Zwei Tote bei Herbststurm
Trauriger Auftakt der Sturmsaison in Schleswig-Holstein: In Heiligenhafen und Flensburg sind am Montag zwei Menschen ums Leben gekommen. Eine 66-jährige Frau hatte am Nachmittag in ihrem Garten in Heiligenhafen-Göhl vom Sturm heruntergefallene Äste aufgesammelt. Aus noch unbekannter Ursache stürzte eine 2,50 Meter lange und 2,70 Meter hohe Mauer ein und begrub die Frau unter sich. Sie starb noch am Unglücksort. In Flensburg wurde ein Mann von einem Baum erschlagen. Im gesamten Sturmgebiet erlitten nach Angaben von Polizei und Feuerwehr Menschen Verletzungen durch umherfliegende Gegenstände.
Orkantief "Christian" fegte den ganzen Tag mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu 180 Kilometern pro Stunde über den Norden. Der Wert wurde auf der Hochseeinsel Helgoland gemessen. Laut Deutschem Wetterdienst war es die höchste Windgeschwindigkeit seit 30 Jahren. Im Zugverkehr kam es zu Ausfällen.
Bahn und NOB stellen Regionalverkehr ein
Zugreisende in Schleswig-Holstein müssen sich weiterhin auf Ausfälle einrichten. Die Deutsche Bahn hatte den Regionalverkehr am frühen Nachmittag wetterbedingt eingestellt. Wann die Züge wieder fahren, ist noch unklar. Unternehmenssprecherin Angelika Theideg empfiehlt, sich vor Fahrtantritt unter der Telefonnummer (01 80 6) 99 66 33 oder im Internet unter www.bahn.de über Verspätungen und Ausfälle zu informieren.
Die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) meldete vorübergehend einen Komplettausfall und stellte den Betrieb witterungsbedingt ein. Erst am späten Abend wurde zumindest die Strecke Niebüll-Westerland wieder freigegeben. Verspätungen seien laut NOB aber möglich. Die Strecke Hamburg-Niebüll bleibe voraussichtlich bis Dienstagmittag gesperrt. Ein Not-Schienenersatzverkehr solle ab dem frühen Morgen eingerichtet werden. Es sei allerdings nicht sichergestellt, dass Busse in ausreichender Anzahl zur Verfügung stehen.
Durch den Orkan waren Bäume auf die Strecken gefallen. Bei Bredstedt fuhr ein NOB-Zug gegen einen Baum und eine Achse sprang aus den Gleisen. Alle Bahnen mussten den nächstgelegenen Bahnhof ansteuern und die Passagiere aussteigen. Laut der Deutschen Bahn sollten auch am Dienstag viele Strecken gesperrt bleiben. Dies gelte für die Linien Lübeck-Puttgarden, Kiel-Flensburg, Pinneberg-Elmshorn, Neumünster-Padborg und Itzehoe-Husum, so ein DB-Sprecher.
Fähren fielen aus
Bei den Fähren ging zeitweise fast nichts mehr. Die Wyker Dampfschiffsreederei setzte die Fahrten zu den Halligen tagsüber aus, erst am Abend waren sie wieder im Einsatz. Auch das Schiff von Nordstrand nach Pellworm konnte am Nachmittag nicht anlegen, hieß es von der Neuen Pellwormer Dampfschiffahrts GmbH. Der Syltshuttle und die Syltfähren mussten ebenfalls stundenlang die Fahrten unterbrechen. Die Hochseeinsel Helgoland war zeitweise vom Festland abgeschnitten. Die Fähren nach Föhr und Amrum fuhren aber weiter nach Plan.
Hilfskräfte im Dauereinsatz
"Christian" hielt alle Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) in Atem. Die Landespolizei bearbeitete vorerst nur Einsätze, bei denen es Verletzte oder große Schäden gab. Hunderte Fälle mussten laut Sprecher Lothar Gamann zurückgestellt werden. Eine Bilanz soll frühestens am Dienstag vorliegen. Auf Sylt fiel zeitweise der Strom aus. Viel Arbeit auch für die Hilfskräfte auf dem Festland: Bäume auf Gehwegen, Straßen und Autos, abgedeckte Dächer und umgestürzte Bauzäune. Polizei, Feuerwehr und THW arbeiteten Schritt für Schritt die lange Liste der Einsätze ab.
Sturmfrei in Nordfriesland und Flensburg
"Christian" wirkt auch am Dienstag noch bei den öffentlichen Schulen in Nordfriesland und Flensburg nach: Dort fällt der Unterricht nach Angaben des Landesbildungsministeriums aus. Das gilt auch für die Schülerbeförderung zur Friholtschule und zum Förderzentrum für Körperbehinderte in Flensburg. In Nordfriesland war der Unterricht bereits am Montag ausgefallen. Der Kreis hatte "sturmfrei" verordnet. Auch berufliche und Förderschulen waren betroffen. Informationen zu Schulausfällen gibt das Bildungsministerium unter der Telefonnummer (0800) 18 27 27 1. Außerdem finden - anders als an der Fachhochschule - an der Universität Flensburg keine Vorlesungen statt.