Sylt: Verendeter Pottwal von Hörnum abtransportiert
Experten haben den mehr als 14 Meter langen Pottwal in Hörnum bis Dienstagnachmittag aufwändig zerlegt. Für Verzögerungen sorgten frostige Temperaturen. Der Kadaver wird jetzt in Jagel beseitigt.
Am Dienstagabend ist das Fleisch des am Freitag vor Sylt gefundenen, verendeten Pottwals per Lkw mit dem Autozug aufs Festland und dann weiter nach Jagel bei Schleswig (Kreis Schleswig-Flensburg) zur Tierkörperbeseitigung transportiert worden. Das teilte das beauftragte Jageler Unternehmen Rendac auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein mit. Dort werden die zehn bis 15 Tonnen Fleisch in den kommenden Tagen sterilisiert und anschließend zu Tiermehl und Tierfett weiterverarbeitet.
Vorher war der Kadaver des Tieres bis Dienstagnachmittag mit Hilfe einer Kettensäge in acht Teile zerlegt worden. Das Fleisch wurde in drei große Container gehievt, nur der Unterkiefer und die Zähne aus Elfenbein bleiben vorerst noch am Strand von Hörnum. Geplant ist, sie künftig im Meereserlebniszentrum in List auf Sylt (Kreis Nordfriesland) auszustellen.
Pottwal nun ein Fall für Forscher
Das Interesse an dem toten Pottwal-Bullen war groß, nicht nur bei Schaulustigen. Mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nahmen am Dienstag vor Ort verschiedene Proben und untersuchten den Magen des Tieres. So solle geklärt werden, wie der Wal verendete und weshalb er sich in die Nordsee verirrt hatte, erklärte Meeresbiologe Joseph Schnitzler vom Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) aus Büsum (Kreis Dithmarschen).
"Mit den Proben kann man dann ein bisschen was über die Herkunft des Wals feststellen." Anschließend folgen auch toxikologische Untersuchungen, um Schadstoffe in den Proben zu messen. "Das gibt uns einen Hinweis darauf, wo die Tiere entlang gekommen sind", so Schnitzler. Bis die Ergebnisse vorliegen, wird es vermutlich einige Wochen dauern. Schon jetzt ist Schnitzler aber ziemlich sicher, dass es sich bei dem verendeten Pottwal um ein Jungtier handelt, das noch keine 20 Jahre alt war. Dies schließt er aus seiner Länge von etwa 14 Metern.
Hat Umweltverschmutzung den Tod des Tieres verursacht?
Dennis Schaper von der Schutzstation Wattenmeer vermutet, dass man bei der Untersuchung im Magen des Tieres relativ viel Plastik finden werde - wie schon bei den Pottwal-Kadavern von 2016. Umweltverschmutzung sei ein bedeutender Faktor, der dazu beitrage, dass Wale verenden, meint Schaper. Dass Aktivitäten des Menschens im Wasser zum Tod des Tieres geführt haben könnte, hält der Experte ebenfalls für möglich - so auch das Szenario, dass Sonnenstürme die Navigation des Wals beeinträchtigt haben könnten.
Muschelfischer nahmen Wal an den Haken
Nach Angaben der Schutzstation Wattenmeer war der Kadaver bereits am Freitagabend (14.2.) in der Nordsee vor Hörnum gesichtet worden. Muschelfischer schleppten ihn am Sonnabend in Richtung Hörnumer Hafen auf Sylt. Das männliche Tier, dessen Länge zunächst mit 16 Metern beziffert wurde, ist offenbar schon länger tot.
Zwischenzeitlich herrschte Explosionsgefahr
Da der Kadaver laut Schutzstation Wattenmeer bereits zu verwesen begonnen hatte, wurde bis zur Bergung davor gewarnt, sich dem Tier zu nähern. Es habe die Gefahr bestanden, dass der Wal unter dem Druck innerer Gase an weiteren Stellen aufplatzt - die Rückenpartie des Tieres war bereits offen. Expertin Katharina Weinberg von der Schutzstation Wattenmeer hatte auch auf Parasiten und Bakterien am Kadaver hingewiesen.
Experten einer Fachfirma hatten am Montagabend dann mit der Zerlegung begonnen und den Unterkiefer des gigantischen Tieres mit Messern, Kettensäge und Baggerschaufel abgetrennt. Doch danach lief nicht alles so schnell wie gewünscht: Eisige Temperaturen sorgten dafür, dass Teile des Wals gefroren. "Ich bräuchte eine ordentlichere Motorsäge", sagte Timo Arp, Schlachter aus Jagel (Kreis Schleswig-Flensburg), im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Pottwale verirren sich eher selten in Nordsee
Laut einem Sprecher der Schutzstation ist es relativ selten, dass Pottwale sich in die flache Nordsee verirren und stranden. Auf Sylt wurde zuletzt 1995 ein großer Wal angespült. Im Winter 2016 strandeten in der südlichen Nordsee gleich 30 Pottwale innerhalb weniger Tage. Forscher gehen davon aus, dass es dafür nicht nur einen Grund gab, sondern eine Kombination verschiedener Umweltfaktoren dazu geführt hatte.
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