Was passiert am Warntag?

Alle vorhandenen Warnmittel sollen getestet werden. Dazu gehören zum Beispiel Warn-Apps, Nachrichten über Radio und Fernsehen, aber auch Sirenen. Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Christoph Unger, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Es hat sich gezeigt, dass Menschen in Krisensituationen vor allem auf Bekanntes und bereits Erlerntes zurückgreifen." Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) ergänzte: "Ob Terroranschlag oder Naturkatastrophe - zu wissen, wie man sich im Ernstfall verhalten muss, kann unter Umständen überlebenswichtig sein." Dafür müsse man die Warnsignale kennen.

Warum ist der Warntag im September?

Im größten Teil der Republik ist dann schon wieder Schule, sodass davon auszugehen ist, dass möglichst viele Menschen erreicht werden. Der Warntag soll künftig jedes Jahr am zweiten Donnerstag im September stattfinden.

Heulen überall Sirenen?

Es heulen viele Sirenen, aber welche Warnmittel jeweils genau zum Einsatz kommen, entscheiden die örtlichen Behörden. Die Sirenen stammen teils noch aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs.

Warum sind die Sirenen heute immer noch nötig?

Sirenen gelten vor allem nachts als zuverlässiges Warnmittel. Ihr Heulton holt die Menschen aus dem Schlaf, wenn Fernseher, Radio und Handy ausgestellt sind.

Welche unterschiedlichen Warntöne gibt es?

Für unterschiedliche Ereignisse gibt es unterschiedliche Signaltöne. Allerdings: Sirenensignale sind laut BBK deutschlandweit nicht einheitlich geregelt. Als Empfehlung gilt, bei einer Warnung einen einminütigen auf- und abschwellenden Heulton zu verwenden. Für eine Entwarnung soll ein einminütiger durchgängiger Dauerton benutzt werden.

Wozu braucht man noch andere Warnmittel?

Sirenen können nur kundtun, dass Gefahr im Verzug ist, aber nicht welche. Über Lautsprecherfahrzeuge kann man die Bevölkerung viel konkreter warnen. Über die App NINA, die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes, kommt die Warnung sogar direkt auf das Handy.

Wie funktioniert die NINA-App?

NINA wurde vom BBK in Bonn entwickelt und ist mit dem sogenannten Modularen Warnsystem verknüpft. Das ist das satellitengestützte Warnsystem des Bundes, das Warnungen des BBK und lokale Warnungen der Leitstellen verbreitet. NINA empfängt aber auch Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes und Hochwasserwarnungen. NINA ist seit 2015 im Einsatz. Die App wurde bisher rund sieben Millionen Mal heruntergeladen (Stand: Mai 2020).

Gibt es App-Alternativen?

Vielfach genutzt wird zum Beispiel KATWARN. Das System ist bereits seit 2011 im Einsatz. Rund 2,5 Millionen Nutzer haben sich diese App auf ihr Smartphone geladen. KATWARN wurde vom Fraunhofer-Institut für Offene Kommunikationssysteme entwickelt. Das System verteilt Warnungen von verschiedenen Einrichtungen nach festgelegten Kriterien auf Smartphones und Tablets. KATWARN versendet ausschließlich offizielle Warninformationen der Behörden, Einrichtungen und Leitstellen. Warnungen von KATWARN und NINA werden jeweils auf dem anderen System angezeigt.

Gibt es eine allgemeine Empfehlung, wie man sich im Ernstfall verhalten soll?

Das BBK sagt dazu: "Mit jeder Warnung erhalten Sie in der Regel Informationen zur Gefahr und Empfehlungen, was Sie zu Ihrem Schutz tun können. Generell gilt: Bewahren Sie Ruhe, informieren Sie sich über die Medien und unterrichten Sie gegebenenfalls Ihre Nachbarn."

Ist der erste Warntag als Erfolg zu bewerten?

Der Warntag verlief holprig und mit Pannen. Entgegen den Ankündigungen, dass es wegen der Sirenen laut werden könnte, blieb es an vielen Orten in Norddeutschland still. Sirenen waren dort nicht oder erst verspätet zu hören. Selbst im flächenmäßig kleinen Stadtstaat Hamburg sind nicht in jedem Stadtteil Warnanlagen installiert - nur in den Flutschutzgebieten am Hafen und in tiefergelegenen Gebieten. Auch die Alarmierung über die Warnapp NINA funktionierte offenbar nicht in allen Fällen. Die über das sogenannte Modulare Warnsystem (MoWaS) versendete Warnmeldung sei verspätet zugestellt worden, teilte das BBK mit. Grund sei eine "nicht vorgesehene zeitgleiche Auslösung einer Vielzahl von Warnmeldungen". Auch die Warnung per KATWARN kam nicht überall an.

Dieses Thema im Programm:

Aktuell | 10.09.2020 | 14:00 Uhr

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