Am Mikrofon: Claudia Hartmann
Das Play Jazz! - Konzert mit einem Livemitschnitt von Wolfgang Haffners Dreamband bei der JazzBaltica 2022.
Im Play Jazz! - Konzert werden Liveaufnahmen des NDR aus dem Rolf-Liebermann-Studio, aus Clubs und von Festivals im Sendegebiet gesendet. Mitschnitte von JazzBaltica, Elbjazz, Eldenaer Jazz Evenings, See More Jazz oder der Jazzwoche Hannover zeigen die Vielfalt der Festivallandschaft im Norden. Neben aktuellen Aufnahmen ist Dienstagabend auch der Platz für Konzertschätze aus den Archiven des NDR.
Eine Sendung von Henry Altmann
Es heißt ja immer, dass das 1959 ein außergewöhnliches Jahr im Jazz gewesen sei, mit einer Vielzahl an Stil bildenden und epochalen Veröffentlichungen. Tatsächlich steht dem das Jahr 1962 in Nichts nach. Einerseits gelangte da zur Blüte, was 1959 gerade erste Schritte tat, andererseits erschien eine ganze Reihe von Alben, die heute zurecht als Klassiker gelten und aus der Jazzgeschichte nicht mehr wegzudenken sind.
Charles Mingus, Bill Evans, Dexter Gordon, Wes Montgomery und das Modern Jazz Quartet produzierten einige ihrer besten Aufnahmen. John Coltranes Quartett machte mit "Live at the Village Vanguard" Schlagzeilen, Stan Getz und Charlie Byrd schufen das erste US-Bossa-Nova-Album, und Cecil Taylor kreierte mit "Nefertiti" einen Meilenstein des Jazz. Frank Sinatra und die Count Basie Bigband gingen zum ersten Mal miteinander ins Studio, Art Blakey spielte zum ersten Mal mit afrikanischen Musikern zusammen und die Stan Kenton Band definierte ihren Übergang von einer Swingbigband zum wegweisenden modernen Jazzorchester - ganz schön was los also für ein Jahr.
Eine Sendung von Ralf Dorschel
Einerseits lebte einer der wichtigsten Jazz-Komponisten sehr offen mit einem Mann in einer Zeit, als alles dagegen sprach. Andererseits hat Billy Strayhorn immer im Hintergrund gewirkt, im Schatten von Duke Ellington. Er war "der unsichtbare Mann": Selten trat er ins Rampenlicht, wo es für einen schmächtigen schwulen schwarzen Intellektuellen hätte brenzlig werden können.
Der Jazz hat in seiner Geschichte viele Kämpfe vereinnahmt, viele Grenzen überschritten und Untiefen ausgelotet - der Kampf für die Rechte queerer Menschen war aber nicht dabei. Doch es gab sie. Immer gab es im Jazz schwule Männer, lesbische Frauen und Trans-Menschen. Manche machten ihre Vorlieben offen zum Thema, andere beließen es bei Andeutungen, viele zogen sich zurück angesichts einer Jazz-Welt, deren Stars in einer Kultur rassistischer Ausgrenzung allzuoft die Zuflucht in Macho-Klischees blieb.
Es gibt keinen "Queer Jazz" und es gab nie eine Bewegung, eine Selbstverständigung all jener queeren Menschen im Jazz: "Es gibt keine wirkliche Klammer, die mich mit irgendwelchen anderen schwulen Musikern verbindet", da ist sich etwa der Pianist Fred Hersch sicher, der seine Homosexualität in den 90ern zu einem sehr politischen Thema machte. Weshalb es in dieser Reihe vor allem um die Frage geht, wie Schwule, Lesben und Trans-Personen im Jazz einer weiteren Ausgrenzung begegneten, wie das Private freiwillig oder unfreiwillig eben doch zu Kunst wurde.
Im Harlem der Zwanziger beginnt diese kleine Reise bei Frauen, die sich radikale Freiheiten nahmen. Sie führt über den Bigband-Leader und Trans-Mann Billy Tipton, dem ein ganzes langes Leben lang der Drahtseilakt gelang, mitten im Rampenlicht von seiner Identität abzulenken. Über Jazz-Bohemians wie Billy Strayhorn und Ralph Burns führt die Reise in die 80er und 90er, als Größen wie Gary Burton, Andy Bey, Cecil Taylor und Fred Hersch sich outeten. Und sie endet bei Künstler*innen wie Patricia Barber und Terri Lyne Carrington, die ihre Identität politisch sehen.
Heute, da ist Fred Hersch sich sicher, spielt das alles keine Rolle mehr. Instrumentale Musik ist einfach instrumentale Musik, ganz egal wer sie spielt: "An diesem Punkt der Geschichte ist die eigene Identität ganz sicher kein Thema mehr. Vielleicht habe ich ja ein ganz klein wenig geholfen, dies zu ermöglichen".
Eine Sendung von Ralf Dorschel
Einerseits lebte einer der wichtigsten Jazz-Komponisten sehr offen mit einem Mann in einer Zeit, als alles dagegen sprach. Andererseits hat Billy Strayhorn immer im Hintergrund gewirkt, im Schatten von Duke Ellington. Er war "der unsichtbare Mann": Selten trat er ins Rampenlicht, wo es für einen schmächtigen schwulen schwarzen Intellektuellen hätte brenzlig werden können.
Der Jazz hat in seiner Geschichte viele Kämpfe vereinnahmt, viele Grenzen überschritten und Untiefen ausgelotet - der Kampf für die Rechte queerer Menschen war aber nicht dabei. Doch es gab sie. Immer gab es im Jazz schwule Männer, lesbische Frauen und Trans-Menschen. Manche machten ihre Vorlieben offen zum Thema, andere beließen es bei Andeutungen, viele zogen sich zurück angesichts einer Jazz-Welt, deren Stars in einer Kultur rassistischer Ausgrenzung allzuoft die Zuflucht in Macho-Klischees blieb.
Es gibt keinen "Queer Jazz" und es gab nie eine Bewegung, eine Selbstverständigung all jener queeren Menschen im Jazz: "Es gibt keine wirkliche Klammer, die mich mit irgendwelchen anderen schwulen Musikern verbindet", da ist sich etwa der Pianist Fred Hersch sicher, der seine Homosexualität in den 90ern zu einem sehr politischen Thema machte. Weshalb es in dieser Reihe vor allem um die Frage geht, wie Schwule, Lesben und Trans-Personen im Jazz einer weiteren Ausgrenzung begegneten, wie das Private freiwillig oder unfreiwillig eben doch zu Kunst wurde.
Im Harlem der Zwanziger beginnt diese kleine Reise bei Frauen, die sich radikale Freiheiten nahmen. Sie führt über den Bigband-Leader und Trans-Mann Billy Tipton, dem ein ganzes langes Leben lang der Drahtseilakt gelang, mitten im Rampenlicht von seiner Identität abzulenken. Über Jazz-Bohemians wie Billy Strayhorn und Ralph Burns führt die Reise in die 80er und 90er, als Größen wie Gary Burton, Andy Bey, Cecil Taylor und Fred Hersch sich outeten. Und sie endet bei Künstler*innen wie Patricia Barber und Terri Lyne Carrington, die ihre Identität politisch sehen.
Heute, da ist Fred Hersch sich sicher, spielt das alles keine Rolle mehr. Instrumentale Musik ist einfach instrumentale Musik, ganz egal wer sie spielt: "An diesem Punkt der Geschichte ist die eigene Identität ganz sicher kein Thema mehr. Vielleicht habe ich ja ein ganz klein wenig geholfen, dies zu ermöglichen".
Eine Sendung von Ralf Dorschel
Einerseits lebte einer der wichtigsten Jazz-Komponisten sehr offen mit einem Mann in einer Zeit, als alles dagegen sprach. Andererseits hat Billy Strayhorn immer im Hintergrund gewirkt, im Schatten von Duke Ellington. Er war "der unsichtbare Mann": Selten trat er ins Rampenlicht, wo es für einen schmächtigen schwulen schwarzen Intellektuellen hätte brenzlig werden können.
Der Jazz hat in seiner Geschichte viele Kämpfe vereinnahmt, viele Grenzen überschritten und Untiefen ausgelotet - der Kampf für die Rechte queerer Menschen war aber nicht dabei. Doch es gab sie. Immer gab es im Jazz schwule Männer, lesbische Frauen und Trans-Menschen. Manche machten ihre Vorlieben offen zum Thema, andere beließen es bei Andeutungen, viele zogen sich zurück angesichts einer Jazz-Welt, deren Stars in einer Kultur rassistischer Ausgrenzung allzuoft die Zuflucht in Macho-Klischees blieb.
Es gibt keinen "Queer Jazz" und es gab nie eine Bewegung, eine Selbstverständigung all jener queeren Menschen im Jazz: "Es gibt keine wirkliche Klammer, die mich mit irgendwelchen anderen schwulen Musikern verbindet", da ist sich etwa der Pianist Fred Hersch sicher, der seine Homosexualität in den 90ern zu einem sehr politischen Thema machte. Weshalb es in dieser Reihe vor allem um die Frage geht, wie Schwule, Lesben und Trans-Personen im Jazz einer weiteren Ausgrenzung begegneten, wie das Private freiwillig oder unfreiwillig eben doch zu Kunst wurde.
Im Harlem der Zwanziger beginnt diese kleine Reise bei Frauen, die sich radikale Freiheiten nahmen. Sie führt über den Bigband-Leader und Trans-Mann Billy Tipton, dem ein ganzes langes Leben lang der Drahtseilakt gelang, mitten im Rampenlicht von seiner Identität abzulenken. Über Jazz-Bohemians wie Billy Strayhorn und Ralph Burns führt die Reise in die 80er und 90er, als Größen wie Gary Burton, Andy Bey, Cecil Taylor und Fred Hersch sich outeten. Und sie endet bei Künstler*innen wie Patricia Barber und Terri Lyne Carrington, die ihre Identität politisch sehen.
Heute, da ist Fred Hersch sich sicher, spielt das alles keine Rolle mehr. Instrumentale Musik ist einfach instrumentale Musik, ganz egal wer sie spielt: "An diesem Punkt der Geschichte ist die eigene Identität ganz sicher kein Thema mehr. Vielleicht habe ich ja ein ganz klein wenig geholfen, dies zu ermöglichen".
Am Mikrofon: Henry Altmann
Das Laute ist ihre Sache nicht, eher das Lautmalerische. Dennoch hat es die britische Bigband-Komponistin Nikki Iles geschafft, sich in den Fokus der Aufmerksamkeit zu schreiben. Beim weltweiten Arrangierwettbewerb der NDR Bigband war sie einer von zwei Bewerber*innen, die sofort und ohne Umstände zu einer Produktionswoche eingeladen wurden. Die feindurchdachte Qualität ihrer Kompositionen war schlichtweg nicht zu übersehen; schon jetzt ist sie ein Liebling der Band.
Die 1963 geborene Pianistin setzt damit die Tradition britischer Bigband-Komponisten bei der NDR Bigband fort, und durch ihre kunstvollen Klanggespinste zugleich neue Akzente. Auch in ihrer Heimat zog die Pianistin lange Zeit die Einsamkeit Nord-Englands der grellen Großstadtszene vor. Nun steht Nikki Iles als Composer-in-Residence der NDR Bigband im Fokus. Man darf gespannt sein, wie sie diesen mit neuer Musik für das Ensemble ausleuchtet