Japan: Das Tournee-Tagebuch
Tagebuch 08: Gastpauker Takaki Kondo zu Besuch
Drittes Konzert der Tournee geschafft! Der Abend in der Sendai Hall war trotz der sehr trockenen, eher undankbaren Akustik ein tolles Erlebnis. Krzysztof Urbański reagiert auf den Raum, in dem er die Tempi deutlich anzieht. Hui, da fegt Glinkas "Ruslan und Ludmilla" aber ordentlich durch den Saal!
Nach dem Konzert gibt der Maestro wieder Autogramme und es gibt ein kleines Fotoshooting mit japanischen Schülern. Wieder reihen sich die Menschen in mehreren Reihen auf. Aber das ist Japan: alles ganz still und gesittet. Kein Drängeln, kein Kreischen, nur eine freundliche Verbeugung als Dank.
Reisgebäck zum Dank
Hinter der Bühne treffe ich Takaki Kondo. Er ist japanischer Pauker und auf dieser Tournee als Unterstützung für die Schlagzeuggruppe dabei. Er kennt Solo-Pauker Stephan Cürlis aus dem Studium und ist begeistert, wie ihn das NDR Elbphilharmonie Orchester aufgenommen hat.
Besonders beeindruckt ihn das besondere Engagement des Orchesters. Dass sich auch die Musiker an den fünften und sechsten Pulten wie der Konzertmeister bewegen, imponiert ihm am meisten. "Diese Freude will ich nach den zwei Wochen mit in mein japanisches Orchester nehmen", sagt er. Als Dank bringt er den NDR Musikern echtes japanisches Reisgebäck mit. Hmmm ....! Warum das Klatschen im japanischen Publikum immer so gedämpft klingt, erklärt er so: "Wir haben viel kleinere Hände als die Deutschen."
Tagebuch 09: Pausentag in Tokio
Jetzt sitzen wir schon wieder im Zug nach Tokio. Von Sendai hat das Orchester am vollgepackten Tag fast nichts gesehen. So ist es eben auch oft als Musiker: Man kennt die Konzerthalle, für das Drumherum bleibt keine Zeit. Dafür gibt es heute einen freien Tag zum Ausruhen. Tokio ist für das Orchester auf dieser Tournee die "Home Base". Ein echter Luxus für das Orchester, wenn nicht jeden Tag der Koffer gepackt werden muss und man auch mal mit kleinem Gepäck zu einem Konzertort fahren kann.
In Japan geht nichts verloren
Apropos Gepäck. Im ziemlich unfreiwilligen Selbstversuch habe ich heute mal wieder die japanische Kultur hautnah erleben dürfen. Kaum steigen wir am Bahnhof Sendai aus dem Bus aus, merke ich: Mein Rucksack ist weg! Alles drin - Geldbeutel, Pass, Notizbuch. Ich sehe mich schon bei der Botschaft anrufen, um einen neuen Pass zu beantragen, da versichert mir die japanische Reiseleiterin: "Der kommt wieder, hier geht nichts verloren." Auch die Orchesterkollegen sind optimistisch. Einem wurde auf einer Konzertreise sogar mal ein Paar kaputte Schuhe nachgeschickt, obwohl er sie eigentlich in den Mülleimer geworfen hatte.
Und tatsächlich, es dauert keine 20 Minuten, da kommt die erlösende Botschaft: Rucksack gefunden - er lehnte an einer Säule draußen vor dem Hotel - alles drin, morgen ist er bei mir in Tokio. Auch das ist Japan. Toll.
- Teil 1: Tagebuch 01-02: Ankunft in Japan
- Teil 2: Tagebuch 03-05: Deutsch-japanischer Kulturaustausch
- Teil 3: Tagebuch 06-07: Auf nach Sendai
- Teil 4: Tagebuch 08-09: Pausentag in Tokio
- Teil 5: Tagebuch 10: Strauss und Beethoven, Zauberwürfel und Fußball