Auf dem Wasser: Was Freizeitsportler wissen müssen
Abstand halten - das geht auf dem Wasser sehr gut. Zum Entspannen oder sportlichen Betätigen zieht es die Menschen auf Flüsse, Seen und Kanäle. Besonders wo viele Boote unterwegs sind, gibt es bestimmte Regeln zu beachten. Auch der Naturschutz spielt eine wichtige Rolle: Wasserflächen sind Lebensraum für viele Tierarten. Deshalb ist das Paddeln in einigen Gebieten verboten. Was muss man als Freizeitsportler auf dem Wasser beachten? Und welche Gebiete lohnen sich besonders?
Norddeutschland ist ein Paradies für Wassersportler. Von der Großstadt bis zur Nord- und Ostsee gibt es zahlreiche Flüsse und Seen, auf denen man die Natur genießen kann. So vielfältig die Wasserbedingungen sind, so unterschiedlich sind auch die schwimmenden Untersätze. Vom Schlauchboot, Stand-up-Paddle-Board (SUP) und Kanadier ist bis zum wellenfesten Seekajak alles dabei, was in die Kategorie Paddeln fällt. Übrigens: Wer mit dem Rücken zur Fahrtrichtung sitzt, der rudert.
Welche Bootsarten gibt es?
Sitzen oder stehen? Doppelpaddel oder Stechpaddeln? Aufblasbar oder Feststoff? Diese Fragen sollten vor dem Kauf eines neuen Bootes entschieden werden. Beim Stehpaddeln trainiert man viele kleine Muskelgruppen, die im Alltag oft zu kurz kommen. Im Kajak kann man sich hingegen zurücklehnen und auch bei Gegenwind noch entspannt paddeln. Mit der kontinuierlichen Fortbewegung durch das Doppelpaddel muss die Seite nie gewechselt werden. In einem "Kanadier" lässt sich am meisten Gepäck unterbringen, die Kanu-Art zählt zu den kippstabilen Booten.
Eine Faustregel bei Booten besagt: Länge läuft. Das bedeutet, je länger und schmaler der Rumpf ist, desto schneller ist er. Ein breites Boot ist dafür deutlich kippstabiler.
Wo bringe ich das Kajak unter?
In einer Stadtwohnung hat man selten Platz, ein vier Meter langes Kajak oder Paddleboard unterzubringen. Auch durch ein Treppenhaus kommt man damit oft nicht. Deshalb empfiehlt sich für die meisten ein aufblasbares SUP oder Kajak. Das kann eingepackt im Keller auf den Einsatz warten und nach dem Aufpumpen ist der Körper schon warmgemacht. In einem Kanu-Verein gibt es die Möglichkeit, einen Bootsplatz zu mieten. Das Boot liegt dann immer mit direktem Wasserzugang in einer extra Halle. Um einen Bootsplatz mieten zu können, muss man meistens Mitglied im Verein sein. Ein Boot lässt sich aber auch unter das eigene Carport hängen.
Wo darf ich paddeln?
Viele Seen in Deutschland sind in Privatbesitz. Außerdem ist der Naturschutz zu beachten. Als Paddler bewegt man sich in und mit der Natur: Schilf kaputt machen, Vögel verjagen oder ähnliche Sünden gehören sich nicht. Auf einigen Flüssen oder Seen ist das Paddeln deshalb generell verboten oder nur eingeschränkt erlaubt. Am besten informiert man sich vor dem Start auf den Internetseiten der Landeskanuverbände oder vor Ort an Infotafeln. Teilweise ist das Durchfahren erlaubt, jedoch Anlanden aus Rücksicht vor Brutvögeln verboten. Im Sommer sind besonders die Oberläufe vieler Flüsse häufig wegen dichter Vegetation nicht befahrbar.
Manche Gewässer teilen sich Paddler mit der Berufsschifffahrt. Dort wo Fähren, Frachter oder Kreuzfahrtschiffe unterwegs sind, müssen Paddler Rücksicht nehmen. Vor der Nord- und Ostseeküste wurden für militärische Übungen und Erprobungen Sperr- und Warngebiete eingerichtet. Zu festgelegten Zeiten wird dort scharf geschossen.
Wie paddele ich richtig?
Wer denkt, dass er vom Paddeln besonders dicke Arme bekommt, der täuscht sich. So wie Joggen oder Fahrradfahren ist auch Paddeln ein Ausdauersport und eignet sich daher sehr gut, um das Herz-Kreislauf-System zu trainieren. Wer außerdem nur mit der Kraft der Arme paddelt, wird rasch müde. Um schnell und ausdauernd zu paddeln, ist es wichtig, den ganzen Körper bei der Fortbewegung zu aktivieren. Die größte Rolle dabei spielt der Rumpf: Rennpaddler lassen die Arme komplett durchgestreckt und paddeln nur mit der Rumpfrotation. Bei der richtigen Paddeltechnik rotiert also der Oberkörper mit dem aktiven Paddelblatt mit. Das trainiert auch die Bauchmuskeln und sieht zudem dynamischer aus.
Darf ich beim Paddeln Alkohol trinken?
Wie auf der Straße gilt auch auf Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen eine Promillegrenze. Ab 0,5 Promille darf man nicht mehr paddeln. Wer erwischt wird, muss ein Bußgeld zahlen. "Was viele nicht wissen", erklärt Ralph Kremkau von der Wasserschutzpolizei Hamburg: "Bei Ausfallerscheinungen sind schon 0,3 Promille strafbar."
Welche Zeichen sind besonders wichtig?
Ob Ruderboot, SUP oder Kanu: Wenn das Wetter gut ist, wird es auf den Gewässern meist ziemlich voll. So wie an Land die Straßenverkehrsordnung die Regeln vorschreibt, bestimmen auf dem Wasser unter anderem Schilder, wie man sich zu verhalten hat.
Außerdem sollten Freizeitpaddler nicht einfach so kreuz und quer fahren, sondern den sogenannten Begegnungsverkehr beachten - eben wie auf der Straße auch. Daher ist es in der Regel ratsam, sich rechts zu halten. Möchte man überholen, dann bitte links.
Was ist in Hamburg zu beachten?
Die Alster gehört in Hamburg zum Allgemeingut und soll den Menschen einen Ausgleich verschaffen, um sich vom Großstadtstress zu erholen. Deshalb sind nicht motorisierte Sportgeräte generell erlaubt. Paddeln, Rudern und Segeln ist also möglich. Für eine kurze Runde nach der Arbeit ist die Alster ein optimales Gewässer.
Anders sieht es auf der Elbe aus. Seit Sommer 2019 ist das Stand-Up-Paddeln im Hamburger Hafen verboten. "Zum Schutz für Leben und Gesundheit", wie die Hafenbehörde mitteilt. Schließlich gibt es dort viele Strömungen und die vielen Schiffe sorgen für zum Teil starken Wellengang. Wie sieht es dort für Kanus und Kajaks aus? Andrea Sönnichsen, Vize-Präsidentin des Hamburger Kanu-Verbands, sagt dazu: "Im Hafen sind Kajaks und Kanus nicht verboten, aber das ist dort absolut kein Anfängerrevier. Ich verstehe den Reiz, durch die Speicherstadt zu paddeln, aber wer dort kentert, schwimmt in dem schmalen Kanal zwischen Barkassen und Arbeitsschiffen. Und bei den Wellen dort kentert man schneller als auf einem Alsterfleet." Auf der Alster gebe es eine Absprache zwischen Paddlern und Ruderern, so Sönnichsen: "Unsere Boote sind viel wendiger und wir sehen, wo wir langfahren, deshalb nehmen wir Rücksicht auf die Ruderer." Unter den Sportbooten gilt auf der Alster rechts vor links. Die Berufsschifffahrt, wozu auch die Alsterdampfer gehören, darf nicht behindert werden.
Die Karte zeigt, wo in Hamburg das Stand-up-Paddeln erlaubt ist:
Welche Besonderheiten gibt es in Schleswig-Holstein?
Mit Nord- und Ostsee bietet Schleswig-Holstein eine große Vielfalt für Wassersportler. Aber auch einige große Seen und Flüsse gibt es dort. Mit fast 200 Kilometern ist die Eider Schleswig-Holsteins längster Fluss. Die Quelle findet man etwas nördlich von Neumünster. Von dort fließt sie nach Kiel und macht dort nur knapp vier Kilometer vor der Ostsee eine Biegung und fließt quer durch das Land bis in die Nordsee. Bis zum Nord-Ostsee-Kanal ist sie schmal und idyllisch, hinter Rendsburg dann zur Wasserstraße ausgebaut. Sie durchfließt mehrere Naturschutzgebiete, deshalb sind hier die Befahrungsregelungen für Flüsse und Seen in Schleswig-Holstein zu beachten.
Jemand, der die Gewässer von Schleswig-Holstein sehr gut kennt, ist Eckehard Schirmer. Mit seinem Seekajak ist er schon mehrmals über das offene Meer nach Helgoland gepaddelt. Für andere Paddler setzt er sich beim Landeskanuverband ein und kennt die typischen Probleme von und mit Wassersportlern. "Das Allesentscheidende, weshalb Menschen in Not kommen, ist, dass sie den örtlichen Wetterbericht nicht beachten. Vor jeder Tour, besonders am Meer, sollte man sich informieren, wie sich das Wetter in den nächsten Stunden entwickeln wird. Jemand, der das nicht macht, der kann schnell in Not kommen." Schirmer rät Anfängern außerdem, dass sie nicht zu weit aufs offene Wasser hinauspaddeln sollten. In Ufernähe sei man eher windgeschützt und könne sich leichter selbst retten. Außerdem sollte man sich "auf dem Meer und Seen immer so kleiden, dass man auch im Falle einer Kenterung nicht auskühlt. Nicht die Lufttemperatur ist entscheidend, sondern die Wassertemperatur."
Hilfreich sind auch Informationen über gute Einsetzstellen an den Flüssen in Schleswig-Holstein.
Welche Vorgaben gibt es in Niedersachsen?
Niedersachsen hat von der Grenze zu den Niederlanden bis zur Elbmündung direkten Zugang zur Nordsee. Auf insgesamt 22 Flüssen mit einer Gesamtlänge von etwa 2.000 Kilometern lassen sich Touren für jeden Freizeitsportler machen. Laut Tourismus Marketing Niedersachsen ist der überwiegende Teil der Kanugewässer auch ohne Erfahrung leicht zu befahren. Freizeitsportler sollten sich aber mit den Befahrungsregeln für Flüsse und Seen in Niedersachsen vertraut machen.
Cord Neelen vom Landeskanuverband Niedersachsen sieht immer wieder Anfänger, die sich ein billiges SUP oder Kajak aus dem Baumarkt kaufen und drauflospaddeln. Aber "wie für sämtliche Bundesländer gelten auch hier die Befahrungsregeln, also zeitliche und abschnittsweise Begrenzung von Gewässern. Die Weser ist der größte Fluss, der hier durch unser Bundesland fließt - ist aber auch gleichzeitig eine Bundeswasserstraße. Da muss man auch als Freizeitsportler bestimmte Befahrungsregelungen kennen." Der Referent für Sicherheit im Kanusport empfiehlt in diesem Zusammenhang das Kursprogramm der Kanu-Vereine. "Dafür muss auch gar nicht Mitglied bei uns sein. Wir wollen einfach, dass alle Menschen sicher auf dem Wasser unterwegs sind."
Übrigens: Auf dem Maschsee in Hannover sind aufblasbare Wassersportgeräte verboten. Feststoffboote dürfen den See befahren, sofern sie eine Plakette haben. Das regelt die Maschseeverordnung. Eine Plakette kann für ein Jahr gekauft werden.
Auf was muss man in Mecklenburg-Vorpommern achten?
Schmale Flussläufe, ausgedehnte Seen und Bodden kennzeichnen die Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns. Die Bewohner des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte sprechen über ihre Region selbst vom "Land der tausend Seen". Die Seenplatte bietet Wassersportlern eine geschützte Großgewässerlandschaft, wo die vielen Seen durch kleine Durchstiche miteinander verbunden sind. Paddler können von einem See zum nächsten paddeln. Auch die Boddengewässer rund um Rügen bieten noch Schutz vor Ostseewellen. Mecklenburg-Vorpommern hat insgesamt 271 Naturschutzgebiete. Die lokalen Bedingungen sind daher immer zu prüfen.
Dirk Ulrich kennt die Mecklenburgische Seenplatte seit 35 Jahren. Er spricht von den Seen als "Kleinode, die zum Paddeln einladen." Für ihn und seine Frau sind sie eines der schönsten Reviere, das bei fast allen Wetterlagen noch geschützte Bereiche zum Paddeln bietet. Aber: "An schönen Tagen ist es hier überlaufen von Motorbooten und Flößen. Wir als muskelbetriebene Wasserfahrzeuge haben Vorfahrt vor zum Beispiel diesen Speedbooten, aber oft sehen die uns nicht. Da muss man aufpassen: Mit einer Schiffsschraube lässt sich schlecht über Vorfahrtsregeln diskutieren." Bei akuten Problemen empfiehlt der Vizepräsident für Freizeitsport beim Landeskanuverband, die Wasserschutzpolizei anzurufen.
Weitere hilfreiche und nützliche Informationen