Waldböden in Schleswig-Holstein häufig immer noch zu trocken
Der Regen der vergangenen Monate war gut für viele landwirtschaftliche Flächen. Doch die Waldböden leiden noch immer unter der Trockenheit der vergangenen Jahre. Dabei kommt es aber auch immer auf die Art der Bäume an.
Fünf Jahre in Folge gab es auch in Schleswig-Holstein zu wenig Regen. Darunter haben die Wälder im Land extrem gelitten. Nun heißt es im Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums: Entwarnung für die landwirtschaftlichen Flächen. Doch das gilt nicht für die Waldböden. Zumindest nicht für alle.
Nicht jeder Boden kann den Regen gut speichern
Am Gras hängen Regentopfen. Es nieselt leicht. Man könnte meinen, der Boden muss doch durchnässt sein, schließlich regnet es auch hier, im Segeberger Forst, ganz in der Nähe von Hartenholm (Kreis Segeberg), seit Juli sehr oft.
Der Förster hat einen Spaten mitgebracht. Er will den Boden untersuchen. Dafür muss er fast einen Meter tief graben. "Im Oberboden, also in den oberen Schichten, sieht man, dass die feucht ist durch den Regen", erklärt er und zeigt auf die dunkle Erde. Bis hierhin sei das Wasser hinein gesickert. Dann hält er inne, nimmt die helle, sandfarbene Erde in die Hand: "Wenn wir aber in die tieferen Horizonte kommen, merkt man: Das lässt sich kaum noch kneten, weil das sehr viel trockener ist." Im Sommer sei diese untere Bodenschicht wie Sand in einer Sanduhr, "pulvertrocken."
Fichten kommen mit der Trockenheit nicht klar
Je nährstoffärmer ein Waldboden ist, erklärt Bosse, je sandiger in tieferen Schichten, desto schlechter könne der Boden das Wasser speichern. Hier auf der Geest könnte es noch wochenlang we/nachrichten/schleswig-holstein/wald1328_v-contentxl.jpgiter regnen, ohne dass das Wasser den Bäumen zur Verfügung stehe. Es fließe einfach ab.
Die Fichten kämen mit Trockenheit nicht klar, so Bosse. Ihre Wurzeln wüchsen nicht tief genug, um das Grundwasser zu erreichen. Die Bäume haben bereits alle unteren Nadeln abgeworfen und könnten dem nächsten Sturm zum Opfer fallen. So wie die Fichten auf der benachbarten Fläche. "Selbst nach den Regenfällen, die wir in den vergangenen Wochen und Monaten hatten, sind die Wasserspeicher noch nicht angefüllt."
Jeder Waldstandort ist anders
Ein paar Kilometer entfernt auf dem Wolfsberg bei Fuhlenrühe steht ein kleiner, junger Mischwald auf einer Kuppe, ebenfalls Geest-Boden. Zwischen 25 und 30 Jahren sind die Bäume alt. Ihr Blätterdach sei auch im Sommer noch nicht dicht genug, um der starken Verdunstung an diesem exponierten Standort etwas entgegen zu setzen, erklärt der Förster. "Hier ist die sogenannte Klimawasserbilanz ungünstiger. Hier verdunstet mehr Wasser," durch mehr Sonneneinstrahlung und mehr Wind "und darum haben wir hier ein größeres Wasserdefizit als an dem Standort eben."
Hier, so schätzt Jens-Birger Bosse, sei der Grundwasserspiegel durch die Trockenheit der vergangenen Jahre, zehn, vielleicht sogar 20 Meter von den Wurzeln der Bäume entfernt. Trotzdem macht er sich um diesen Standort weniger Sorgen als um den bei Hartenholm. Hier stehen Eichen, Ebereschen, Buchen und Birken, und "die kommen einfach mit diesem schwierigen, trockenen Bedingungen besser zurecht."
Mehr Nährstoffe im Boden sind von Vorteil
Ein paar Kilometer weiter im Süden. Bei Kattendorf steht ein Wäldchen in einer Senke, alte Laubbäume mit einem Blätterdach, das den Boden bei Trockenheit im Sommer vor Verdunstung schützt. Hier muss Jens-Birger Bosse nur etwa 50 Zentimeter tief graben, bis er auf Wasser stößt. Der Vorteil dieses Bodens sei die Nährstoffdichte, erklärt er. Waldböden dieser Art sind in dieser Gegend eher selten, in Ostholstein hingegen die Regel. Mehr Nährstoffe heiße auch mehr Lehmanteile. Dadurch bilde sich eine Stauschicht, die das Regenwasser halten kann. In dem Wald bei Kattendorf, sagt er, sei schon fast zu viel Wasser, "aber das könnten die Bäume ab".
Ein gesunder Mischwald ist die Lösung
Es zeige sich also, dass ein gesunder Mischwald mit beiden Extremen besser klarkommt. Mit zu viel Wasser, aber auch mit einem zeitweilig zu trockenen Boden. Und deshalb bauen sie vor allem die Fichtenbestände auch zu Mischwäldern um, seit Jahren schon, erzählt er, um besser "auf die Klimaveränderungen reagieren zu können." Statt Fichten pflanzen sie tief wurzelnde Kiefern, klimatolerantere Eichen und Ebereschen, die durch ihr Laub den Boden verbessern.
Entwarnung für die Wälder im Land gibt der Förster aber nicht, denn der Grundwasserspiegel ist überall gesunken. Seinetwegen kann es gerne regelmäßig und gemäßigt weiter regnen.