Videospiele gegen Demenz: Senioren fahren virtuell Motorrad
Erinnerungsübungen, Bewegung und Musik können die Gehirnleistung verbessern. In einer Pflegeeinrichtung in Kiel-Pries spielen die Bewohnerinnen und Bewohner deshalb mit einer speziellen Konsole.
Im Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, dass im Gehirn Zellen absterben - Krankheiten wie Demenz werden in der Gesellschaft immer häufiger. Mit Koordinations- und Erinnerungsübungen kann die Vernetzung der Zellen aber verbessert werden. In einer Pflegeeinrichtung in Kiel-Pries wird dafür seit einiger Zeit eine spezielle Spielekonsole genutzt, die sogenannte Memore Box, entwickelt von einem Hamburger Start-up.
Gemeinsam vor der Spielekonsole
In insgesamt sechs verschiedene Spielen können die Seniorinnen und Senioren damit Koordination, Reaktionsfähigkeit und ihr Gedächtnis trainieren. Die 85-jährige Rosemarie Dietschmons fährt zum Beispiel virtuell Motorrad. "Ich kannte das nicht vorher", erzählt sie. "Das ist spannend, wenn man ausweicht. Wenn man auf dem Grünstreifen landet, das ist nicht gut." Das Spielen gefällt ihr. "Kann ich empfehlen", sagt sie. Besonders gut finden sie und die anderen, dass sie zusammen spielen und so eine Gemeinschaft bilden.
Studien weisen auf positiven Effekt hin
Die Mischung aus Erinnerungsübungen, Bewegung und Musik kann die Gehirnleistung verbessern und Symptome von Demenz lindern. Eine Studie am Universitätsklinikum in Hamburg (UKE) hatte vor einigen Jahren ergeben, dass regelmäßiges Spielen von Videospielen auch bei älteren Menschen zu einer Vergrößerung des Hirnvolumens führt. In einer wissenschaftliche Studie, die sich speziell mit der Memore Box beschäftigte, fanden Forschende ebenfalls Hinweise darauf, dass sich regelmäßiges Spielen positiv auf die kognitiven Fähigkeiten von Seniorinnen und Senioren auswirken kann.
Musik hat anregende Wirkung
Auch Pfleger Frank Aretz hat positive Effekte bemerkt. "Die Leute werden auch ein bisschen bequem, wollen auf ihren Zimmern oder in ihrem Wohnbereich bleiben. Und mit sowas holen wir sie aus den Zimmern, das ist das Schöne", sagt er. Besonders die Musik könne selbst schwer demente Menschen noch anregen. "Auf einmal singt da noch eine 100-Jährige, die sonst gar nichts mehr sagt", erzählt Aretz.