Zeitreise: Das älteste Fotostudio der Welt in Kiel
Vor rund 180 Jahren wurde in Kiel das erste Fotostudio der Welt eröffnet. Und es macht - trotz Konkurrenz der Handy-Welt - immer noch hochwertige Fotografien.
Das älteste, noch aktive Fotostudio der Welt steht nicht in London, Paris oder New York: Es steht in Kiel. Die Fotografie war gerade erst erfunden, als Gregorius Renard 1843 sein Fotostudio eröffnete. Bis vor einigen Jahren war es in Familienhand. Vom letzten Besitzer aus der Renard-Dynastie hat der neue Inhaber einen großen Schatz alter Fotografien übernommen - und die Geschichten rund um die Foto-Familie dazu.
Fotografien für die Besserverdienenden
Das Fotografieren war anfangs ein aufwendiges Unterfangen. Riesige Apparate, giftige Chemikalien, lange Belichtungszeiten - und ein kleiner Kundenkreis: Fotografien konnten sich damals nur die Besserverdienenden leisten. Dazu war die Konkurrenz groß: Zeitweilig gab es allein in Kiel bis zu 50 professionelle Fotografen. Da konnten die Renards nur überleben, weil sie sich immer neue Geschäftsfelder erschlossen.
Entwicklung im Eiltempo
Familienmitglied Arthur Renard hatte eine besondere Geschäftsidee: Wenn er hörte, dass ein Kriegsschiff durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal (heute Nord-Ostsee-Kanal) fuhr, schnappte er sich seine Ausrüstung und machte von der Levensauer Hochbrücke aus Bilder von dem Schiff. Die entwickelte er im Eiltempo, fuhr zum Kieler Hafen und verkaufte die Fotos an die Besatzung. Es soll ein sehr gutes Geschäft gewesen sein, sagt Moritz Wellmann.
Konkurrenz durch das Smartphone
Wellmann ist heute der Inhaber des Fotostudios in Kiel. Er ist sich seiner geschichtlichen Verantwortung bewusst: Er hat das Geschäft im Retro-Stil gestaltet. Überall im Atelier und im Verkaufsraum hängen Bilder, die die Renards früher gemacht haben. Aber der Neue macht sich auch Gedanken über die Zukunft des Studios - und ist trotz der starken Konkurrenz von Smartphones optimistisch: Qualität setzt sich immer durch, sagt er.