Blaue Stunde: Landschaften
Für alle Kunstsinne: die Blaue Stunde im Sprengel Museum - am 19. und 20. September 2023 zum Thema "Landschaften in Kunst und Musik"
Landschaft ist ein Begriff, mit dem sich Natur und Weite, unterschiedlich geformte Landschaftsräume wie auch persönliche Lebensräume verbinden. Die erste Blaue Stunde spürte diesen verschiedenen Landschafts-Assoziationen musikalisch nach.
Ein Spiel mit Kontrasten: Schnyders "Walden"
Warm und weich oder auch erhaben und schmetternd über die Landschaft und durch den Wald klingend. Mit diesem Klang-Bild ist das Waldhorn - das heutzutage kurz Horn genannt wird - seit Jahrhunderten verbunden. In dem Stück "Walden", das der Schweizer Komponist Daniel Schnyder 2021 geschrieben hat, durchkreuzen sich verschiedene Ideen und Assoziationen. Der Komponist dazu: "Die Idee für den Titel stammt von [dem Hornisten] Robert Routch, der damit die Begriffe Waldhorn und Walden Pond verbinden wollte. An diesem See lebte der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau allein inmitten der Wildnis in einer kleinen Hütte und schrieb revolutionäre Bücher wie ,Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat‘. Die Komposition spielt mit dem Kontrast zwischen Thoreaus dramatischer Gedankenwelt und seiner ruhigen und friedvollen Umgebung." Den Hornpart übernimmt hier der Solo-Hornist der NDR Radiophilharmonie und Landsmann von Daniel Schnyder: Ivo Dudler.
"Musikalische Lebensthemen" - Rautavaaras "Lost Landescapes"
Vier persönliche Lebens- und Erinnerungsorte sind es, denen der finnische Komponist Einojuhani Rautavaara in seiner Komposition "Lost Landescapes" Klangdenkmäler gesetzt hat: Tanglewood (USA), Ascona (Schweiz), Rainergasse 11 (Wien), West 23rd Street (New York). "Die vier Landschaften waren für mich eine wichtige Umgebung während meiner ,Wanderjahre‘", schreibt Rautavaara. "All diese ,Landschaften‘ sind voller Erinnerungen und Atmosphären, visuelle wie auditive Ansichten - sie sind musikalische Lebensthemen für mich." Uraufgeführt wurde das Werk 2006 von der Geigerin Midori. In dieser Blauen Stunde widmet sich die Stellvertretende Konzertmeisterin Mariya Krasnyuk den "Lost Landescapes".
Hornklänge à la française von Bozza und Koechlin
Abgerundet wird das musikalische Programm dieser Blauen Stunde durch die Werke zweier französischer Komponisten. Eugène Bozza (1905 - 1991) lässt in "En Forêt" das Waldhorn lyrisch singen, um es dann aber mit temperamentvollen Jagd-Fanfaren quasi zu seinen Ursprüngen als Signalinstrument zurückzuführen. Charles Koechlins (1867 - 1950) spätromantische Quatre Petites Pièces für Horn, Violine und Klavier aus den Jahren 1897 bis 1907 erinnern insbesondere durch ihre Melancholie und Innigkeit an ein berühmtes Vorgängerstück in dieser Besetzung: Brahms‘ Horntrio von 1865.