Eltern sind nach wissenschaftlichen Auswertungen und Studien immer noch der wichtigste Ansprechpartner für die Jugendlichen beim Berufswahlprozess. Daher haben sie ein starkes Mandat, zu begleiten und unterstützend aktiv zu sein. Das gilt zum Beispiel beim Anfertigen von schriftlichen Bewerbungsunterlagen oder bei der Frage, ob es lieber eine schulische oder eine berufliche Ausbildung sein soll, ein duales Studium, ein Studium an der Universität oder ein soziales Jahr. Unterstützen können Eltern auch bei der Auswahl des Ausbildungsbetriebs oder beim Umgang mit Absagen.
Wichtig ist, dass sich die Eltern selbst über den regionalen Ausbildungsmarkt informieren, sagt Knut Böhrnsen. Sie kennen ihre Kinder sehr gut, wissen um deren Stärken und Talente, wissen auch, welche Bereiche vielleicht gar nicht passen. Eine große Unterstützung ist es schon, wenn über das Thema diskutiert, gesprochen und abgewogen wird. Nicht immer und ständig, aber Eltern sollten Interesse zeigen und das Thema am Laufen halten und auch immer positiv besetzen.
Das ist sicher für einige Kinder ein prima Angebot. Berufsberater gehen darauf ein, wenn der Wunsch des Jugendlichen besteht. Dann ist aber durchaus Zurückhaltung gefragt, damit das Gespräch zwischen Berater und Ausbildungssuchenden entstehen kann. Auch hier ist alles sehr individuell zu sehen, weil einige Jugendliche eine ständige Begleitung benötigen und andere offen und selbständig in solche Gespräche gehen.
Mit 100 Prozent, sagt Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur. Eltern haben nicht selten guten Kontakte zu interessanten Firmen oder auch in Behörden hinein. Bei der Suche sollte auch das ganze Umfeld aktiviert werden: Geschwister, Eltern, Verwandte oder Nachbarn. Und noch ein Rat vom Experten: "Ich würde mit meinem Kind auf dem Rad rund um das eigene Wohnzimmer recherchieren, welche Unternehmen in guter Erreichbarkeit vor Ort ansässig sind. Dann auf deren Homepage gehen, um zu gucken, was die so alles produzieren und anbieten. Das ist eine gute Aufgabe für das Kind und kann ganz spannend sein."
Berufsorientierung erfolgt in allen Schulen in Schleswig-Holstein. In der Kombination von Schule und der Berufsberatung der Arbeitsagentur ist die Berufliche Orientierung verpflichtender Unterrichtsinhalt. Über Messen und Ausbildungsbörsen - auch der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer - stehen parallel sehr viele Termine in jedem Schuljahr zur Verfügung. Auch die Jugendberufsagenturen sind wichtige Partner für junge Erwachsene. Online können Interessierte einen kostenlosen Berufstest auf der Internetseite der Arbeitsagentur machen.
Wenn der Antrieb fehlt, ist das immer schwierig und die Gründe schlummern oft tief im Inneren, weiß Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur. Wenn es tatsächlich sehr schwierig ist, ist fachlicher Rat gefragt. Eine dritte Institution - Berufsberatung, Jugendberufsagentur, Psychologe oder auch der vertrauensvolle Onkel - können hier aktiv unterstützen. Sozialpädagogische Unterstützungen gibt es auch in der Schule. Wenn sich hier Herausforderungen innerhalb der Familie zeigen, ist es wichtig, darüber im Gespräch zu bleiben. Auch Eltern können sich zu den unterschiedlichen Problemen fachliche Beratung einholen.
Zunächst gemeinsam die Vor- und Nachteile erörtern, besprechen, diskutieren, abwägen. Bleibt das Kind bei dem Berufswunsch, sollte man es ziehen lassen. Laut Knut Böhrnsen von der Arbeitsagentur macht es überhaupt nichts, wenn das Kind nach einem halben Jahr feststellt, dass der Beruf doch nicht der richtige ist. Wer eine Berufsausbildung abbricht, hat in der Regel gute Gründe und kann sich zeitnah neu orientieren. Wer dies erlebt hat, geht gestärkt aus dieser Situation heraus und hat echte Erfahrungen gemacht.
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