Umfrage: Viele Menschen sind einsam - vor allem Jüngere und Frauen
Laut einer #NDRfragt-Umfrage sind fast vier von zehn Teilnehmenden oft oder manchmal einsam. Freundschaften fehlen ihnen besonders. Den meisten fällt es jedoch schwer, andere Menschen kennenzulernen.
Einsamkeit ist für viele Norddeutsche ein bekanntes Gefühl, und das ganz unabhängig davon, ob sie eine Beziehung haben oder mit Familie und Freunden verbunden sind. Das ist das Ergebnis einer nicht repräsentativen #NDRfragt-Umfrage, an der rund 16.300 Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teilgenommen haben. 37 Prozent der Befragten gaben an, sich oft oder manchmal einsam zu fühlen. Bei jüngeren Menschen ist dieses Gefühl mit insgesamt 56 Prozent stärker verbreitet als bei den Befragten ab 30 Jahren (33 Prozent). Auffällig ist außerdem, dass Frauen spürbar stärker regelmäßig von Einsamkeit betroffen sind als Männer (43 Prozent gegenüber 33 Prozent), junge Frauen insgesamt häufiger als junge Männer. Auch bei älteren Befragten zeigt sich dieser Trend. Frauen ab 70 fühlen sich häufiger einsam als Männer im gleichen Alter.
"Wann soll man denn noch Menschen kennenlernen?"
"Es ist unglaublich schwer, mit Mitte 20 Freundschaften aufzubauen oder gar Freunde zu finden", sagt zum Beispiel #NDRfragt-Mitglied Tatjana, 27, aus Niedersachsen. "Ich bin vor anderthalb Jahren umgezogen und habe bis heute keine wirkliche Freundin oder Freund gefunden, trotz intensiver Bemühungen." Sie habe zwar Anschluss an eine Gruppe, fühle sich da aber fehl am Platz und unverstanden. Und die weitere Suche sei schwer: "Wann soll man neben Arbeit und Haushalt und sonstigen Verpflichtungen denn noch Menschen kennenlernen?"
Unabhängig von Geschlecht oder Altersgruppe gaben mit 40 Prozent die meisten Befragten an, dass es ihnen schwerfalle, neue Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen. Auf die 16- bis 29-Jährigen traf dies mit 52 Prozent sogar noch häufiger zu als auf die älteren Befragten.
Die Schwierigkeit, sich anderen gegenüber zu öffnen wurde an zweiter Stelle als Grund für die Einsamkeit angeben, gefolgt von einer Aussage, die besonders traurig stimmt: "Ich habe viele soziale Kontakte, fühle mich aber trotzdem unverstanden und nicht verbunden mit anderen." So geht es einem Viertel der Befragten. Sie fühlen sich oft oder manchmal einsam.
"Mein Hund kann nicht antworten"
Die 61-jährige Schleswig-Holsteinerin Frauke aus der #NDRfragt-Community beschreibt, wie sich so eine Unverbundenheit für sie anfühlt: "Ich bin einsam, wenn ich etwas Besonderes erlebt habe und es danach niemandem mitteilen kann. Mein Hund kann nicht antworten, und ich habe keine Familie mehr. Freunde und Bekannte möchte ich nicht über Gebühr belästigen, damit ich sie nicht auch noch verliere."
Gute Beziehungen zu Freunden und zur Familie - das sind die Schlüsselfaktoren, die am häufigsten von den Befragten genannt werden, wenn es darum geht, was ihnen gegen Einsamkeit hilft. Zwei von drei Befragten setzen auf ihre Freunde und Bekannten (66 Prozent), gefolgt von der Familie (57 Prozent). Die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, einem Verein oder einer Bürgerstiftung nimmt den dritten Platz ein (31 Prozent).
Ehrenamt gegen Einsamkeit: Gut für die Gesellschaft und fürs eigene Wohlbefinden
#NDRfragt-Mitglied André, 46, aus Niedersachsen, sieht im ehrenamtlichen Engagement die ultimative Lösung: "Ehrenamt ist nicht nur unbezahlbar, es ist auch der Schlüssel gegen Einsamkeit. Es gibt so viele Möglichkeiten, von der Obdachlosenhilfe bis zur Arbeit im Tierheim. Das ist erfüllend und sogar noch qualifizierend für viele Berufe. Der Benefit für die Gesellschaft und gegen die eigene Einsamkeit ist grandios." Hans-Jürgen, 77, aus Niedersachsen, ebenfalls Mitglied der #NDRfragt-Community, plädiert dafür, sich ein Herz zu fassen und auf andere zuzugehen: "Vereinsamung beginnt bei einem selbst. Ehrlich, offen und freundlich mit den Mitmenschen umgehen - Gelegenheiten gibt es genügend, sie müssen genutzt werden."
Was tun die Befragten aktiv, um sich weniger oder nicht einsam zu fühlen? Bestehende Kontakte intensiv zu pflegen war mit 32 Prozent die meistgenannte Strategie, dicht gefolgt von der Beschäftigung mit Hobbys oder Aktivitäten, die Freude bringen - so wie bei #NDRfragt-Mitglied Matthias, 40, aus Mecklenburg-Vorpommern. Er sagt, er habe zwar Familie und Freunde - aber keine Liebesbeziehung und sei daher oft einsam. "Damit mich das nicht zu stark runterzieht, helfen meiner Erfahrung nach Aktivitäten, die mich glücklich machen, entspannen, aber auch etwas aus der Komfortzone holen."
Im Kampf gegen die Einsamkeit sei auch die Politik gefordert, finden viele der Umfrage-Teilnehmenden. Mit 53 Prozent und mit Abstand an erster Stelle wünschen sich die Befragten Unterstützung für Menschen in ländlichen Regionen, etwa mobile Angebote oder eine bessere Verkehrsanbindung. Besonders stark ausgeprägt ist dieser Wunsch in Mecklenburg-Vorpommern - 63 Prozent der dort lebenden Menschen gaben dies als eine gute Lösung an. Darüber hinaus halten die Befragten am ehesten die Förderung von Nachbarschaftsprojekten und Gemeinschaftstreffs für sinnvoll (43 Prozent) – sowie Angebote gegen soziale Isolation im Alter (42 Prozent).
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