Walskelett in Groß Pampau: Zwei Brüder und ihre Fossilenfunde
Ein Zahnwal-Skelett, 11 Millionen Jahre alt und gut erhalten - das ist der neueste Fund der Hobby-Paläontologen in Groß Pampau. Aber nicht ihr erster: Seit fast 40 Jahren suchen sie hier Fossilien.
Vor fast 70 Jahren, als kleiner Junge, beginnt Gerhard Höpfner, Fossilien zu sammeln. Sein Vater unterstützt ihn bei seinem Hobby - und bringt ihn auch nach Groß Pampau, Herzogtum-Lauenburg. "Mein Vater hatte dienstlich hier zu tun mit der Firma Kieswerke Ohle & Lau und hat mich mitgenommen", erinnert sich der heute 75-jährige Lübecker. "Er hat mich in der Kiesgrube morgens abgesetzt und abends mit 20 Kilo Steinen wieder eingesammelt."
In der Grube nach Fossilien suchen - ein fesselndes Hobby
Gerhard Höpfner ist begeistert von den Fossilien, die er im Kies findet und steckt auch seinen Zwillingsbruder Wolfgang mit seiner Sammelleidenschaft an. "Er hat mir damals gezeigt, wie er am See dort die Haizähne nur so weg gesammelt hat wie vom Förderband. Sowas steckt natürlich an und man denkt sich, vielleicht kann ich ja auch mal ein paar finden," erzählt Wolfgang Höpfner. Seit damals erlaubt das Familienunternehmen der Kieswerke den Hobbysammlern in ihrer Grube nach Fossilien zu suchen, unterstützt sie sogar manchmal mit ihren Maschinen - alles rein privat.
Mehr als Wal-Funde in Groß Pampau
So richtig los geht es vor 40 Jahren: 1984 findet Gerhard Höpfner das erste Walskelett in Groß Pampau. Und es wird klar: Das sind die Spuren der Ur-Nordsee, die vor rund 11 Millionen Jahren ganz Schleswig-Holstein bedeckte. Und in Groß Pampau sind diese Spuren erreichbar, erklärt Gerhard Höpfner: "Alles, was damals gelebt hat, liegt uns zu Füßen. Wir gehen spazieren auf diesen Tieren." Der Grund: An dieser Stelle hat ein Salzstock die unteren Sedimentschichten hochgedrückt, der Tonabbau legt diese jetzt Stück für Stück frei - europaweit einzigartige Bedingungen.
Skelette verschiedener Tiere aus der Urzeit
Verschiedenste Muschelarten, Robben- und Schildkrötenskelette und mehr als 20 Wale finden die Zwillingsbrüder mit ihrem ehrenamtlichen Grabungsteam in Groß Pampau - so viele Wale, dass die Gemeinde seit 2009 einen Bartenwal in ihrem Wappen trägt.
Funde nur dank Hobby-Paläontologen
Über die Jahrzehnte hat sich Gerhard Höpfner ein umfangreiches paläontologisches Wissen angeeignet, zehntausende Stunden nicht nur in die Suche nach Fossilien, sondern auch in ihre Präparation gesteckt, um sie für Forschende und die Öffentlichkeit zu erhalten. 2012 wird er für dieses umfassende ehrenamtliche Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Die Fossilienfunde von Groß Pampau sind nicht nur lokal und regional von großer Bedeutung: Urzeitforschern in ganz Europa ist die Grube im Herzogtum-Lauenburg ein Begriff.
Wissenschaftler: Auf Hobbysammler angewiesen
Bei der Suche nach Fossilien in einer aktiven Tongrube sind die Wissenschaftler auf das Engagement von Hobbysammlern angewiesen, so Dr. Matthias Alberti, Leiter des Geologischen und Mineralogischen Museums in Kiel: "Solche Funde wie jetzt der Zahnwal sind nur deshalb möglich. Als Paläontologe von der Universität kann man das gar nicht leisten, alle paar Tage in der Grube zu suchen."
Weitersuchen bis zur nächsten Entdeckung
Mindestens einmal pro Woche schauen Gerhard Höpfner und sein Bruder in der Tongrube vorbei: "Wenn die Firma Ohle & Lau Ton abbaut, dann ist frisches Material da. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir etwas finden, relativ groß." Gerhard Höpfner schätzt, dass in Groß Pampau etwa alle zehn bis 15 Meter ein Tier liegt - und freut sich schon jetzt auf den nächsten Fund: "Also der schönste Moment ist das Entdecken."