Prozess um illegalen Welpenhandel: "Beschäftigt mich immer noch sehr"
Eine 28-jährige Hamburgerin muss sich wegen illegalen Welpenhandels vor dem Amtsgericht Reinbek verantworten. Zeugen berichten, dass die Tiere zum Teil noch am Tag des Kaufs an einem Virus gestorben seien. Die Staatsanwaltschaft fordert anderthalb bis zwei Jahre Haft.
Zuerst war da große Freude: Mutter und Tochter kaufen nach längerer Suche einen vermeintlichen Malteserwelpen. Sie fahren gemeinsam nach Hause, wollen ein wenig mit dem neuen Familienmitglied spielen. Doch der Welpe wirkt schwach, kann kaum die Augen öffnen. Die Erklärung der Verkäuferin: Er sei die ganze Nacht von einem größeren Hund in ihrer Wohnung geärgert worden, sei einfach sehr müde. Zum Tierarzt fahren Mutter und Tochter mit dem Welpen trotzdem. Und plötzlich geht alles ganz schnell: Eine kurze Untersuchung. Sperrung der Praxis. Ganzkörper-Schutzanzüge für alle. Die Diagnose: das hochansteckende Parvovirus, eingeführt aus dem Ausland. Der Welpe - übrigens laut Tierarzt ein Hütehund - erhält Schmerzmittel, wenige Stunden später stirbt er.
Erleben musste das Jasmin Deffner (Name von der Redaktion geändert), eine 33-jährige Projektplanerin aus Barmstedt im Kreis Pinneberg. Heute ist klar: Sie ist Opfer von illegalem Welpenhandel geworden. Ihr Fall und der von sieben weiteren Geschädigten wird aktuell vor dem Amtsgericht Reinbek verhandelt. Angeklagt ist eine 28-jährige Hamburgerin. Sie soll die Welpen in Online-Anzeigen fälschlicherweise als geimpft und gechipt beworben haben. Außerdem ist sie wegen Tierquälerei angeklagt. Die Taten liegen inzwischen knapp drei Jahre zurück. Vor etwa einem Monat fand der erste Prozesstag statt.
So wurde die Käuferin betrogen
"Das alles beschäftigt mich immer noch sehr", bestätigt Jasmin Deffner vor Gericht. Zum einen sind da die Erinnerungen, wie der kleine Welpe vergeblich um sein Leben gekämpft hat. Und zum anderen die Frage, wie sie auf einen solchen Betrug reinfallen konnte. Das Muster in ihrem Fall deckt sich dabei mit den Zeugenaussagen der anderen Geschädigten: Gelockt wurden sie durch ein gutes, aber realistisches Angebot auf eBay-Kleinanzeigen. Die Verkäuferin inserierte unter einem Decknamen, fragte nach der Kontaktaufnahme scheinbar besorgt nach einem Fotobeweis, dass Jasmin Deffner wirklich einen Garten habe, der für den Welpen genug Auslauf garantiere. So weit schien alles seriös.
Am Tag der Übergabe änderte sich das aber. "Wir haben lange nach einem Parkplatz gesucht, waren ein bisschen spät", erinnert sich Deffner. "Dann hat die Verkäuferin mich angerufen und uns unter Druck gesetzt, sie werde jetzt gleich gehen." Als sie dann am vereinbarten Treffpunkt draußen vor einem Wohnhaus eintraf, ging nach ihrer Aussage alles sehr schnell. "Sie hat mir den Welpen und eine Tasche gegeben, ich ihr das Geld. Fragen konnte ich ihr kaum stellen", erzählt sie. Impfpass und andere Papiere sollten angeblich in der Tasche sein - waren sie nicht, wie sie später feststellte. Bei einer anderen Geschädigten war die Ausrede, dass die Papiere für den Welpen aus Versehen am Tag zuvor bei einem anderen Verkauf mitgegeben worden seien, die Verkäuferin kümmere sich aber darum und schicke sie per Post nach. Auch diese Unterlagen kamen nie an.
Staatsanwaltschaft fordert Haftstrafe
Laut Staatsanwaltschaft hat sich die Angeklagte aus Hamburg damit strafbar gemacht. Wegen Betrugs und Verstößen gegen das Tierschutzgesetz fordert sie eine Haftstrafe von anderthalb bis zwei Jahren. Die Verteidigung sprach sich zu Prozessbeginn für ein bis anderthalb Jahre aus. Jasmine Deffner jedenfalls ist vorsichtiger geworden. Bei ihrem zweiten Versuch, einen Hundewelpen zu kaufen, besuchte sie den Züchter. Die Zustände seien unhaltbar gewesen, sagt sie. Tatsächlich sei der Betrieb nach einer Besichtigung vom Veterinäramt geschlossen worden. Doch auch von dieser negativen Erfahrung ließ sie sich nicht entmutigen, inzwischen sind sie und ihre inzwischen siebenjährige Tochter stolze Besitzerinnen eines Hundes.