#NDRfragt: Sorgen um Klimawandel und Zusammenhalt
Was treibt die Menschen im Norden angesichts mehrerer Krisen um? Tausende haben an der ersten #NDRfragt-Umfrage teilgenommen und mit uns ihren Blick auf die aktuelle Lage und die Gemeinschaft geteilt.
Vor einer Woche ist die neue Umfrage-Gemeinschaft #NDRfragt gestartet. Mehr als 7.500 Norddeutsche haben sich angemeldet, Tendenz steigend. #NDRfragt ist das neue nicht repräsentative Meinungsbarometer für den Norden. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und gleich an den ersten Umfragen teilnehmen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.
Übrigens: Die Umfragen von #NDRfragt sind zwar nicht repräsentativ, stehen aber für die Meinungen einer großen und wachsenden Zahl von Norddeutschen. Und wir "gewichten" die Antworten statistisch, damit #NDRfragt so gut wie möglich die Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland widerspiegelt.
Die größten Sorgen: Preissteigerungen, Klimawandel, Ukraine-Krieg
Obwohl die Menschen derzeit konkret vor allem unter den Preissteigerungen und den Auswirkungen des Ukraine-Kriegs leiden, ist die Sorge um die Folgen des Klimawandels unter den Befragten genauso groß: Große oder sehr große Sorgen darum machen sich jeweils etwa zwei Drittel der #NDRfragt-Gemeinschaft.
Unter den “sehr großen Sorgen" rangiert der Klimawandel sogar auf Platz 1 (nicht im Diagramm unten zu sehen). Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage haben ihre Befürchtungen wegen des Klimawandels auch persönlich formuliert.
„Ich habe Sorge, dass die Welt bereits jenseits des Kipppunktes in der Klimakrise ist. Und, dass ein Umsteuern nicht mehr möglich ist, oder für längst überflüssig gehalten wird.“
- Anke aus Niedersachsen
Wichtig ist der#NDRfragt-Gemeinschaft auch die Entwicklung der Demokratie in Deutschland. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) macht sich darüber große oder sehr große Sorgen. Die Corona-Pandemie spielt hingegen kaum noch eine Rolle.
Preissteigerungen: Größte Sorge ist wachsende Kluft zwischen Arm und Reich
An den steigenden Preisen macht der #NDRfragt-Gemeinschaft am meisten Angst, dass die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgeht. Darum machen sich vier von fünf der Befragten (80 Prozent) große oder sehr große Sorgen. Auch, weil sie persönlich betroffen sind.
“Ich habe mir mal vorgestellt, dass ich, wenn ich Rentnerin bin und meine Kinder selbst für sich sorgen, Reisen unternehmen könnte. Davon bin ich weiter entfernt denn je. Stattdessen frage ich mich, ob ich die Energiekosten noch bezahlen kann.”
- Kornelia aus Mecklenburg-Vorpommern
Die gesellschaftliche Spaltung macht der #NDRfragt Community größere Sorgen als die hohen Energiepreise (70 Prozent mit großen oder sehr großen Sorgen) oder die steigenden Preise für Lebensmittel (62 Prozent mit großen oder sehr großen Sorgen).
Ukraine-Krieg: Sorgen wegen Preissteigerung und drohender Rezession
Der Ukraine-Krieg löst bei den Befragten vor allem Befürchtungen über die wirtschaftliche Zukunft aus. Fast zwei Drittel (64 Prozent) haben große oder sehr große Sorgen, dass die Preise weiter steigen und gut über die Hälfte (58 Prozent), dass es zu einer Rezession in Deutschland kommt.
Dass die deutsche Energieversorgung nicht sicher sein könnte, erfüllt mit 48 Prozent fast genauso viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit großer oder sehr großer Sorge wie die Vorstellung, dass Russland Nuklearwaffen einsetzen könnte (40 Prozent). Gegenüber ukrainischen Flüchtlingen zeigt sich die #NDRfragt-Community offen: Dass davon zu viele nach Deutschland kommen könnten, ist die geringste Sorge der Befragten.
Zwei Drittel finden den Zusammenhalt in Deutschland schlecht
Den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Menschen in Deutschland empfindet die große Mehrheit der #NDRfragt-Mitglieder, die an der Umfrage teilgenommen hat, als schlecht (71 Prozent). Die meisten denken, dass es früher mehr Gemeinschaft gab, und beschreiben in der Umfrage ihre persönliche Wahrnehmung.
“Mit einiger Sorge betrachte insbesondere auch in den Dörfern, dass das nachbarschaftliche Miteinander langsam zerbröckelt.“
- Klaus aus Niedersachsen
Insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie sei der Zusammenhalt schwächer geworden, glauben zwei Drittel der Befragten. Die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und SPD scheint für die Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer dagegen eher keinen Einfluss auf das Gemeinschaftsgefühl gehabt zu haben.
Gefühl des Zusammenhalts: Familie und Freunde wichtiger als Institutionen
Gesellschaftlichen und menschlichen Zusammenhalt erlebt eine deutliche Mehrheit vor allem im privaten Bereich wie in Familie und Partnerschaft (85 Prozent) und im Freundeskreis (70 Prozent).
Dagegen sind die großen gesellschaftlichen Institutionen Sozialstaat und religiöse Gemeinschaft fast irrelevant (9 bzw. 8 Prozent empfinden durch sie Zusammenhalt). Andere Gemeinschaften wie die Nachbarschaft, der Kreis der Arbeitskolleginnen und -kollegen, der Sportverein oder das Ehrenamt haben zwar mehr Bedeutung. Doch hier erlebt nur ein Viertel bis ein Drittel der Befragten Zusammenhalt - weit weniger als im persönlichen Umfeld.
Lastenverteilung in der Krise: 84 Prozent finden sie ungerecht
Wenn es um die Lasten geht, die die jüngsten Krisen wie Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und steigende Preise den Menschen aufbürden, empfindet eine deutliche Mehrheit der Befragten große Ungerechtigkeit. 84 Prozent der Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer glauben, dass Beschränkungen und Folgen der Corona-Pandemie sowie steigende Preise - auch infolge des Ukraine-Krieges - nicht fair auf alle Schultern verteilt werden.
Mehr Steuern ja - aber nur, wenn der Einsatz sinnvoll ist
Erstaunlich großzügig zeigen sich die befragten Norddeutschen, wenn es darum geht, mehr für die Gemeinschaft zu zahlen. So wäre über ein Drittel (35 Prozent) bereit, höhere Steuern zu zahlen - vorausgesetzt, sie würden aus ihrer Sicht sinnvoll eingesetzt.
Fast die Hälfte der Umfrage-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer (48 Prozent) sähe einen solchen Sinn, wenn der Staat mit den zusätzlichen Einnahmen Menschen helfen würde, denen es schlechter geht als ihnen selbst. Nach eigenen Ideen zur sinnvollen Verwendung gefragt, nannten viele Norddeutsche Investitionen in Gemeingüter wie den Klimaschutz oder die Bildung.
Weniger heizen, um Geld zu sparen
Drei Viertel der #NDRfragt-Mitglieder, die an dieser Umfrage teilgenommen haben, wollen in diesem Winter weniger heizen als im letzten (78 Prozent). Hauptgrund dafür ist das Geld. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten geben an, dass sie angesichts der gestiegenen Energiepreise auf wohlige Wärme verzichten, um ihre Kosten zu senken. Nur wenige wollen die Heizung runter drehen, um das Klima zu schonen (11 Prozent) oder um die Sanktionen gegen Russland zu unterstützen (15 Prozent).
Das sagt die #NDRfragt-Community
Viele der #NDRfragt-Community-Mitglieder haben ausführlich ihre Sorgen, Gedanken und Meinungen schriftlich mitgeteilt. Hier sehen Sie eine kleine Auswahl der Stimmen, die uns erreicht haben.
