Stand: 13.03.2017 10:03 Uhr

Japan: Das Tournee-Tagebuch

von Anna Novák

22:16 Uhr - Tokio, 7. März

Tagebuch 06: Schlange stehen zur Autogrammstunde

Das Publikum in Japan ist äußerst diszipliniert, aber auch sehr interessiert. Anders als in Korea oder China, sind die Japaner auch beim Applaus sehr höflich und eher zurückhaltend. Das "Bravo" nach Dvořáks Neunter kommentiert ein japanischer Kollege mit: "Das ist bei uns schon frenetisches Feiern".

Bei der Autogrammstunde nach dem Konzert wollen sich viele ein Stück NDR Elbphilharmonie Orchester mit nach Hause nehmen und warten geduldig in einer Schlange, die durch die ganze Einganshalle der Orchard Hall geht, um sich von Dirigent Krzysztof Urbański und Solistin Sayaka Shoji Programmheft und Eintrittskarten unterschreiben zu lassen. Morgen früh geht es direkt weiter nach Sendai, in den Norden. Deswegen heißt es nach dem Konzert wieder: Koffer packen - und vorerst Abschied nehmen von Tokio und unserem täglichen Arbeitsweg!


08:59 Uhr - Tokio, 8. März

Tagebuch 07: Auf nach Sendai

Tür auf, Orchester rein, Tür zu. Verspätungen wegen Verzögerungen im Betriebsablauf sind in Japan unvorstellbar. Der Shinkansen - Japans Hochgeschwindigkeitszug - bringt das NDR Elbphilharmonie Orchester schnurstracks zum zweiten Stopp der Japantournee: Sendai. Eine Stadt nördlich von Tokio, etwa 110 Kilometer von Fukushima entfernt.

Mit strahlendem Sonnenschein und zum ersten Mal dunstfreiem Blick auf den Fuji verlassen wir Tokio . Die Zeit im Zug wird von den Orchestermusikern gut genutzt: Neben mir sitzt Schlagzeuger Jesús Porta Varela und übt - zumindest mental. Auf seinem Tablet hat er die Noten eines neuen Stücks vor sich stehen. In Sendai ist es deutlich kälter, und beim Aussteigen fallen plötzlich Schneeflocken vom Himmel.

An diesem Tag bleibt nur wenig Zeit zum Ausruhen, aus dem Zug geht es quasi direkt auf die Bühne der Sendai Hall - einen Konzertsaal, der aussieht wie ein großes Kino. Akustisch nicht unkompliziert für die Musiker, obwohl der Klang im Publikum ganz durchsichtig ankommt. Immer wieder läuft Krzysztof Urbański in den Zuschauerraum, macht technische Anmerkungen, feilt lange an der Dynamik, bis das Pianissimo im zweiten Satz von Dvořáks "Aus der neuer Welt" erschütternd zauberhaft leise klingt. Die Harmonie zwischen dem Dirigenten und dem Orchester stimmt - und es ist schön, zu beobachten, wie sie miteinander arbeiten und immer weiter zusammenwachsen.

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