Eine junge geschminkte Frau schaut im beleuteten Spiegel. © picture alliance / Zoonar | Max 4e

Umfrage zu Schönheitsidealen: Soziale Medien setzen Jüngere unter Druck

Stand: 21.08.2024 06:00 Uhr

Laut einer #NDRfragt-Umfrage spüren vor allem Jüngere den Druck, attraktiv sein zu müssen. Eine deutliche Mehrheit fordert, geänderte oder generierte Bilder als solche zu kennzeichnen.

von Margarita Ilieva

Sommer, Sonne, Strandfigur: Besonders junge Menschen fühlen sich von aktuellen Schönheitsidealen unter Druck gesetzt. Soziale Medien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Eine deutliche Mehrheit fordert eine Kennzeichnungspflicht für bearbeitete oder durch künstliche Intelligenz (KI) generierte Bilder in den Medien. Das ist das Ergebnis der aktuellen #NDRfragt-Umfrage "Schön um jeden Preis?" unter fast 15.000 Norddeutschen.

Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.

Soziale Medien sorgen für Druck

Fast 50 Prozent aller Befragten wünschen sich, attraktiver zu sein, als sie es gerade sind. Der Druck, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, ist besonders bei den Jüngeren hoch: Die Hälfte der 16- bis 29-Jährigen gibt an, unter starkem Druck zu stehen - bei den ab 30-Jährigen sind es nur knapp zwei von zehn Befragten. #NDRfragt-Teilnehmerin Luisa (27) aus Hamburg schreibt etwa von "unrealistischen Schönheitsidealen" in den sozialen Medien, mit denen sie nicht mithalten könne. Teilnehmerin Katja (39) aus Hamburg lenkt den Blick auf die klassischen Medien: "Die Moderatoren jeder Sendung (...) entsprechen immer dem Schönheitsideal".

Welche Rolle spielen die sozialen Medien? Unter den ab 30-Jährigen fast gar keine. Wenn sie Druck empfinden, dann vor allem, weil sie ihn sich selbst machen. Bei den jüngeren Befragten ist das anders: Gut ein Viertel der 16- bis 29-Jährigen fühlt sich von den sozialen Medien unter Druck gesetzt - ähnlich viele gaben an, dass der Druck von ihnen selbst ausgehe.

Zu einem ähnlichen Schluss kam jüngst auch eine repräsentative Umfrage der Krankenkasse Pronova BKK. Demnach arbeiten 71 Prozent der Generation Z (18 bis 29 Jahre) vor dem Urlaub intensiv an ihrem Aussehen. Fast jede dritte Frau meidet sogar den Strand, wenn sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlt. Während Männer sich weniger Gedanken machen, verstecken 75 Prozent der Frauen ungeliebte Körperstellen.

Haben attraktive Menschen Vorteile?

Attraktive Menschen haben es laut der #NDRfragt-Community in einigen Bereichen leichter: Knapp 70 Prozent sind der Meinung, dass als attraktiv wahrgenommene Menschen Vorteile bei der Partnersuche haben. Fast 60 Prozent findet, dass ein attraktives Äußeres besonders hilfreich in der Arbeitswelt ist, etwa bei der Jobsuche oder für Aufstiegschancen.

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Schönheitseingriffe sind für die meisten Befragten aber keine Option: Für über 90 Prozent der Befragten kommt eine Operation oder ein kleinerer Eingriff nicht infrage. Fünf Prozent haben sich bereits einer solchen Behandlung unterzogen - vor allem mit Botox und Hyaluron. #NDRfragt-Teilnehmer Erik (25) aus Hamburg hat sich als Kind die Ohren anlegen lassen, was "genau die richtige Entscheidung war". Ansonsten seien Schönheitseingriffe oft "unnötig und überflüssig".

Geänderte Bilder sollen gekennzeichnet werden

Der Druck, den gängigen Schönheitsvorstellungen zu entsprechen, ist hoch - und wird laut vielen Befragten durch die sozialen Netzwerke weiter verstärkt. Was muss sich also gesellschaftlich ändern? Eine deutliche Mehrheit der Befragten wünscht sich, dass bearbeitete oder mit künstlicher Intelligenz erstellte Bilder gekennzeichnet werden. 57 Prozent finden zudem ein Verbot medizinisch nicht notwendiger Schönheitseingriffe bei unter 18-Jährigen sinnvoll .

 

Über diese Befragung

Die Antworten stammen aus der Umfrage "Schön um jeden Preis?", an der sich 14.592 Norddeutsche beteiligt haben. Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 23. bis zum 29. Mai 2024 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.

Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland, Schulabschluss und Familienstand gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.

Wachsende #NDRfragt-Community: Mehr als 44.000 Norddeutsche machen mit

#NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Mittlerweile haben sich mehr als 44.000 Norddeutsche für die Community angemeldet. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und wird zu den Umfragen per E-Mail eingeladen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 21.08.2024 | 19:00 Uhr

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