Tierarztpraxen in Schleswig-Holstein mit Nachwuchssorgen
Während der Corona-Pandemie hat die Zahl der Haustiere zugenommen, auch in Schleswig-Holstein. Die Zahl der Tierärzte droht dagegen immer weiter abzunehmen.
Wer übernimmt die Tierarztpraxen, wenn die Tierärzte in Rente gehen? Eine Frage, die so leicht nicht zu beantworten ist. Allein die Zahl der Hunde in Schleswig-Holstein hat sich laut dem Webportal Statistica in den vergangenen 20 Jahren etwa verdoppelt. Die Corona-Pandemie hat für zusätzlichen Schub gesorgt. Doch während es immer mehr Haustiere gibt, stehen viele kleine Tierarztpraxen vor dem Aus - weil die Inhaberinnen und Inhaber in Rente gehen und keine Nachfolge finden.
Persönliche Bindungen entstehen
So geht es auch Tierärztin Johanne Scholtissek aus Molfssee (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Sie übt ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus: "Das ist der große Pluspunkt, wenn man selbstständig in der eigenen Praxis ist - da baut man eine andere Verbindung zu den Patienten auf, als wenn man irgendwo angestellt zwei Stunden am Tag arbeitet. [...] In vielen Fällen entsteht auch eine persönliche Bindung." Deswegen will die Tierärztin ihre Praxis zum Rentenbeginn unbedingt weitergeben. Doch nach 30 Jahren Selbstständigkeit findet sie niemanden, der sie übernehmen will.
Bis zu 100 Stellen in Schleswig-Holstein unbesetzt
Auf die Anzeige für ihre Praxis hat sie in neun Monaten noch keine einzige Bewerbung bekommen. "Die großen Praxen werden von Organisationen aufgekauft, aber diese kleinere, individuelle Betreuung, da findet sich kein Nachfolger. Dabei ist der Verwaltungsaufwand eigentlich nicht so schwierig", erklärt die Tierärztin. In ihrem Fall könne man die Praxis sofort übernehmen und am nächsten Tag anfangen. Doch dafür müsste es Nachwuchs geben. Der fehlt aber, weil die Zahl der Studienplätze gering ist. Außerdem wollen viele junge Ärztinnen und Ärzte weniger arbeiten. Die Tierärztekammer schätzt, dass etwa 100 Stellen im Land derzeit unbesetzt sind.
Johanne Scholtissek hat die Suche nach einer Nachfolge inzwischen an einen Makler abgegeben, um sich auf ihre Arbeit konzentrieren zu können. 15 bis 20 Patienten behandelt sie am Ende eines durchschnittlichen Tages.