Umfrage zur Bundeswehr: Mehrheit will die Wehrpflicht zurück
Laut #NDRfragt-Umfrage sehen die Befragten die Bundeswehr mehrheitlich nicht in der Lage, Deutschland gegen einen Angriff angemessen zu verteidigen. Es fehle demnach an Ausrüstung und Personal. Viele sind für die Wiedereinführung der Wehrpflicht.
#NDRfragt wollte in der jüngsten Umfrage wissen: "Bundeswehr unter Druck - Brauchen wir die Wehrpflicht zurück?". Eine deutliche Mehrheit beantwortet diese Frage mit "Ja". Die wichtigsten Argumente für eine Wiedereinführung: Junge Menschen sammeln dabei wichtige persönliche Erfahrungen - und die Verteidigungsbereitschaft muss erhöht werden.
Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.
Staatsbürger in Uniform
Über 50 Jahre lang gab es in Deutschland die Wehrpflicht für junge Männer, bis sie im März 2011 ausgesetzt wurde. Ein Jahr zuvor waren noch knapp 60.000 verpflichtete Männer in der Truppe. Als Konzept hinter der Wehrpflicht galt bis zuletzt der sogenannte Staatsbürger in Uniform: Die Soldaten sollten nicht nur eine militärische Rolle haben, sondern sich auch als normale Bürger des Landes verstehen. Militärische Verantwortung und das Engagement für demokratische Prinzipien sollten sich verbinden.
Ohne Wehrpflicht keine Wehrhaftigkeit?
Zurück ins Jahr 2024: Die Bedrohungslage in Europa ist angesichts des Kriegs in der Ukraine binnen weniger Jahre stark gestiegen. In Deutschland rückt damit die Bundeswehr in den Fokus - und auch eine mögliche erneute Wehrpflicht. Wie blickt die #NDRfragt-Community auf das Thema? Die überwiegende Mehrheit der Befragten (66 Prozent) ist für eine Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht in Deutschland.
"Ich bin für die Wiedereinführung der Wehrpflicht, weil die Bedrohung durch Staaten wie Russland, China und den Iran deutlich zugenommen hat." #NDRfragt-Mitglied Klaus-Ulrich, 67, aus Schleswig-Holstein
Jüngere Menschen sehen die Verpflichtung dabei skeptischer: 56 Prozent der unter 30-Jährigen sind gegen die Wiedereinführung. Nur ein knappes Drittel wäre überhaupt bereit, selbst Wehrdienst zu leisten.
Wehrpflicht: Pro und Kontra
Disziplin, Verantwortung, Teamgeist - die persönlichen Erfahrungen für junge Rekruten sind für die Teilnehmenden der Umfrage das wichtigste Argument für die Wiedereinführung der Wehrpflicht. Erst dahinter kommt "Die Verteidigungsbereitschaft muss erhöht werden" mit 53 Prozent der Stimmen.
"Die Bundeswehr muss als Institution grundlegend reformiert werden, sie ist viel zu träge und anfällig für Rechtsextremismus und hat ein großes Problem mit Diskriminierung wie Sexismus, Rassismus und Queerfeindlichkeit. Mit dabei sind überteuerte Beschaffungsverfahren, die sich in keiner Weise rechtfertigen lassen." #NDRfragt-Mitglied Patrick, 26, aus Hamburg
Und was spricht gegen die Wehrpflicht? Knapp die Hälfte der Befragten zweifelt daran, dass genügend Ausrüstung, Unterkünfte und Ausbilder für die Verpflichteten zur Verfügung stehen. Auch der starke Eingriff in die persönliche Handlungsfreiheit junger Menschen wird oft genannt: Ein gutes Viertel sieht das als ein Argument gegen die Wiedereinführung.
Bürgerinnen in Uniform
Sollte die Wehrpflicht wiederkommen, dann nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen - das Votum der #NDRfragt-Community ist hier eindeutig: 73 Prozent der Befragten sind für eine Wehrpflicht für alle. Männer stimmen dem zwar häufiger zu, doch auch unter den weiblichen Befragten sprachen sich zwei Drittel dafür aus, dass eine potenzielle Wehrpflicht auch für Frauen kommen sollte.
"In kaum einem anderen Land wird Gleichberechtigung so laut durch die Straßen gebrüllt, warum dann bei so einem Thema unterscheiden?" #NDRfragt-Mitglied Andra, 29, aus Schleswig-Holstein
In der Bundeswehr gibt es aktuell gut 24.000 Soldatinnen - ein Anteil von etwa 13 Prozent. Das ist noch weit weg von der israelischen Armee, in der rund 30 Prozent in der kämpfenden Truppe dienen. Norwegen ist bis dato das einzige europäische Land mit einer Wehrpflicht für Frauen, 2015 wurde sie dort eingeführt.
Ist die Bundeswehr verteidigungsfähig?
Wer nicht bezahlt, wird auch nicht geschützt, so hat es kürzlich der Ex-Präsident der USA, Donald Trump, sinngemäß ausgedrückt. Das hat in Deutschland die Diskussion geschürt, ob die Bundeswehr nicht deutlich mehr leisten muss, um Deutschland und Partnerländer schützen zu können. Nach fast einhelliger Ansicht der Befragten in der #NDRfragt-Community ist die Bundeswehr nicht verteidigungsfähig: Fast 90 Prozent sind der Meinung, dass sie einen militärischen Angriff nicht abwehren könnte.
"Die Verteidigungsmacht der EU kann nur dann glaubwürdig stark sein, wenn Deutschland über ein jederzeit einsatzfähiges Heer und moderne Ausrüstung verfügt." #NDRfragt-Mitglied Simone, 45, aus Hamburg
Dass Russland in den nächsten zwölf Monaten einen der NATO-Staaten angreift, befürchtet die Mehrheit zwar nicht. Zwei Drittel sagen dennoch, dass sich Deutschland bei der Landesverteidigung nicht allein auf die NATO verlassen sollte. Eigene Atomwaffen in Deutschland müssen es laut Mehrheit im #NDRfragt-Votum aber nicht sein. Über 80 Prozent der Teilnehmer sehen diese Notwendigkeit nicht.
Wachsende #NDRfragt-Community mit mehr als 41.000 Norddeutschen
#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 41.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.