Tourismus in SH: So viele Gäste kamen noch nie
Fast zehn Millionen Gäste und damit so viele wie noch nie zuvor besuchten 2023 Schleswig-Holstein. Das Land konnte laut Sparkassen-Tourismusbarometer insbesondere in der Vor- und Nebensaison zulegen. Doch es gibt auch Warnsignale für die kommende Saison.
Rund 38 Millionen Mal übernachteten Gäste in gewerblichen Betrieben mit zehn und mehr Betten, 9,8 Millionen Menschen insgesamt besuchten Schleswig-Holstein in 2023. Das bedeutet laut Sparkassen-Tourismusbarometer ein Plus von 5,5 Prozent bei den Ankünften und 1,3 Prozent bei den Übernachtungen im Vergleich zu 2022. Schleswig-Holstein konnte laut Auswertung in den letzten Jahren besonders in der Vor- und Nebensaison zulegen. Die Sommermonate hielten sich auf einem hohen Niveau stabil. Doch es gibt auch Warnsignale. "Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist insgesamt unbefriedigend", sagte der Präsident des Sparkassen- und Giroverbands, Oliver Stolz. Zwar sei die Inflationsrate gesunken, aber das allgemeine Wirtschaftswachstum stagniere.
Menschen halten sich mit Konsumausgaben zurück
Tourismusakteure sollten sich deshalb nicht auf den Erfolgen ausruhen, heißt es im Tourismusbarometer. Ferienwohnungs- und Campingplätze haben dem Barometer zufolge eine große Bedeutung und auch die Hotellerie legte wieder zu. Doch es müsse weiterhin mit konsequenter Marktorientierung in Qualität, Innovation und Infrastruktur investiert werden, heißt es im Tourismusbarometer. Die politisch Verantwortlichen auf den unterschiedlichen Ebenen seien aufgefordert, die Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten. Angesichts der multiplen Krisen und einer starken Verunsicherung hielten sich die Menschen in Deutschland mit Konsumausgaben zurück.
Immer weniger Arbeitskräfte, immer höhere Kosten
Eine große Herausforderung für die Tourismusbranche sehen die Macher der Auswertung derzeit im Arbeitskräftemangel. Auch wenn das Tourismusbarometer gerade ein Hoch bei der Zahl der Beschäftigten in der Tourismusbranche feststellt, sieht man beim zweiten Blick, dass der Zuwachs vor allem auf einen hohen Anteil von geringfügig Beschäftigten zurückgeht. Zudem klagt das Gastgewerbe darüber, dass immer weniger Bewerber für eine Ausbildung gibt.
Auch die gestiegenen Kosten machen der Tourismusbranche zu schaffen. Aus Sicht des Vorsitzenden des Tourismusverbands Schleswig-Holstein, Hans-Jürgen Lütje, kommt es darauf an, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis zu behalten. Es sei ein sensibler Balanceakt gefragt, um nicht in ein Hochpreisimage abzurutschen und Marktanteile ans Ausland zu verlieren. Die Zahlungsbereitschaft der Gäste sei noch vorhanden, aber ein Kipppunkt mit Blick auf die Zahlungsmöglichkeiten scheine erreicht.
Minister Madsen: Warnsignale im Blick behalten
Für Schleswig-Holsteins Tourismusminister Claus Ruhe Madsen (CDU) lautet die Leitformel: "Optimistisch in die touristische Zukunft blicken, die gebotenen Chancen ergreifen und Herausforderungen aktiv gestalten." Die Warnsignale sollten alle Beteiligten laut Madsen im Blick behalten. Denn die Gewinnmarge des schleswig-holsteinischen Gastgewerbe sank nach Daten der Sparkassen bis Ende 2022 stärker als bundesweit. Die Touristiker seien gefordert, ihre Angebote den Marktbedingungen anzupassen: "Die entsprechenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen liegen im Verantwortungsbereich der Politik."