Wenn der Pflege-Azubi die Drainage legt
Am UKSH in Kiel findet aktuell das Projekt "Lernende leiten eine Station" statt. Dabei schlüpfen Azubis in verschiedene Rollen und übernehmen alle Tätigkeiten, die im Stationsalltag anfallen. Auch Pflege-Azubi David Jankwitz ist dabei.
Telefone klingeln, jede Menge Menschen wuseln durcheinander. Es ist laut und wirkt teilweise hektisch vor dem Tresen auf der Station C.314, der chirurgischen Station, im Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) in Kiel. Mitten in dem Durcheinander ist der Auszubildende David Jankwitz unterwegs, flitzt von A nach B. Der 32-Jährige macht eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger an der UKSH-Akademie und trägt momentan viel Verantwortung: Drei Wochen ist David mit vielen anderen Azubis Teil des normalen Alltags auf der chirurgischen Station. Dahinter steht das Projekt "Lernende leiten eine Station". Statt wie sonst nur zuzuschauen, fassen die Azubis an, laufen bei Visiten mit, übernehmen die Pflege der Patienten, erstellen Dienstpläne. Immer im Hintergrund: die sogenannten Schattenprofis, examinierte Pflegerinnen und Pfleger, die im Notfall unterstützen können.
Infusionen kontrollieren, Werte messen
Eine davon ist Anne Albrecht, die sich noch genau an ihre Ausbildung erinnert. "Ich hatte damals nicht so viele Aufgaben wie die examinierten Pfleger, darum finde ich es gut, dass es dieses Projekt gibt. Ich hätte das damals auch gerne gehabt", sagt sie.
Azubi David ist an diesem Tag in der Frühschicht unterwegs, schon um sechs Uhr morgens hatte er Dienstbeginn. Seine erste Aufgabe: die Übergabe mit der Nachtschicht: "Mit der Übergabe werden uns alle Patienten vorgestellt. 20 Minuten später gehen wir auf unseren ersten morgendlichen Rundgang", erzählt er. Dabei sieht er alle Patienten, misst ihre Werte, fragt nach dem Wohlbefinden, gibt Schmerzmittel und kontrolliert die Infusionen. Sind diese Aufgaben erfüllt, ist die Basis gelegt.
"Ich brauche die Action"
Aber auf einer chirurgischen Station passiert auch oft Unerwartetes: Patienten haben plötzlich Schmerzen, Wunden entzünden sich. "Das ist einfach eine sehr gute Station, um sich für das Examen richtig vorzubereiten", sagt Azubi Jankwitz. Als eine Patientin über Schmerzen klagt, muss der Azubi reagieren. Mit seinen Kollegen legt er ihr eine Drainage. Der Azubi schwärmt von dem nach außen hektisch wirkendem Betrieb: "Ich bin ein Mensch, ich brauche die Action. Ich brauche morgens das Hin- und Hergelaufe."
Die Frühschicht dauert bis kurz nach 14 Uhr. Während dieser Zeit betreuen sechs Pfleger und eine Schichtleitung die Station. Ab 13 Uhr kommt die Tagschicht dazu. In diesen gut besetzten Stunden wird die Hauptarbeit mit den Patienten gemacht: Verbände werden gewechselt, Medikamente vorbereitet. Nachts ist deutlich weniger Betrieb, da wird die Station nur von drei bis vier Pflegerinnen versorgt.
Win-Win Situation für alle
David fühlt sich wohl in dem Praxisprojekt - und er fühlt sich in seiner Berufswahl bestätigt: "Das ist genau mein Beruf", sagt er und flitzt davon. Die nächsten Patienten warten schon.