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Wie steht die #NDRfragt-Community zum Smartphone und geht es überhaupt noch ohne? Die jüngste #NDRfragt-Umfrage ergibt ein gespaltenes Bild: Die große Mehrheit sieht vor allem Erleichterungen im Alltag durch das Smartphone, allerdings gibt gut jede zweite Person an, zu viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Ein Drittel fühlt sich sogar abhängig. Fast ein Viertel hat digitale Gewalt erlebt oder kennt Betroffene im Umfeld. Alle Ergebnisse dieser nicht repräsentativen, aber gewichteten Umfrage gibt es als PDF zum Herunterladen.
Handys gelten vor allem als praktisch
Viele der Teilnehmenden bewerten die Nutzung ihres Smartphones positiv. Besonders um Kontakte zu pflegen, sei es hilfreich. So sagen gut acht von zehn Befragten, dass sie über Messenger regelmäßiger mit Freunden in Kontakt sind. Ansonsten ist das Smartphone für viele vor allem praktisch: Eine große Mehrheit fühlt sich durch das Handy besser informiert, und fast die Hälfte gibt an, damit Zeit im Alltag zu sparen. Nicht nur für Jüngere ist das Smartphone nützlicher Begleiter. Auch Ältere sagen, es sei für sie nicht mehr wegzudenken:
"Für mich nur positive Erfahrungen: Habe und pflege Kontakte zu Enkeln, Freunden, Verwandten, Nachbarn. Treffe Verabredungen, mache Termine. Fühle mich eingebunden und informierter."
#NDRfragt-Teilnehmerin Anita (76) aus Mecklenburg-Vorpommern
Digitale Gewalt: Vor allem unter 30-Jährige betroffen
Trotz aller Vorteile: Für einige Umfrage-Teilnehmenden wurde das Smartphone schon zur Gefahr. Etwa acht Prozent aller Befragten geben an, selbst bereits Opfer von Gewalt auf Messenger-Diensten oder in sozialen Medien geworden zu sein. In der Altersgruppe unter 30 Jahren fällt das Ergebnis deutlicher aus: Hier sind es sogar fast 20 Prozent, die bereits gemobbt, belästigt oder bedroht wurden. Fast jede fünfte Person berichtet zudem, dass Kinder oder Jugendliche im eigenen Umfeld Gewalterfahrungen im digitalen Raum machen mussten. Den 16- bis 29-Jährigen sind sogar noch mehr Fälle bekannt. Hier kennt jede dritte Person weitere Kinder und Jugendliche, die bereits unter digitaler Gewalt leiden mussten. Viele nennen Beispiele:
"Die Gesichter von damaligen Mitschülern wurden von anderen Schülern per Bildbearbeitung auf ein Nacktbild aus einem Porno geschnitten. Dieses Bild wurde dann per Facebook und WhatsApp verbreitet."
#NDRfragt-Teilnehmer Michel (28) aus Niedersachsen
Das Thema digitale Gewalt betrifft viele der befragten #NDRfragt-Mitglieder. Für Jugendliche und junge Erwachsene passieren Mobbing, Belästigung oder Bedrohung vor allem in Klassenchats und auf sozialen Medien wie Instagram. Aber auch Eltern oder Erwachsene sind betroffen, zum Beispiel in Chatgruppen bei der Arbeit.
Achtung:Falls Sie bereits selbst Erfahrungen mit digitaler Gewalt gemacht haben, kann es sein, dass es für Sie besser ist, sich nicht die folgenden Erlebnisse anderer #NDRfragt-Mitglieder durchzulesen.
"Ich hatte eine Beziehung beendet und bin von der Frau über mehrere Monate massiv belästigt worden, bis zu 20 Anrufe und 30 und mehr WhatsApp-Nachrichten in der Nacht." #NDRfragt-Teilnehmer Erwin (66) aus Niedersachsen
"Es ist ein ganz schreckliches Gefühl, von Mitschülern im Internet fertig gemacht zu werden und jeder kann es lesen." #NDRfragt-Teilnehmerin Kristin (30) aus Schleswig-Holstein
"Ich setze mich intensiv für Klimaschutz und Umweltthemen ein, dafür hat man mich bereits zigfach auf Instagram angegriffen. Mir wurde sogar der Tod gewünscht - weil ich unseren Planeten schütze." #NDRfragt-Teilnehmerin Sophia (36) aus Hamburg
"WhatsApp-Nachrichten von Fremden mit dem Ziel, das Kind (12) zu treffen." #NDRfragt-Teilnehmerin Susanne (45) aus Niedersachsen
"Ein Junge in der Schule meines Kindes wurde gemobbt und erpresst, für andere Gutscheine via App zu kaufen. Bis die Kreditkarte der Eltern streikte." #NDRfragt-Teilnehmerin Kerstin (47) aus Mecklenburg-Vorpommern
"Ich wurde bei Facebook öffentlich für Aufgaben kritisiert, welche ich im Rahmen meines Jobs ausüben musste. Die Kritik war ohne jede fachlich fundierte Grundlage und auf persönlicher Ebene." #NDRfragt-Teilnehmer Jonas (27) aus Niedersachsen
"Es gab eine Klassengruppe, in der gemobbt wurde. Als Eltern konnten wir gemeinsam gut gegensteuern durch Kontrolle. Ich würde bei einem weiteren Kind noch intensiver kontrollieren." #NDRfragt-Teilnehmerin Elisabeth (38) aus Niedersachsen
"Meine Tochter wurde im Alter von 13 Jahren von ihren Mitschülern schwerst gemobbt und hat sich in den sieben Jahren danach immer noch nicht davon erholt. Dieses Thema wird von den Medien und den Schulen leider immer noch sehr flach gehalten. Es braucht mehr Anlaufstellen für Opfer und hohe Strafen für Täter." #NDRfragt-Teilnehmer Thomas (54) aus Niedersachsen
"Mein erstes richtiges Handy habe ich mit 12 oder 13 Jahren bekommen. Ich habe Fotos auf Instagram hochgeladen. Die Hasskommentare darunter haben mich sehr fertig gemacht damals." #NDRfragt-Teilnehmerin Dalia (21) aus Niedersachsen
"In einem Gruppenchat von Arbeitskolleg*innen wurden rechtsextreme und pornographische Sprüche/Witze verschickt. Da es niemand war, mit dem ich unmittelbar zusammen gearbeitet habe, war es ausreichend, einfach aus dem Gruppenchat auszutreten." #NDRfragt-Teilnehmerin Jessica (44) aus Hamburg
"Ich arbeite als Journalist. Nachdem ich mich 2015 positiv über die Nicht-Schließung deutscher Grenzen für Geflüchtete geäußert, haben Menschen, die damit offenbar nicht einverstanden waren, mir via Twitter Fotos von meiner Haustür geschickt." #NDRfragt-Teilnehmer Sebastian (37) aus Schleswig-Holstein
"Mein Ex-Freund hat mich gestalkt über alle möglichen Apps und andere Nummern." #NDRfragt-Teilnehmerin Evelyn (32) aus Mecklenburg-Vorpommern
Sophie wird Opfer eines Stalkers. Anouk Schollähn erzählt ihre dramatische Geschichte - in einem achtteiligen Podcast.
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Mehrheit der unter 30-Jährigen fühlt sich abhängig
Über die Hälfte der Befragten gibt an, das Smartphone zu häufig und zu lang zu nutzen. Bei den unter 30-Jährigen sagen das sogar gut drei Viertel. Über ein Drittel fühlt sich vom eigenen Gerät abhängig. Bei den 16- bis 29-Jährigen ist dieser Eindruck am stärksten, hier gibt über die Hälfte an, nicht mehr gut ohne Handy zurechtzukommen. Einige #NDRfragt-Mitglieder beschreiben, nicht mehr kontrollieren zu können, wie häufig sie ihr Smartphone nutzen:
"Ich merke, dass ich mich abhängig gemacht habe und spüre auch die negativen Auswirkungen, bin aber nicht stark genug, das Suchtmittel Handy zu reduzieren."
#NDRfragt-Teilnehmerin Kristin (39) aus Mecklenburg-Vorpommern
Viele #NDRfragt-Mitglieder kennen das Gefühl, dass ihnen ohne Handy etwas kaum Entbehrliches fehlt. Vor allem ständig erreichbar zu sein, oder die Angst, etwas zu verpassen, belasten die Befragten:
"Durch das Gefangen sein in der Informationsflut kreisen ständig die Gedanken. In den Nachrichten kommen seit Jahren nur Hiobsbotschaften, die einem tatsächlich Zukunftsängste einjagen. Man fühlt sich so machtlos." #NDRfragt-Teilnehmerin Martina (51) aus Mecklenburg-Vorpommern
"Das Thema Handy-Sucht sollte in der Öffentlichkeit breiter dargestellt werden. Es ist mittlerweile ja schon Usus, dass, obwohl man sich gegenüber sitzt, trotzdem immer parallel am Handy 'gespielt' wird." #NDRfragt-Teilnehmer Florian (45) aus Schleswig-Holstein
"Ich habe auch schon oft für mich überlegt, aufs Smartphone zu verzichten. Aber es geht eigentlich nicht mehr. Von zu vielem ist man dann ausgeschlossen oder bekommt die Informationen auf anderem Wege nur sehr schwer." #NDRfragt-Teilnehmerin Lara (31) aus Niedersachsen
"Bei leerem Akku empfinde ich den Zustand als Entspannung." #NDRfragt-Teilnehmer Moritz (38) aus Schleswig-Holstein "Ich mache durch die Nutzung des Smartphones weniger andere Dinge, wie ein Buch lesen oder draußen die Natur und Umgebung genießen. Ich kann mich auch inzwischen weniger gut mal 'langweilen'." #NDRfragt-Teilnehmerin Lara (27) aus Hamburg
"Das größte Problem für mich ist bei mir die FOMO (Fear of missing out). Immer wenn ich gerade 'nichts' zu tun habe, greife ich zum Handy und checke Instagram, Facebook und Mails, aber wirklich befriedigend ist die Nutzung nie." #NDRfragt-Teilnehmer Lorenz (28) aus Schleswig-Holstein
"Aufgrund diverser Medien (auch TV) bin ich im Alltag vermehrt im häuslichen Raum und bewege mich weniger. Soziale Kontakte sind gering." #NDRfragt-Teilnehmerin Kristin (39) aus Mecklenburg-Vorpommern
"Ich habe einen permanenten Drang erreichbar zu sein und habe oft das Gefühl, es könnte etwas passieren was ich nicht mitbekomme, wenn ich mein Handy nicht dabei habe. Das stört mich oft sehr." #NDRfragt-Teilnehmerin Simone (39) aus Schleswig-Holstein
Familien: Häufig Streit wegen der Smartphones
Dass in den Haushalten der befragten #NDRfragt-Mitglieder auch Kinder und Jugendliche schon ein Smartphone haben, ist der Normalfall. Generell finden die Teilnehmenden, dass es ein erstes Smartphone in etwa dann geben soll, wenn die Kinder zur weiterführenden Schule gehen: Im Mittel halten sie 11,5 Jahre für das richtige Alter.
Was ihre Kinder mit dem Smartphone machen, lässt viele Familien nicht kalt. Unter den Befragten mit Kindern im Haushalt geben fast zwei von fünf an, sich sehr oft oder oft wegen der Handys zu streiten. Häufigster Grund: Fast 80 Prozent der Teilnehmenden finden, die Kinder verbringen insgesamt zu viel Zeit am Bildschirm. Ansonsten stört Eltern vor allem, wenn die Kinder ihre Smartphones herausholen, obwohl es verboten ist. Fast jede dritte Person gibt an, sich schon gestritten zu haben, weil das Kind das Handy in der Schule oder am Esstisch benutzt hat. Vor allem, wenn es ins Bett gehen soll, wird es kritisch:
"Oberste Regel war: Wenn es ins Bett ging, verschwand das Handy aus dem Kinderzimmer!"
#NDRfragt-Teilnehmer Günter (55) aus Niedersachsen
Durch das Smartphone sind wir ständig erreichbar, aber auch oft abgelenkt. Trotzdem wollen nur wenige darauf verzichten. Sind wir Handy-süchtig?
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Kontrolle durch die Eltern ist Normalfall
Viele der befragten Eltern greifen darum zu Kontrollmaßnahmen. Die große Mehrheit mit Kindern im Haushalt kontrolliert, wie viel und wofür die Kinder das Smartphone nutzen. Vor allem durch Gespräche und regelmäßiges Nachfragen - das geben zwei von fünf Teilnehmenden an. Viele nutzen aber auch technische Möglichkeiten: Gut die Hälfte beschränkt die Bildschirmzeit ihrer Kinder oder das Datenvolumen. 13 Prozent der befragten Personen mit Kindern im Haushalt orten die Handys der Kinder, um zu wissen, wo sie gerade sind. Einige Eltern kennen Passwörter ihrer Kinder und können damit auf deren Accounts zugreifen. Nur drei von zehn Teilnehmenden kontrollieren die Smartphone-Nutzung ihres Kindes gar nicht.
Viele der befragten #NDRfragt-Mitglieder, bei denen Kinder oder Jugendlichen im Haus leben, haben etwas zur Smartphone-Nutzung ihrer Kinder zu sagen:
"Viele Kinder und Jugendliche bekommen ein Smartphone, das sie uneingeschränkt nutzen können. Meiner Meinung nach sollten Eltern das Smartphone ihrer Kinder beschränken und mit steigendem Alter nach und nach immer mehr Funktionen freischalten. Viele Eltern geben dem sozialen Druck nach und lassen ihr Kind ein Smartphone nutzen." #NDRfragt-Teilnehmerin Anne (32) aus Schleswig-Holstein
"Nach langem Überlegen, wie wir es mit unserer Tochter und Handy machen wollen, bin ich zu der Überzeugung gekommen, lieber früher mit dem Handy zu starten und dafür viel gemeinsam zu lernen und drüber zu sprechen, als später, wenn die Kommunikation wegen der Pubertät bereits neue Herausforderungen mit sich bringt." #NDRfragt-Teilnehmerin Wiebke (35) aus Niedersachsen
"Eltern, die ihren Kindern das Handy geben, um volle Kontrolle über sie zu haben, haben kein Vertrauen und trauen ihnen keine Eigenverantwortung zu." #NDRfragt-Teilnehmerin Petra (74) aus Schleswig-Holstein
"Wir werden unseren Kindern voraussichtlich erstmal altmodische Handys geben. Smartphones müssen hingegen mit reflektierter, angemessen "erwachsener" Mediennutzung verdient werden." #NDRfragt-Teilnehmer Christian (44) aus Schleswig-Holstein
"Mein Kind fragt, obwohl es fast 13 ist, immer noch nach, welche Apps es benutzen kann und wir reden offen über die Probleme bei sozialen Netzwerken. Auch die Nutzungszeit regelt sich bei uns fast von alleine. Am Anfang natürlich reglementiert, doch Eigenverantwortung lernt man nicht durch zu starre Grenzen." #NDRfragt-Teilnehmerin Christin (36) Schleswig-Holstein
"Immer im Gespräch mit den Kindern und auch ein gutes Vorbild sein. Leben Sie Ihren Kindern den Umgang vor. Selbstkontrolle! Durch meine eigene Sperre für Instagram und ein bestimmtes Spiel habe ich mich selber besser unter Kontrolle. Ich 'vergesse' die Zeit nicht mehr." #NDRfragt-Teilnehmerin Jennifer (42) aus Niedersachsen
Wachsende #NDRfragt-Community mit fast 25.000 Norddeutschen
Die NDR Community #NDRfragt gibt es seit Ende Oktober 2022. Mittlerweile haben sich fast 25.000 Norddeutsche angemeldet. #NDRfragt ist das Meinungsbarometer für den Norden. Wer noch nicht dabei ist, aber mitmachen will, kann sich registrieren und an den Umfragen teilnehmen. Mitglied kann werden, wer in Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg oder Bremen wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist.
Über diese Befragung
Die Antworten stammen aus der Umfrage "Smartphones im Alltag: Bereicherung oder Belastung?", an der sich 12.022 Norddeutsche beteiligt haben.
Für die Ergebnisse wurden Antworten ausgewertet, die vom 10. Mai 2023 bis zum 15. Mai 2023 um 9 Uhr abgegeben wurden. An den Umfragen von #NDRfragt nehmen Menschen aus Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Bremen teil. Die Umfragen werden online ausgefüllt.
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings nach den statistischen Merkmalen Alter, Geschlecht, Bundesland und Schulabschluss gewichtet. Das heißt: Antworten von Bevölkerungsgruppen, die unter den Befragten seltener vertreten sind als in der norddeutschen Bevölkerung, fließen stärker gewichtet in die Umfrage-Ergebnisse ein. Und die Antworten von in der Befragung überrepräsentierten Gruppen werden schwächer gewichtet. Insgesamt verteilen sich die Antworten dann am Ende eher so, wie es der tatsächlichen Verteilung der Bevölkerungsgruppen in Norddeutschland entspricht.