Jugendamt: Sparen zum Leidwesen der Kinder
Lara und Lea sind Schwestern, elf und neun Jahre alt. Doch seit einiger Zeit leben sie in verschiedenen Familien, haben sich seit ihrer erzwungenen Trennung nur selten gesehen. Das Jugendamt Itzehoe hatte sie eines Tages aus der Schule abgeholt - ohne Vorwarnung, ohne Vorbereitung - und in unterschiedlichen Pflegefamilien untergebracht.
Die Lebensumstände in ihrer Herkunftsfamilie waren schwierig, zugegebenermaßen. Ein Gericht hatte über die Herausnahme entschieden, doch die Art und Weise, wie das Jugendamt diesen Entschluss umgesetzt hat, hat das Dorf schockiert. Die beiden Mädchen waren in ihrem Heimatort integriert, waren im Sportverein, hatten Freunde und Bezugspersonen. Dann waren sie plötzlich weg - und keiner wusste etwas über ihren Verbleib.
Kostensenkung als einziges Ziel?
Dieser Fall scheint kein Einzelfall zu sein. Birgit Nabert, die sich mit einem Verein um Probleme von Pflegekindern und -eltern kümmert, erhält immer wieder Beschwerden - auch über das Jugendamt Itzehoe. Eigene Recherchen ergeben ebenfalls, dass das Amt gravierende Probleme hat: Schon vor Jahren haben Mitarbeiter mit Hilfe von Überlastungsanzeigen versucht, sich gegen mögliche eigene Fehler durch Überarbeitung abzusichern. Und auch eine Untersuchung der Strukturen des Amtes ergab, dass die "einzige verbindende Zielsetzung ist, kostengünstig zu sein".
Eine Arbeitsmaxime, die Birgit Nabert bestätigen kann. Auch ihr gegenüber beklagen Mitarbeiter, dass für die Arbeit eigentlich nicht genug Geld da ist: "Ich glaube, dass die Jugendhilfe heute nichts anderes ist als eine Rechenstelle", sagt sie. "Die kommunalen Kassen sind leer. Es wird nicht mehr fachlich-professionell geguckt, sondern es gibt kein Geld, also kann man für diese Kinder nicht mehr ordentlich sorgen."
Kindeswohl abhängig von den Pflegeeltern
Und so ist auch im Fall von Lara und Lea das Wohl der Kinder keine Angelegenheit des Jugendamtes, sondern scheinbar abhängig von den Pflegeeltern. Lara, die ältere, hat inzwischen wieder regelmäßigen Kontakt mit ihrem Heimatort. Gefördert durch die Pflegeeltern sieht sie dort alte Freunde, wichtige Bezugspersonen. Die jüngere Lea hingegen ist aus dem Leben im Ort verschwunden und das Jugendamt schaut weiterhin tatenlos zu.