Wer Musik liebt, kennt seine Stimme: Peter Urban ist ein absoluter Musik-Insider, der mit seiner unvergleichlichen Art Geschichten erzählen kann. Er war schon auf über 5.000 Konzerten, trifft bis heute die Großen des Musikgeschäfts und ist selbst Musiker. Im Podcast Urban Pop trifft er auf den NDR-Musikjournalisten Ocke Bandixen. Sie reden über Weltstars von Bowie bis Springsteen, von Johny Cash bis Taylor Swift, über Bands von den Beatles bis U2, über Insider-Stories und Musik-Historie. Ein Muss für alle Fans von guten Gesprächen über gute Musik.
Am Mikrofon: Claudia Hartmann
Das Potsdamer Pulsar Trio ist bekannt für seine pulsierenden, raffinierten Rhythmen, sowie eine scheinbar gegensätzliche Besetzung aus Sitar, Schlagzeug und Piano. Die Band war bei den Eldenaer Jazz Evenings 2022 zu Gast. Auch Karoline Weidt spielte mit ihrem Quartett auf die Bühne in der Schlossruine, ihr Sound zeichnet sich vor allem durch ausdrucksvolle Melodien sowie kluge und poetische Texte aus. Im Play Jazz! - Konzert hören sie Ausschnitte aus beiden Konzerten.
Im Play Jazz! - Konzert werden Liveaufnahmen des NDR aus dem Rolf-Liebermann-Studio, aus Clubs und von Festivals im Sendegebiet gesendet. Mitschnitte von JazzBaltica, Elbjazz, Eldenaer Jazz Evenings, See More Jazz oder der Jazzwoche Hannover zeigen die Vielfalt der Festivallandschaft im Norden. Neben aktuellen Aufnahmen ist Dienstagabend auch der Platz für Konzertschätze aus den Archiven des NDR.
Eine Sendung von Sarah Seidel
Er war erst 18, als er 1961 sein Debüt-Album "New Vibe Man In Town" für das Label RCA einspielte: Gary Burton war damals "der neue Vibrafon-Mann" in New York. Mit seiner Vier-Schlägel-Technik, seinem absoluten Gehör und seiner Brillanz als Spieler sorgte der Musiker, der 1943 in Anderson im US-Bundesstaat Indiana geboren wurde, in der Jazz-Szene für Furore.
Er war in den 1960er Jahren einer der ersten, die Jazz mit Rock fusionierten und Jazz mit Country-Musik. Zwischen 1971 und 2004 gehörte Gary Burton zu den Lehrenden am Berklee College Of Music in Boston, eine Talentschmiede für Jazzmusiker, deren Dekan er sogar später wurde. 1963 war er Mitglied in der Band des Pianisten George Shearing und spielte im Jahr danach mit Stan Getz - in der Phase, als die Bossa Nova-Welle nach Amerika geschwappt war und der Saxofonist gerade erfolgreich mit Astrud Gilberto tourte.
1967 gründete Gary Burton sein eigenes Quartett mit dem Bassisten Steve Swallow, dem Gitarristen Larry Coryell und dem Schlagzeuger Roy Haynes. Eine Band, in der zeitweilig auch Gitarristen wie Pat Metheny und John Scofield spielten.
Im Januar 2023 wird Gary Burton 80 Jahre alt
Eine besondere musikalische Beziehung pflegte Gary Burton mit dem Pianisten Chick Corea. 40 Jahre lang spielten die beiden zusammen im Duo und gewannen mit ihren gemeinsam eingespielten Alben insgesamt sechs Grammys.
2017 hängte Gary Burton seine fast 60 Jahre währende Karriere aus gesundheitlichen Gründen an den Nagel, seine Abschiedstournee absolvierte er im selben Jahr zusammen mit dem japanischen Pianisten Makoto Ozone. Schon 2015 war Arne Reimer zuhause bei Gary Burton in Fort Lauderdale, Florida, und hat mit ihm über die Geschichte seines Instruments, die Entwicklung des Vibrafon-Spiels und seine lange Karriere gesprochen.
Eine Sendung von Sarah Seidel
Immer voller Energie, sind die Musiker von "The Bad Plus" in Jazz-Avantgarde, Progrock, Pop und Klassik eingetaucht und haben mit ihrem Mix aus all dem das Genre des Piano-Trios revolutioniert. Nach zwei personellen Metamorphosen haben sich Besetzung und Sound von "The Bad Plus" zuletzt fundamental verändert. Die amerikanische Formation hat sich in ein Quartett verwandelt, den plakativen Namen aber beibehalten.
Das aktuelle, schlicht als "The Bad Plus." betitelte Album bedeutet Neuaufstellung und klangliche Überraschung zugleich. Reid Anderson sieht in der neuen Bandbesetzung eine Art Wiedergeburt. Knapp 18 Jahre lang saß Ethan Iverson bei "The Bad Plus" am Klavier. Als er das Trio Ende 2017 verließ, machten Anderson und King zunächst mit dem Pianisten Orrin Evans weiter. Man tourte und nahm auf, bis auch Evans seines Weges ging.
The Bad Plus mit frischer, rauer Energie
Reid Anderson und Dave King entschieden sich schließlich dazu, ganz auf das Piano zu verzichten und stattdessen auf eine neu formierte Band mit Gitarre und Saxofon zu setzen. Schon früher hatten Ethan Iverson, Reid Anderson und Dave King das Trio zeitweilig zum Quartett erweitert - mit Gästen wie dem Saxofonisten Joshua Redman oder dem Gitarrist Bill Frisell. Mit Chris Speed und Ben Monder gibt es seit 2021 zwei neue, feste Band-Mitglieder bei "The Bad Plus".
Reid Anderson und Dave King freuen sich heute über eine größere klangliche Flexibilität als noch in früheren Tagen. Ein wesentlicher Faktor bei diesem Neuanfang ist für sie eine frische, raue Energie. "The Bad Plus" mittlerweile also eine Band, die einerseits mit mehr Transparenz und atmosphärischen Sounds arbeitet, andererseits durch den Einsatz der Gitarre nun auch spürbar rockiger geworden ist.
Eine Sendung von Thomas Haak
Als ich Stéphane Grappelli im Frühsommer 1989 zum Interview traf, saß er auf einem weissen Stuhl inmitten des Gartens seines Hamburger Hotels - vor ihm ein grünes Ensemble aus Bäumen und Büschen. Nie zuvor war ich einem Menschen begegnet, der so intensiv dem Gesang der Vögel lauschte. Der legendäre Weggefährte Django Reinhardts blickte empor, lächelte, blickte wieder herab und lauschte weiter. Plötzlich hob er den rechten Arm, deutete auf einen Busch am Rande des Rasens und sagte: "Der da hinten ist gar nicht so schlecht!"
Ähnlich verschmitzt ging es während unseres anschließenden Gesprächs weiter. Ganz Gentleman der alten Schule, entschuldigte er sich mehrfach für sein schlechtes Englisch ("Mein Schneider ist reich, mein Englisch hingegen sehr arm"), riss ein Witz nach dem anderen ("Verstehen Sie, was ich sage? Ich jedenfalls verstehe mich sehr gut...") und erwies sich zudem als eine der charmantesten und unprätentiösesten Musikerpersönlichkeiten, die mir in meinem Journalistenleben je begegnet sind.
Beim abendlichen Konzert in der Fabrik präsentierte sich der seinerzeit 81-jährige Geiger samt junger Band leichtfüßig swingend und voller ungebremster Spielfreude. Bereits tags darauf ging es weiter in die USA, danach nach Australien - mit einem dichtgepackten Tourplan, den so manche junge Rockband hätte verweifeln lassen. Und mir wurde klar: In Gestalt des Gypsy-Swing-Miterfinders und musikalischen Partners von Koryphäen wie Duke Ellington, Dizzy Gillespie und Yehudi Menuhin hatte ich einen der ganz Großen getroffen.
Eine Sendung von Ralf Dorschel
Mit wallendem Haupthaar und staubtrockenem Humor ist John Helliwell zu Ruhm gekommen: Als Saxofonist und Conferencier von Supertramp hat der Brite in ausverkauften Stadien gespielt und millionenfach verkaufte Alben aufgenommen. Was ihm dann ein ebenso sorgenfreies wie komfortables Leben ermöglichte.
Und zwar solange, wie die Band in ihren verschiedenen Inkarnationen aktiv war. Erst als sich das zu ändern begann, nahm Helliwell einen Faden aus Jugendtagen wieder auf - die Liebe zum Jazz. Diese Liebe reichte weit zurück: Mit 12 hörte Helliwell Monty Sunshines Klarinette in Chris Barbers Jazz Band und war hingerissen. Er sparte Taschengeld, bis es für eine gebrauchte Klarinette reichte. Mit 15 kam ein Altsaxofon dazu und es liefen bei ihm die Alben von Miles Davis, Sonny Rollins, vor allem aber auch der Hardbop eines Cannonball Adderley - später in den 60ern dann der klassische Blue Note-Sound und in den 70ern Weather Report.
2004 stellte Helliwell mit der Hilfe von Supertramp-Tourmusikern die erste eigene Jazz-Band auf die Beine: Creme Anglaise. 2013 folgte eine kurze Tour mit seiner eigenen Bigband - der Super Big Tramp Band - mit der Helliwell Jazz-Arrangements der Supertramp-Evergreens vorstellte.
"Ich lebe von den Einnahmen durch den Katalog von Supertramp - mit dem Jazz mache ich kein Geld" so betont Helliwell. Und mit 77 mag man ja auch die Welt nicht nochmal neu erfinden. Sicher könnte man den Jazz viel trendier spielen kann oder auch drängender, radikaler. Doch fest steht: Helliwells Projekte sind nicht einfach nur das Hobby irgendeines schwerreichen Rockstars - da steckt jede Menge Kreativität und Neugier drin.
Eine Sendung von Henry Altmann
Auf über 1.000 Alben hat der am 27. Januar 1953 geborene US-Saxofonist Bob Mintzer mitgewirkt, mit u.a. Eddie Palmieri, Jaco Pastorius, Mike Mainieri, den Brecker Brothers und den Yellowjackets gespielt. Mintzer ist ein Musiker, der so viel kann und so viel gemacht hat, dass bisweilen die Frage aufkommt: Wer ist dieser Bob Mintzer eigentlich?
Vor allem ist er ein mit allen Wassern des Bigband-Jazz gewaschener Musiker, Arrangeur und Komponist. In den 1970er-Jahren war er Mitglied der Buddy Rich Bigband und des legendären Thad Jones/Mel Lewis Orchestra, mit seiner eigenen Bigband spielte Mintzer 12 Alben ein, 2016 wurde er Chefdirigent der WDR Bigband.
Über 500 Bigband-Scores, Studienbücher, Kammer- und Orchestermusik - mehr Großklang-Expertise geht nicht. Auch mit der NDR Bigband hat der US-Amerikaner Anfang der 1980er-Jahre gearbeitet. Zum 70. Geburtstag von Bob Mintzer gibt‘s aus seinen Live- und Studioaufnahmen mit dem Ensemble zu hören.